Erschienen in:
14.02.2019 | Intelligenzminderung | Originalarbeit
Gesundheitskompetenz von Menschen mit Behinderung
Ergebnisse einer explorativen Studie in Werkstätten für Menschen mit Behinderung
verfasst von:
Prof. Dr. Katharina Rathmann, Cosima Nellen
Erschienen in:
Prävention und Gesundheitsförderung
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Ausgabe 4/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Trotz umfangreicher Evidenz zur Gesundheitskompetenz (GK) bei der Allgemeinbevölkerung und bei vulnerablen Gruppen fehlt es an Studienergebnissen zur GK bei Menschen mit Behinderung (MmB). Ziel der Studie ist daher, a) zu untersuchen, wie MmB ihre GK einschätzen und b), ob Unterschiede in der GK, differenziert nach soziodemografischen, -ökonomischen und behinderungsspezifischen Aspekten bestehen.
Material und Methoden
Der Feldzugang erfolgte über sechs Werkstätten für MmB (WfbM). Die Stichprobe (n = 333) setzte sich aus Beschäftigten im Alter von 20 bis 65 Jahren mit psychischen und chronischen Beeinträchtigungen, Lernschwierigkeiten und sonstigen Behinderungen zusammen. Die GK wurde anhand des HLS-EU-Q16 erfasst. Mittels uni- und bivariater Analysen wurden Häufigkeiten inadäquater GK, auch differenziert nach den Hintergrundmerkmalen, berechnet.
Ergebnisse
Die Selbstaussagen von etwa 61 % der Befragten wiesen auf eine inadäquate oder problematische GK hin. In den Dimensionen „Gesundheitsförderung“ (83,4 %) und „Prävention“ (81,8 %) fiel der Anteil der Befragten mit einer inadäquaten oder problematischen GK am höchsten aus im Vergleich zur Dimension „Krankheitsbewältigung“ (79,5 %). Frauen (65 %), Befragte mit keinem Schul- (63,6 %) oder Förderschulabschluss (62,3 %) sowie jene, die eine starke Alltagseinschränkung aufgrund der Behinderung wahrnahmen (69,3 %) wiesen häufiger eine inadäquate oder problematische GK auf als Männer (57,2 %), Befragte mit mindestens Hauptschulabschluss (50,8 %) oder einer geringeren Alltagseinschränkung (47,6 %).
Schlussfolgerung
Die Studie verdeutlicht, dass die GK von MmB einer zielgruppenspezifischen Förderung, insbesondere in den Bereichen der Prävention und Gesundheitsförderung, bedarf. Zudem wird die zielgruppenadäquate Erfassung der GK bei Menschen diskutiert.