Erschienen in:
18.04.2016 | Leitthema
Gesundheit von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit ungesichertem Aufenthaltsstatus im Vergleich zu Kindern mit und ohne Migrationshintergrund: Auswertung der KiGGS-Daten 2003–06
verfasst von:
Judith Wenner, Oliver Razum, Liane Schenk, Ute Ellert, Kayvan Bozorgmehr
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 5/2016
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Zusammenfassung
Hintergrund
Der Gesundheitszustand von Kindern und Jugendlichen aus Familien mit ungesichertem Aufenthaltsstatus könnte aufgrund der Belastungen vor und während der Flucht schlechter sein als der von anderen Kindern mit und ohne Migrationshintergrund in Deutschland. Ihr unsicherer aufenthaltsrechtlicher und häufig niedriger sozialer Status setzte sie zudem Zugangsbarrieren zur Gesundheitsversorgung aus. Durch Auswahleffekte könnten sie jedoch auch gesünder als andere Kinder im Zielland sein. In diesem Beitrag wird die gesundheitliche Situation von Kindern und Jugendlichen mit unsicherem und sicherem Aufenthaltsstatus verglichen.
Methoden
Datengrundlage sind die Daten des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS). In multivariablen logistischen Regressionsmodellen analysieren wir die Zusammenhänge zwischen dem Aufenthaltsstatus der Kinder und ihrem subjektiven Gesundheitszustand, dem Vorliegen von psychischen Auffälligkeiten sowie Parametern medizinischer Versorgung. Dabei adjustieren wir für sozialen Status und Migrationshintergrund.
Ergebnisse und Diskussion
Von 17.245 Kindern haben 197 (1,1 %) einen unsicheren Aufenthaltsstatus. Nach
Adjustierung für Alter und Geschlecht geht ein unsicherer Aufenthaltsstatus mit einer
höheren Wahrscheinlichkeit für eine schlechtere subjektive Gesundheit (OR = 3,12
(2,07–4,94)), psychische Auffälligkeiten (OR = 1,83 (1,16–2,87)), einen unvollständigen
Impfstatus (OR = 2,0 (1,33–3,0)) und die Inanspruchnahme von Notfallversorgung (OR =
2,28 (1,2–4,36)) einher. Nach Adjustierung für den sozialen und den Migrationsstatus
erweist sich lediglich die Assoziation mit einer erhöhten Nutzung von Notfallversorgung
als signifikant (OR = 2,53 (1,18–5,43)). Dieser Zusammenhang weist auf mögliche Barrieren beim Zugang zu ambulanter Regelversorgung hin, die näher analysiert werden müssen.