Erschienen in:
01.03.2016 | Leitthema
Gutachtliche Aspekte von Apophysenschäden
verfasst von:
Dr. F. Schröter
Erschienen in:
Die Orthopädie
|
Ausgabe 3/2016
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Zusammenfassung
Die Apophysen als sekundäre Ossifikationszentren sind mittels einer Knorpelfuge mit dem Knochen verbunden. Während der Wachstumsphase in der Pubertät stellt die Apophysenfuge eine mechanische Schwachstelle dar. Besonders die Apophysen im Hüft- und Beckenbereich sind durch die hier ansetzende kräftige Muskulatur erheblichen Zug- und Scherbelastungen ausgesetzt. Die Häufigkeit solcher Apophysenschädigungen korreliert mit dem Ausmaß der sportlichen Aktivitäten. Bei den Sportlern, die bei „Jugend trainiert für Olympia“ teilnehmen, handelt es sich um die häufigste Verletzung überhaupt. Am häufigsten ist die Apophyse des M. rectus femoris an der Spina iliaca anterior inferior betroffen. Im Erwachsenenalter, also nach einer kompletten Verknöcherung der Apophysenfugen sind solche Verletzungen selten anzutreffen. Bei einem ganz ungewöhnlichen Verletzungsmechanismus mit einer maximal erzwungenen Hüftanbeugung bei gleichzeitiger maximaler Kniestreckung werden jedoch bei Erwachsenen Ausrisse am Tuber ossis ischii beobachtet. Bei der Kausalitätsprüfung – besonders im Rechtsbereich der gesetzlichen Unfallversicherung – stellt sich stets die Frage, ob der angeschuldigte Hergang als rechtlich wesentliche (Teil-)Ursache anzusehen ist oder ob es sich um eine mehrzeitig, dann also überwiegend schicksalhaft entstandene krankhafte Apophysenablösung gehandelt hat, bei der das angeschuldigte Ereignis als rechtlich unwesentlich zu interpretieren ist.