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16.08.2019 | Gesundheitspolitik | Nachrichten

Gemeinde auf Hausarztsuche

„Die Bürgermeisterin ist noch unverheiratet!“

verfasst von: dpa

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Viele Gemeinden auf dem Land klagen über Ärztemangel. Die Politik versucht es mit Förderprogrammen und Quoten. Das bayerische Kollnburg geht einen ungewöhnlichen, etwas anderen Weg: Die medienerprobte Bürgermeisterin schaltet eine Anzeige mit Verweis auf ihren Beziehungsstatus.

Die Gemeinde Kollnburg mitten im Naturpark Bayerischer Wald sucht einen Arzt: so weit, so unspektakulär. Wäre die Bürgermeisterin des Orts mit knapp 2800 Einwohnern nicht Josefa Schmid; ihres Zeichens: ledig.

Das ist wichtig, weil die Gemeinde jüngst eine Annonce schaltete, um einen Hausarzt beziehungsweise eine Hausärztin zu suchen. Ein Zusatz lautete: „Die Bürgermeisterin ist noch unverheiratet!“

Das hat nicht nur ein großes Medienecho ausgelöst – vor allem trudeln nun Bewerbungen ein: „Es ist wirklich höchst erstaunlich, was dieser kleine Zusatz für große Wirkung entfaltet“, freut sich Schmid. „Wir haben damit überhaupt nicht gerechnet und werden da auch ein bisschen überrollt.“

Drei konkrete Angebote

Fast überrascht berichtet die FDP-Politikerin, es hätten sich wirklich Ärzte per E-Mail mit Lebenslauf und detaillierten Angaben gemeldet. „Wir sind jetzt ganz konkret auch schon in Kontakt mit einer Ärztin, die mit der ganzen Familie aus dem Frankfurter Großraum nach Niederbayern umziehen möchte, oder auch mit einem Arzt aus NRW wie auch aus dem Großraum Hannover.“

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Das Thema Landärztemangel beschäftigt die Politik seit Jahren. Die Lösungsansätze sind vielfältig: Studienplätze werden mitunter an die Bedingung geknüpft, nach dem Abschluss für einige Jahre in ärztlich unterversorgte Regionen zu gehen. Es gibt Förderungen bei der Wohnungssuche, Starthilfe für die Jobsuche des Partners, Kita- und naturnahe Freizeit-Angebote.

Manche Kommunen werden noch kreativer und veröffentlichen wie das niedersächsische Rastede ein Video, in dem unter anderem geworben wird mit: „Arbeiten, wo andere Urlaub machen“. Das steht so ähnlich auch in der Anzeige von Kollnburg.

Einst die singende Bürgermeisterin

Es sei ein sehr ernstes Thema, sagt Bürgermeisterin Schmid. Und ihre Aktion sei ein gutes Beispiel, „wie man es vielleicht ein bisschen auf humorvolle Art und Weise angehen kann“. Dass sie medienaffin ist und auch das Rampenlicht nicht scheut, hatte Schmid schon vor Jahren bewiesen, als sie als „singende Bürgermeisterin“ berühmt wurde.

Erst hatte sie eine Cover-Version des Hits „Weus’d a Herz hast wia a Bergwerk“ des österreichischen Sängers Rainhard Fendrich veröffentlicht und Stunk mit dem Musikverlag bekommen. Später stieg sie auf Swing um. Im vergangenen Jahr geriet Schmid bundesweit in die Schlagzeilen in der Debatte um manipulierte Asylbescheide als Chefin der Bremer Außenstelle des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge.

Sollten sich denn andere Kommunen auf der Suche nach einem Landarzt an Schmids Methoden ein Vorbild nehmen? „Ich glaube, dass sich das nicht jeder leisten kann. Das muss auch zu einem passen“, meint der Präsident des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, Uwe Brandl, der wie Schmid Bürgermeister in Niederbayern ist. „Frau Schmid ist ja bekannt dafür, dass sie medial einen Kniff findet.“ Und der Erfolg gebe ihr offensichtlich recht. „Ist ja schön, wenn es funktioniert.“

Ärzte mit Humor

Sie selbst sagt: „Politik ist natürlich eine seriöse Sache, und die muss man auch ganz ernsthaft betreiben.“ Aber wenn es schwer werde und der Konkurrenzdruck abseits der Metropolregionen groß sei, sei es schon erlaubt, das „auch einmal ein bisschen unkonventionell anzugehen“. „Warum soll man nicht auch mal einen anderen Weg gehen, der originell ist.“ Und auch die Ärzte hätten Humor.

Unter den Bewerbungen seien aber solche, bei denen es weniger um den Ärztejob als um die unverheiratete Bürgermeisterin geht. „Das kann ich jetzt so schnell nicht beantworten“, sagt Schmid. Und Vorrang hätten jetzt erstmal die Ärzte. Der Frage, ob denn für sie jemand dabei wäre, weicht die 45-Jährige zunächst aus: „Privat ist privat“, sagt sie. Aber auch: „Mal schauen, wie sich das entwickelt.“ Besonders kurios: „Es sind auch welche dabei, die wollen Trauzeugin machen. Das finde ich ein paar Schritte zu weit gedacht.“ 

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Dieser Beitrag stammt aus der Feder unserer Kollegen der Ärzte Zeitung. Noch mehr Beiträge zu Gesundheits- und Berufspolitik, aber auch zu Praxisthemen wie Abrechnung und Recht finden Sie bei Ärzte Zeitung Online.

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