Zusammenfassung
Aus den Beziehungen von Pharmakokinetik (PK) und Pharmakodynamik (PD) der antimikrobiellen Substanzen lassen sich Wirkcharakteristika sowie Dosierungsschemata herleiten. Von grundlegender Bedeutung ist die Unterscheidung der zeit- von der konzentrationsabhängigen Wirksamkeit. Zeitabhängige Substanzen sollten nach Applikation mit ihrem Wirkspiegel möglichst lange oberhalb der MHK eines Erregers liegen (Zeit/MHK). Konzentrationsabhängige Substanzen sollten demgegenüber eine möglichst hohe Spitzenkonzentration bzw. große Fläche unter der Kurve (AUC) erzielen (AUC24/MHK). Sowohl Wirksamkeit als auch Resistenzprävention werden erzielt, wenn die aus diesen Indizes ableitbaren Ziele erreicht werden („target achievement“). Die PK/PD-Modellierung lässt sich durch Monte Carlo-Simulationen unter Annahme variabler Einflussgrößen weiter für spezifische klinische Situationen bzw. Organinfektionen konkretisieren. Der PK/PD-Modellierung kommt besonders in der Entwicklung neuer antimikrobieller Substanzen sowie klinisch bei kritisch Kranken mit veränderter Pharmakokinetik zum Tragen. Eine bettseitige Herleitung individueller Dosierungen ist allerdings noch nicht möglich. Dennoch lassen sich bereits einige Besonderheiten der Dosierung bei diesen Patienten begründen (keine Dosisreduktion der ersten Dosis bei Niereninsuffizienz; Ladedosis und kontinuierliche Gabe bzw. verlängerte Infusionszeit bei hydrophilen Substanzen). Ein vollständiges „therapeutic drug monitoring“ (TDM) steht noch nicht zur Verfügung, wird aber voraussichtlich einen wichtigen Stellenwert in der Dosierung bekommen.