Erschienen in:
04.06.2019 | Originalien und Übersichten
Gleichstellung der Geschlechter und Geschlechterunterschiede in der Lebenserwartung in Deutschland
verfasst von:
Prof. Dr. Petra Kolip, Dr. Cornelia Lange, Dr. Emily Finne
Erschienen in:
Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz
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Ausgabe 8/2019
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Zusammenfassung
Hintergrund
Geschlechterunterschiede in der Lebenserwartung mit einer geringeren Lebenserwartung in der männlichen Bevölkerung sind weltweit dokumentiert. Der Geschlechterunterschied variiert in internationalen Studien u. a. mit dem Grad der Gleichstellung der Geschlechter.
Fragestellung
Es wird untersucht, (1) ob zwischen den Bundesländern Lebenserwartungsunterschiede bestehen und ob das Ausmaß der Gleichstellung auf Länderebene mit (2) den Geschlechterunterschieden in Lebenserwartung und (3) mit der Lebenserwartung von Frauen und Männern assoziiert ist.
Material und Methoden
Der Gender Inequality Index (GII) des United Nations Development Projects (UNDP) wird mit deutschen Daten für die Bundesländer berechnet und mit der Lebenserwartung bei Geburt sowie dem Geschlechterunterschied in der Lebenserwartung mittels linearer Regression assoziiert.
Ergebnisse
Der GII variiert zwischen 0,065 (Bayern) und 0,117 (Mecklenburg-Vorpommern), die Geschlechterdifferenz in der Lebenserwartung differiert innerhalb Deutschlands um fast zwei Jahre. Es zeigt sich ein Zusammenhang zwischen der Geschlechterdifferenz in der Lebenserwartung und dem GII (R2 linear = 0,848) sowie zwischen GII und Lebenserwartung männlicher (R2 linear = 0,700), nicht aber weiblicher Neugeborener (R2 linear = 0,102). Der Zusammenhang bleibt bestehen, wenn das Bruttoinlandsprodukt (BIP) als Indikator für die Wirtschaftskraft berücksichtigt wird.
Diskussion
Die Gleichstellung der Geschlechter steht in positivem Zusammenhang mit der Lebenserwartung von Männern. Dies kann mit einer verringerten Bedeutung männlicher Geschlechterstereotype und mit ihnen assoziierter Risikoverhaltensweisen erklärt werden. Die im Präventionsgesetz formulierten Anforderungen an geschlechterdifferenzierte Interventionen sind hoch bedeutsam.