Nordosten profitiert von starkem KV-Chef

Wer nur jammert, schreckt ab. Beharrlich hat Mecklenburg-Vorpommerns KV-Chef Eckert das Honorar seiner Ärzte verbessert. Und Allianzen mit allen Berufsverbänden geschmiedet. Danach sitzt der Feind anderswo: In Berlin und im Westen. Eckert sichert das den Machterhalt. Es gibt wohl keine zweite KV in Deutschland, die so stark auf eine Person zugeschnitten ist wie Mecklenburg-Vorpommern. Der Rostocker Allgemeinarzt Dr. Wolfgang Eckert hat Mitte der 90er Jahre das Ruder in Schwerin übernommen, und die Ärzte an der Ostsee zeigen bislang wenig Bereitschaft, es ihm wieder aus der Hand zu nehmen. Wie bei jeder Wahl schnitt Eckert auch jüngst bei der Vorstandswahl hervorragend ab und wird für sechs weitere Jahre an der Spitze der KV stehen. Die damit verbundenen Hoffnungen sind klar: Weitere Honorarverbesserungen. Zwar hält sich die KV stets mit Zahlenangaben zurück. Inzwischen stellt sie die Honorarsituation im Land aber längst nicht mehr so düster dar wie noch vor einigen Jahren. Das hatte damals zum Teil seine Berechtigung – denn die Kassen bemühten sich intensiv, sich über Regresse einen Teil des Honorars zurückzuholen. Eckerts verbissener und erfolgreicher Kampf dagegen ist Grundlage für seine unangefochtene Akzeptanz im Land. Die KV hat inzwischen erkannt, dass ständige Klage über vermeintlich am Existenzminimum arbeitende Ärzte keine geeignete Werbeaussage für das Land ist. Und nichts braucht die KV an der Ostsee dringender als neue Ärzte. Nur noch knapp über 1000 Hausärzte praktizieren in der weiten Fläche. Mit schöner Landschaft und attraktiven Freizeitmöglichkeiten allein lassen sich die Jungmediziner nicht locken. Gemeinsam mit anderen Akteuren im Land hat die KV deshalb vor Jahren begonnen, für eine Niederlassung im Land schon an Universitäten in Rostock und Greifswald zu werben. Dazu gehört auch der Hinweis auf attraktive Verdienstmöglichkeiten. Wirkliche Transparenz über das zu erzielende Einkommen ist die KV allerdings schuldig geblieben. Fest steht dagegen, dass die Arbeitsbelastung vergleichsweise hoch ist. Kritik hat Eckert im eigenen Land nicht zu befürchten. Zwischen KV und Hausärzteverband besteht im Gegensatz zum Bund ein enges Verhältnis. Eckert und sein neu gewählter Vize Dr. Dieter Kreye sind neben Dr. Astrid Buch auch die wichtigsten Vertreter des Hausärzteverbandes. Fakten zur KV Mecklenburg-Vorpommern Arztzahlen: insgesamt 2392 Ärzte und Psychotherapeuten, darunter 1048 Hausärzte, 1164 Fachärzte, 180 Psychotherapeuten. Arztdichte: 744 Einwohner pro Arzt; 1571 pro Hausarzt. Honorarsumme: 709 Millionen Euro im Jahr 2010 (Vorjahr: 690 Millionen Euro); erwarteter Zuwachs laut KBV im Jahr 2011: 1,8 Prozent. Verwaltungskostensatz: 2,15 Prozent für Online-Abrechner. Verband und KV vertreten nach außen stets die gleiche Linie. Auseinandersetzungen um die hausarztzentrierte Vergütung wie in anderen Bundesländern sind derzeit undenkbar. Das zeigte sich im vergangenen Jahr, als der Hausärzteverband einem Add-on-Vertrag zur hausarztzentrierten Versorgung mit den Betriebskrankenkassen zustimmte – nachdem die KV als Dienstleister eingebunden wurde. Die Einbindung der anderen Fachgruppen im Land geschieht hinter den Kulissen. Kritische Töne in Richtung KV äußern die Berufsverbandsvorsitzenden nicht. So harmonisch das Verhältnis im Land, so konfliktfreudig ist der KV-Vorstand auf Bundesebene. Sowohl die KBV als auch die Bundesspitze des Hausärzteverbandes werden angegriffen, wenn Interessen im Nordosten berührt sind. Beliebtes Feindbild sind je nach Gefechtslage auch die „West-KVen“, oft mit Blick auf den Honorarvorsprung, der erst viele Jahre nach der Wende aufgeholt wurde. Häufige Kritik in Richtung Berlin macht deutlich, dass man in Schwerin auf Unabhängigkeit setzt. Innovative Versorgungsformen sind im Nordosten die Ausnahme. Eine der wenigen ist ein vor einem Jahr in Rostock gestartetes Modell, das wie berichtet von der Techniker Krankenkasse unterstützt wird. Gegen eine extrabudgetäre Jahrespauschale werden Patienten in diesem Modell ohne Wartezeit zu weiteren Fachärzten weitergeleitet, wenn sie zusätzliche Abklärung und Diagnostik benötigen. Neue Gesichter im Vorstand gibt es mit dem Abschied von Dr. Dietrich Thierfelder erstmals seit vielen Jahren. Der Vorstand wurde auf drei Personen aufgestockt. Neben Kreye ist Gynäkologe Fridjof Matuszewski Vorstandsmitglied. Ein Ausblick in die Ära nach Eckert ist den wenigen Wochen der neuen Amtszeit aber kaum möglich. Noch steht auch allerdings auch gar nicht fest, wann diese anbrechen wird. Seine Amtszeit dauert bis 31. Dezember 2016. Fridjof Matuszewski Dr. Wolfgang Eckert Dr. Dieter Kreye Aktuelle Position: Vorstandsmitglied, verantwortlich für das Grundsatzressort "Fachärztliche Versorgung". Werdegang: DM Matuszewski, 49 Jahre, ist als Gynäkologe in Demmin niedergelassen. Karriere: politisches Engagement in der FDP; Mitglied im Landesvorstand von Medi. Aktuelle Position: Vorstandsvorsitzender der KV Mecklenburg-Vorpommern. Werdegang: Eckert, 67 Jahre alt, war niedergelassener Allgemeinarzt in Rostock. Karriere: amtiert seit 1997 als Vorstandsvorsitzender, war zuvor KV-Vize, starke Verankerung im Hausärzteverband. Aktuelle Position: stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Mecklenburg-Vorpommern. Verantwortlich für das Grundsatzressort "Hausärztliche Versorgung". Werdegang: Dr. Dieter Kreye ist als Allgemeinarzt in Neubrandenburg niedergelassen.

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