Kontrastmittel-Mammographie: Die neue MRT?

Verschiedene bildgebende Modalitäten konkurrieren um das Erbe der digitalen Röntgen-Mammographie. Ob die Kontrastmittel-verstärkte spektrale Mammographie (CESM) tatsächlich die Alternative ist, wird kontrovers diskutiert. Die digitale Vollfeld-Mammographie hat ihre Limitationen, besonders was deren Sensitivität bei Frauen mit dichtem Brustgewebe angeht. Die Sensitivität der Brust-Magnetresonanztomographie (MRT) ist bei der Detektion bösartiger Tumore deutlich überlegen. Der Grund: „Zum einen handelt es sich um ein Schnittbildverfahren und zum zweiten wenden wir ein Kontrastmittel-MRT an“, sagte PD Dr. Simone Schrading vom Uniklinikum Aachen beim 99. Deutschen Röntgenkongress in Leipzig. Letzteres ermöglicht es unter anderem, die Neoangiogenese des Tumors abzubilden. Dies erhöht die Detektionsrate im Vergleich zur Mammographie deutlich. Allerdings gibt es in der klinischen Routine recht wenige Indikationen für die Mamma-MRT. Alternative mit Röntgenstrahlen und Jod-Kontrastmittel Nun hat sich in den vergangenen Jahren die Kontrastmittel-verstärkte spektrale Mammographie (CESM) als eine neue bildgebende Modalität etabliert. Die Frage steht im Raum, ob die CESM eine Alternative zur Mamma-MRT ist. Ziel ist es, mit Hilfe intravenös gespritzten jodhaltigen Röntgenkontrastmittels Mammakarzinome besser sichtbar zu machen. Folgende Argumente sprechen für die CESM: - die Sensitivität und Spezifität sind jener der digitalen Vollfeld-Mammographie überlegen, - die CESM ist schneller als die MRT, - die CESM ist wahrscheinlich günstiger als die MRT, - die CESM ist besser verfügbar und womöglich für die Frauen komfortabler als die MRT. Mit Blick auf die Effektivität beider Modalitäten im direkten Vergleich gebe es sehr wenige Daten, schränkte Schrading ein. In einer Pilotstudie aus den USA bei über 300 Frauen war eine übereinstimmende Spezifität von etwa 94% festgestellt worden (Jochelson MS et al. Eur J Radiol 2017; 97: 37-43). Auch in Untersuchungen zum Staging schnitten die Verfahren etwa gleich ab, die Sensitivität scheint als ebenfalls ähnlich gut zu sein. Aus weiteren Studien geht hervor, dass die CESM bei unklaren Mammographie-Befunden ein geeignetes Werkzeug zu sein scheint, um mit hoher Sicherheit zu einer Diagnose oder zum Ausschluss eines Karzinoms zu kommen. Ein genauer Blick auf die Studienmethodiken und die Statistiken lässt nach Ansicht Schradings solch „vollmundige Schlussfolgerungen“ jedoch fraglich erscheinen. Die Aachener Radiologin bezweifelt die verblindete und unabhängige Befundung in manchen dieser Studien. Histologische Sicherung mit CESM nicht möglich Insgesamt müsse die tatsächliche Genauigkeit er Kontrastmittel-Mammographie derzeit als unklar bezeichnet werden, meint Schrading. „Außerdem haben wir im Moment keinerlei Möglichkeit, Befunde, die nur in der CESM zu erkennen sind, bioptisch zu sichern.“ Ohne histologische Sicherung bleibt jedoch unklar, was hinter einem CESM-Befund tatsächlich steckt. Und: Die Strahlenbelastung ist 20-80% höher als mit digitaler Vollfeld-Mammographie, das Verabreichen Jod-haltigen Kontrastmittels geht bei ein bis drei Prozent der Frauen mit Unverträglichkeiten, selten auch mit schweren allergischen Reaktionen einher. „Die Kontrastmittel-Mammographie ist nur vermeintlich die neue Brust-MRT“, resümierte Schrading. Schließlich entwickle sich die MRT ebenfalls weiter mit in der Zukunft womöglich deutlich verkürzten Untersuchungszeiten. Dies könnte die Brust-MRT als Screeningwerkzeug attraktiv machen – mit ECOG-ACRIN läuft derzeit eine multizentrische Studie, deren erste Ergebnisse demnächst erwartet werden. basierend auf: 99. Deutscher Röntgenkongress – RÖKO INT 302: Mamma II New diagnostic approaches, Leipzig, 11.05.2018 Mehr vom Deutschen Röntgenkongress 2018 21.05.2018 | Periphere arterielle Verschlusskrankheit | Kongressbericht | Online-Artikel Kontrastangehobene MR-Angiographie mit vielen Vorteilen 22.05.2018 | Deutscher Röntgenkongress 2018 | Kongressbericht | Online-Artikel Zukunft der Radiologie: „Einfach härter zu arbeiten, ist keine Lösung!“ 23.05.2018 | Deutscher Röntgenkongress 2018 | Kongressbericht | Online-Artikel Knorpeldefekte erkennen, bevor sie klinisch Probleme machen 23.05.2018 | Gynäkologische Radiologie | Kongressbericht | Online-Artikel Kontrastmittel-Mammographie: Die neue MRT? 23.05.2018 | Angiologische Interventionen | Kongressbericht | Online-Artikel Medikamente-freisetzende Ballons bei PAVK – was gesichert ist 24.05.2018 | Deutscher Röntgenkongress 2018 | Kongressbericht | Online-Artikel SMAR3T zur raschen Diagnose bei Polytrauma-Patienten Alle Kongressberichte vom Deutschen Röntgenkongress der letzten Jahre, finden Sie in unserem Dossier: Deutscher Röntgenkongress

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