Interferon alpha verbessert Gliomtherapie

Eine Behandlung mit Interferon alpha kann in Kombination mit Temozolomid das Leben bei hochgradigen Gliomen deutlich verlängern. Von der Therapie profitieren vor allem Personen mit nichtmethyliertem MGMT-Promotor. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Prognose bei hochgradigen Gliomen ist bekanntlich sehr ungünstig, so wird dringend nach Wegen gefahndet, die Standardbehandlung Resektion plus Temozolomid-Radiochemotherapie zu verbessern. Kleinere Studien deuteten auf Vorteile einer Zusatztherapie mit Interferonen, allerdings seien die Resultate oft nicht so eindeutig gewesen, auch Dosis und Tumorcharakteristika wiesen noch Fragen auf, berichten Onkologinnen und Onkologen um Dr. Chengcheng Guo vom Krebszentrum Sun Yat-Sen in Guangzhou in China. Diese Fragen wollten sie mit einer Phase-3-Studie beantworten. Den Resultaten zufolge scheint die Zusatztherapie mit Interferon alpha das Leben bei Grad-3- und Grad-4-Tumoren um acht Monate zu verlängern. An der Studie nahmen 199 Erwachsene bis 75 Jahre mit frisch diagnostizierten hochgradigen Gliomen teil, rund 60% waren Männer, das Durchschnittsalter lag bei 46 Jahren. 108 hatten ein Grad-4-Gliom, knapp die Hälfte wies einen methylierten MGMT-Promotor auf. Bei allen wurden die Gliome in den ersten sechs Wochen nach der Diagnose reseziert, anschließend folgte sechs Wochen lang die Radiochemotherapie mit Temozolomid (75 mg/m2/d; 60 Gy). Nach einer vierwöchigen Therapiepause bekamen alle Teilnehmenden monatlich an fünf aufeinanderfolgenden Tagen Temozolomid (150–200 mg/m2/d), die Hälfte zusätzlich Interferon alpha, und zwar 3 x 106 U an den Tagen 1, 3 und 5 je 28-Tage-Zyklus. Vorgesehen waren maximal zwölf Zyklen, im Median wurden in beiden Gruppen sechs Zyklen erreicht. Als primären Endpunkt hatte das Team um Guo das Zweijahresüberleben auserkoren. Nach zwei Jahren lebten in der Gruppe mit Temozolomid plus Interferon alpha noch 57%, mit Temozolomid allein waren es nur 37%. Nach fünf Jahren waren jeweils noch 18% und 9% am Leben. Unter Berücksichtigung von Alter, Geschlecht und Tumorcharakteristika ergab sich nach zwei Jahren in der Gruppe mit Interferon-Begleittherapie eine um 36% geringere Sterberate. Acht Monate mehr Lebenszeit Auch die weiteren Daten sprechen für Interferon alpha: Im Median lebten Gliomkranke mit dem Interferon knapp 27 Monate, ohne nur 19 Monate – ein Unterschied von acht Monaten. Dieser Vorteil beruhte vor allem auf einem längeren Überleben von Menschen mit Grad-3-Gliomen: Sie lebten mit dem Interferonzusatz knapp 40 Monate, ohne nur 29 Monate. Betroffene mit Grad-4-Gliomen mit Interferontherapie waren im Median 21 Monate, solche ohne nur 18 Monate am Leben, immerhin war auch dieser Unterschied von rund drei Monaten noch statistisch signifikant. Beim progressionsfreien Überleben (PFS) bot die Interferontherapie nur einen Vorteil für Personen mit Grad-3-Gliomen: Im Median wurden hier 29 Monate erreicht, ohne das Interferon nur 14 Monate. Dagegen war das mediane PFS bei Grad-4-Gliomen mit und ohne Interferon nicht signifikant verschieden (12,8 versus 12,0 Monate). Empfehlung der Redaktion Hirntumoren – Themenseite Ihre ungünstige Prognose macht Hirntumoren zu einer gefürchteten Krebserkrankungen. Aktuelles zur Behandlung und Diagnose von malignen aber auch benignen Hirntumoren finden Sie auf unserer Themenseite. Interessant ist auch die Wirksamkeit bezogen auf den MGMT-Promotor-Status: Hier ergab sich vor allem ein Vorteil für Personen mit prognostisch ungünstigem nichtmethyliertem Promotor. Sie lebten mit der Interferontherapie im Median noch 25 Monate, ohne nur 17 Monate – die Sterberate war hier um 43% niedriger. Mit methyliertem MGMT-Promotor lebten die Teilnehmenden in der Interferongruppe im Median zwar ebenfalls sechs Monate länger – 28 versus 22 Monate mit der Standardtherapie – die Differenz war hier jedoch nicht statistisch signifikant. Tendenziell zeigte sich auch beim PFS ein Vorteil für das Interferon bei nichtmethyliertem Promotor, doch die Differenz von zwei Monate war statistisch ebenfalls nicht belastbar. Die Interferonzusatztherapie wurde recht gut vertragen. Wie erwartet, kam es dabei gelegentlich zu grippeähnlichen Symptomen, aber nur eine Person musste deswegen die Interferontherapie abbrechen. Unterm Strich sehen die Forschenden um Guo vor allem einen Vorteil der Interferonzusatztherapie für Personen mit nichtmethyliertem MGMT-Promotor. Sie sollten ihrer Ansicht nach eine Zusatztherapie mit Interferon alpha erhalten. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Vorteil bringt eine Zusatztherapie mit Interferon alpha bei Grad-3- und Grad-4-Gliomen? Antwort: In einer Phase-3-Studie ließ sich das Leben damit im Median um acht Monate verlängern. Bedeutung: Von der Interferonbehandlung profitierten vor allem Personen mit Grad-3-Gliomen und solche mit nichtmethyliertem MGMT-Promotor. Einschränkung: Relativ kleine Phase-3-Studie, Subgruppenanalysen daher nur begrenzt aussagekräftig.

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