Kaum Nutzen für Ovarial-Ca.-Screening

Ein jährliches Screening auf Ovarialtumoren kann die Krebsmortalität nicht signifikant senken. Nach elf Jahren zeigt sich jedoch ein Trend zu einer geringeren Sterberate. Das Screening auf Eierstockkrebs wird bislang nicht empfohlen. Auch die S3-Leitlinie zu malignen Ovarialtumoren aus dem Jahr 2013 rät sowohl von einem generellen Screening als auch von einem Screening für Risikogruppen ab. „Das Screening mit CA-125 und Transvaginalsonografie konnte bisher keine Reduktion der Mortalität nachweisen“, heißt es in der Leitlinie. Dies wird nun durch eine große randomisiert-kontrollierte Studie mit über 200.000 britischen Frauen bestätigt: Nach elfjährigem Screening ließ sich keine signifikante Senkung der tumorspezifischen Mortalität nachweisen. Allerdings gingen die Kurven der Sterberaten in den letzten Studienjahren etwas auseinander. Mit einer längeren Beobachtungszeit könnten vielleicht doch noch statistisch belastbare Unterschiede auftreten. An der Studie hatten Frauen im Alter zwischen 50 und 74 Jahren teilgenommen, sofern sie bislang nicht an einem bekannten Ovarialtumor erkrankt waren und noch Eierstöcke hatten. Ausgeschlossen waren auch Frauen mit einem erblich bedingt erhöhten Risiko für ein Ovarialkarzinom. Die Teilnehmerinnen im Durchschnittsalter von 61 Jahren wurden in drei Gruppen eingeteilt: Die Hälfte nahm nicht am Ovarial-Ca.-Screening teil, ein Viertel wurde jährlich per transvaginaler Sonografie (TVS) untersucht und ein Viertel erhielt ein multimodales Screening (MMS): Bei diesen Frauen ermittelten die Ärzte zunächst die Konzentration des Tumormarkers CA-125. Traten leicht erhöhte Werte auf, wurde der Test wiederholt, bei deutlich erhöhten Werten erfolgten eine TVS und gegebenenfalls weitere Untersuchungen. Im Median hatten die Frauen bis Ende 2014 insgesamt 11,1 Jahre lang an der Studie teilgenommen. Dabei haben sie in den beiden Screeninggruppen im Schnitt rund sieben Untersuchungen absolviert. Sterberate um 11–15% reduziert Die Studienautoren um Ian Jacobs vom University College in London fanden in der Gruppe mit multimodalem Screening bis zum Studienende 338 Ovarialtumoren, 314 waren es bei den Teilnehmerinnen mit TVS und ziemlich genau doppelt so viele (630) in der doppelt so großen Gruppe ohne Screening. Mit dem Screening wurden Ovarialtumoren also nicht häufiger aufgespürt, erwartet wurde jedoch, dass der Nachweis damit früher gelingt als ohne Screening. Tatsächlich wurden 59% der Tumoren, die in der MMS-Gruppe auftraten, beim Screening entdeckt, bei den Frauen mit TVS lag der Anteil bei 51%. Jedoch zeigten sich kaum Auswirkungen auf die Sterberate: Von den Frauen mit MMS starben im Laufe der Studie 2,9 Promille an einem Ovarialkarzinom, mit TVS waren es 3,0 und ohne Screening 3,4 Promille. Mit MMS war die Sterberate zwar um 15% und mit TVS um 11% geringer als ohne Screening, die Unterschiede erwiesen sich jedoch als statistisch nicht signifikant. Nach etwa zehn Jahren begannen sich die Mortalitätskurven auseinander zu entwickeln, was darauf deutet, dass die Differenzen bei einer längeren Beobachtungsdauer größer werden könnten. Bis zu sechs unnötige Op. pro aufgespürtem Tumor Die Forscher um Jacobs versuchten nun im Nachhinein diejenigen Frauen auszuschließen, die zum Studieneintritt bereits ein noch nicht entdecktes Ovarialkarzinom hatten. Die Idee dahinter: Bei solchen Frauen kann der Tumor durch das Screening nicht schon im frühestmöglichen Stadium erfasst werden. Dies betraf im Wesentlichen Frauen mit einem hohen CA-125-Wert beim ersten MMS. Aus den CA-125-Werten konnten die Forscher berechnen, ob zum Beginn der Studie bereits ein Tumor vorgelegen haben musste, was bei jedem fünften detektierten Tumor in der MMS-Gruppe der Fall war. Ebenso schlossen sie aus der Gruppe ohne Screening einen ähnlich hohen Anteil von Frauen aus, bei denen anzunehmen war, dass der Tumor schon beim Studieneintritt vorlag. Unter diesen Voraussetzungen ergab sich für das MMS eine um 20% geringere Sterberate als ohne Screening. Mit einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 2,1% wurde das Signifikanzniveau nun erreicht. Wird eine gewisser Verzögerungseffekt vorausgesetzt, lässt sich gar eine knapp 30% reduzierte Mortalität mehr als sieben Jahre nach dem Screeningbeginn berechnen, schreiben die Studienautoren. Insgesamt müssen nach diesen Daten rund 640 Frauen regelmäßig untersucht werden, um einen Todesfall durch Eierstockkrebs zu verhindern. Auf der Schadensseite stehen 14 unnötige Operationen pro 10.000 MMS sowie 50 Operationen pro 10.000 TVS infolge falsch positiver Befunde. Insgesamt waren in der MMS-Gruppe 700 und in der TVS-Gruppe 1798 Frauen mit gutartigem Befund (benigne oder keine adnexale Pathologie) fälschlicherweise operiert worden. Auf jeden beim Screening aufgespürten Tumor kommen also rund zwei (MMS) und sechs (TVS) unnötige Operationen durch falsch-positive Befunde. In der Gruppe ohne Screening beruhte hingegen nur jede fünfte Op. auf einem Fehlalarm.

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