Jede sechste Frau in Deutschland hat keine Gebärmutter mehr

Knapp 18 % der Frauen in Deutschland haben sich die Gebärmutter entfernen lassen. Vor allem Frauen mit hohem BMI, niedrigem Sozialstatus und vielen Kindern unterziehen sich der Prozedur. Etwa jede sechste Frau in Deutschland hat keine Gebärmutter mehr – das geht aus der bundesweit ersten repräsentativen Erhebung zur Hysterektomie hervor. Die Befragung war Teil der „Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“ (DEGS) des Robert-Koch-Instituts (RKI). Für den Survey beantworteten 3500 Frauen unter anderem Fragen zu gynäkologischen Problemen und Ereignissen, etwa zu chirurgischen Eingriffen, Zahl der Kinder sowie zu Beginn und Ende der Regelblutung. Insgesamt gaben 17,5% der Frauen an, ohne Gebärmutter zu leben. Erwartungsgemäß variiert der Anteil stark mit dem Alter: Bei den unter 40-Jährigen haben weniger als ein Prozent eine Hysterektomie hinter sich, bei den 40- bis 49-Jährigen sind es bereits 11%, bei den 50- bis 59-Jährigen 27,5%, bei den 60- bis 69-Jährigen 32% und schließlich bei den 70- bis 79-Jährigen 39%. Bei fast der Hälfte der Frauen fand die Gebärmutterentfernung in der 5. Lebensdekade statt, das Durchschnittsalter bei der Hysterektomie lag bei 44 Jahren. Nur bei 6% ist Krebs der Anlass Deutschland belegt damit nach Angaben der Studienautoren vom RKI eine Position im Mittelfeld. In den USA wird bei einem Drittel der Frauen bis zum 60. Lebensjahr die Gebärmutter entfernt, in Großbritannien bei etwa 20% bis zum 55. Jahr und in Dänemark ist die Gesamtprävalenz mit 10% vergleichsweise niedrig. Nur bei 6,1% der Frauen in Deutschland war eine Krebserkrankung der Grund für die Hysterektomie. Vermutet wird, dass sich die übrigen Frauen aufgrund gutartiger Erkrankungen wie Myome, Beckenbodensenkungen oder Blutungsstörungen für den Eingriff entschieden haben. Erhebliche Unterschiede gibt es auch beim sozialen Status: 23% der sozial benachteiligten Frauen hatten sich die Gebärmutter entfernen lassen, aber nur 13% der Frauen mit hohem Sozialstatus. Mögliche Erklärungen sind ein besserer Gesundheitszustand, weniger Stress oder eine höhere Bereitschaft der Ärzte, bei sozial höher gestellten Frauen Alternativen zur Operation aufzuzeigen. Auch die Zahl der Kinder erwies sich als relevanter Faktor: Von den kinderlosen Frauen hatten im Alter von 60 bis 69 Jahren knapp 10% keine Gebärmutter mehr, dagegen lag der Anteil bei gleichalten Frauen mit Kindern bei einem Drittel. Als Gründe werden hier Traumata durch Geburten erwogen, sowie der geringere Bedarf, die Fruchtbarkeit zu erhalten. Dicke Frauen mehr als doppelt so häufig ohne Gebärmutter Übergewicht ging ebenfalls mit einer deutlich erhöhten Hysterektomie-Rate einher, und zwar auch unabhängig von der Kinderzahl. So hatten 24% der übergewichtigen oder adipösen Frauen keine Gebärmutter mehr, nur 10% waren es bei den Normalgewichtigen. Möglicherweise gibt es einen Zusammenhang zwischen Übergewicht, Bluthochdruck und Hypermenorrhö, mutmaßen die RKI-Autoren. Schließlich ergab der Survey auch deutliche Ost-West-Unterschiede: Nur 16,2% der Ostfrauen (Wohnort 1988 in der DDR) hatten ihre Gebärmutter entfernen lassen, aber 21% der Westfrauen. Der Unterschied war bei den älteren Frauen besonders ausgeprägt: 27% der Ostfrauen im Alter von 70–79 Jahren, aber fast doppelt so viele gleichalte Frauen (46%) aus der BRD hatten sich dem Eingriff unterzogen. Diese Diskrepanz ist wohl auf unterschiedliche Bewertung von Operationsindikatoren sowie verschiedene Operationsschulen zurückzuführen, heißt es im RKI-Bericht. Das Alter bei der Menarche hatte dagegen keinen nennenswerten Einfluss auf die Hysterektomie-Rate. Weiterlesen: Die Ergebnisse der ersten Welle der „Studie zur Gesundheit Erwachsener“ (DEGS1) sind jetzt in 34 Beiträgen publiziert worden (Bundesgesundheitsblatt Ausgabe Mai/Juni 2013, kostenfrei lesen bis 31. August 2013). Eines der Ergebnisse:"Deutsche fühlen sich gesünder"

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