Ein 81-jähriger, männlicher Patient wurde notfallmäßig bei Verdacht auf nichtarteriitische anteriore Optikusneuropathie (NAION) des linken Auges an unsere Klinik überwiesen. Anamnestisch berichtete er über eine leichte Farbsinnstörung seit 2 Tagen, weshalb er sich beim niedergelassenen Augenarzt vorgestellt hatte. Die Augenanamnese ergab eine mehrere Jahre zurückliegende Kataraktoperation beidseits, der Visus am rechten Auge sei seit etwa 8 Jahren bei Zustand nach Venenastverschluss dauerhaft reduziert. Eine regelmäßige Augentropfenapplikation bestünde nicht. Als Vorerkrankungen waren bei dem Patienten eine koronare Herzkrankheit, eine arterielle Hypertonie sowie eine Hypothyreose bekannt. Als systemische Medikation nahm er Ramipril, Metoprolol, Nifedipin, Atorvastatin, Acetylsalicylsäure und Jodid ein. Der Visus lag am rechten Auge (RA) bestkorrigiert bei 0,25, am linken Auge (LA) bei 0,63. Der intraokulare Druck (IOD) lag applanatorisch am RA bei 8 mm Hg, am LA bei 10 mm Hg. In der Spaltlampenbiomikroskopie zeigte sich eine reizfreie Pseudophakie. Die Pupillomotorik war beidseits regelrecht ohne Hinweis für ein relativ afferentes pupilläres Defizit. In der Fundoskopie zeigten sich am RA eine farbarme, randscharfe Papille mit vergrößerter Exkavation sowie sektorielle Laserkoagulationsherde temporal superior. Am LA zeigte sich die Papille fundoskopisch ebenfalls blässlich, temporal fast randständig exkaviert mit sichtbarer Lamina cribrosa sowie superiorer und inferiorer „flammenförmiger“ Randunschärfe, differenzialdiagnostisch am ehesten einem Pseudopapillenödem bei myelinisierten Nervenfasern entsprechend (Abb. 1). Weiterhin zeigten sich an beiden Augen (BA) die Makula mit zartem Glitzern bei epiretinaler Gliose und eine allseits anliegende Netzhaut. Die 30°-Schwellenperimetrie ergab am RA einen Gesichtsfelddefekt nasal inferior, vereinbar mit dem sektoriellen Gefäßverschluss. Am LA zeigten sich zirkulär relative unspezifische Gesichtsfelddefekte ohne Hinweis für einen altitudinalen Defekt und insgesamt untypisch für eine NAION (Abb. 2). Die Nervenfaserschichtdicke (RNFL) zeigte am RA eine grenzwertige Verdünnung der Nervenfaserschichten temporal superior, am LA zeigte sich die Nervenfaserschicht temporal und temporal superior leicht verdickt, ansonsten im oberen Normbereich (Abb. 3).
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