Erschienen in:
08.11.2018 | Glomerulonephritiden | Referate Preisträger: Rudolf-Virchow-Preisträger 2018
MIF in Nierenerkrankungen
Eine Geschichte über Dr. Jekyll und Mr. Hyde
verfasst von:
PD Dr. P. Boor
Erschienen in:
Die Pathologie
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Sonderheft 2/2018
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Zusammenfassung
Hintergrund
„Macrophage migration-inhibitory factor“ (MIF) ist ein Zytokin, das bei einer Vielzahl von Erkrankungen einschließlich Atherosklerose, Autoimmunkrankheiten, Sepsis und Glomerulonephritiden eine proinflammatorische Rolle spielt.
Material und Methoden
In unseren Studien haben wir die Funktion von MIF auf die residenten Nierenzellen, insbesondere die renalen Tubulusepithelien untersucht.
Ergebnisse
Wir konnten zeigen, dass MIF direkte lokale Effekte auf die pathologische Proliferation von glomerulären Zellen ausübt, insbesondere auf die parietalen Epithelzellen und Mesangialzellen, und dadurch den Krankheitsverlauf einer immunvermittelten Glomerulonephritis aggraviert. Im Gegensatz dazu haben wir in einer Reihe von Tier- und In-vitro-Experimenten gezeigt, dass MIF im Rahmen einer chronischen Nierenerkrankung eine unerwartet stark antifibrotische und entzündungshemmende Wirkung hat. Dies ist mechanistisch durch Förderung der Regeneration und Hemmung des Zellzyklusarrestes der tubulären Epithelzellen vermittelt. Schließlich haben wir in einem kombinierten Ansatz unter Verwendung von klinischen Studien und Tiermodellen sowie mittels In-vitro-Experimenten gezeigt, dass MIF auch im Rahmen der akuten Nierenschädigung renoprotektiv wirkt. In diesem Kontext modulierte MIF den programmierten Zelltod und verringerte dadurch die Nekroinflammation und den Nierenschaden.
Schlussfolgerungen
MIF hat eine duale Rolle bei Nierenerkrankungen. Einerseits fördert es immunvermittelte glomeruläre Erkrankungen, andererseits limitiert es tubulären Zellschaden bei akuten und chronischen Nierenerkrankungen. Diese Daten weisen auf mögliche Nebenwirkungen von systemischen MIF-gerichteten Therapien hin, eröffnen aber auch neue Möglichkeiten einer tubuluszellgerichteten Therapie von MIF oder seinen Analoga.