Unilaterale Raumforderungen der Nasenhaupt- und Nasennebenhöhlen sollten aufgrund der Möglichkeit einer malignen Genese grundsätzlich kurzfristig histopathologisch abgeklärt werden. Neben entzündlichen und malignen Prozessen stellen vaskuläre Raumforderungen, insbesondere bei männlichen jugendlichen Patienten, eine mögliche Differenzialdiagnose dar. Lobuläre kapilläre Hämangiome (LKH) sind benigne vaskuläre Tumoren, die klinisch initial als kleine rote Papeln erscheinen, exophytisch wachsen und eine Größe von bis zu mehreren Zentimetern erreichen können [
4,
12]. Ein polypoid anmutendes oder auch ein gestieltes Erscheinungsbild werden als typisch angesehen, während breitbasige Formen selten sind [
9]. Die alternativ verwendete Bezeichnung als
Granuloma pyogenicum ist irreführend, da LKH nicht auf dem Boden einer Inflammation entstehen und es sich histopathologisch nicht um Granulome handelt [
11]. Die Ätiologie der nasalen LKH ist nicht abschließend geklärt. Als assoziierte Risikofaktoren werden neben traumatischen Läsionen, angiogener hormoneller Stimulation auch Gravidität und die Einnahme oraler Kontrazeptiva angesehen [
6].
LKH treten sowohl kutan als auch mukosal auf. Mukosale LKH betreffen vorwiegend Zunge und Gingiva, während die nasalen Schleimhäute, die Konjunktiven sowie Cervix und Vagina seltener betroffen sind [
9]. Nasale LKH manifestieren sich vorwiegend am Nasenseptum, im Nasenvorhof oder an der unteren Nasenmuschel und werden durch unspezifische Symptome wie unilaterale Epistaxis oder Nasenatmungsbehinderung infolge der Okklusion der Nasenhaupthöhle klinisch apparent [
1,
8,
10]. Inwieweit nasale LKH zur Rezidivbildung neigen, ist unklar. So berichten Puxeddu et al. in einer retrospektiven Analyse an einem Kollektiv von 40 Patient*innen nach endoskopischer Resektion von sinunasalen LKH und einem durchschnittlichen Follow-up von 53 Monaten, dass sich kein Rezidiv zeigte [
8]. Konträr dazu berichten Smith et al. an einem Kollektiv von 34 Patient*innen von einer mit 42 % hohen Rezidivrate [
10]. In dieser Studienpopulation trat in der Subgruppe der Schwangeren sogar in 3 von 5 Fällen ein Rezidiv auf. In der Schwangerschaft auftretende LKH werden als
Granuloma gravidarum bezeichnet, sind histopathologisch nicht von anderen LKH zu unterscheiden [
7] und treten oral und nasal in 2–5 % aller Schwangerschaften auf [
3]. Eine histopathologische Abklärung des Befundes sollte stets zum Ausschluss eines Malignoms schon während der Schwangerschaft in Lokalanästhesie und in Absprache mit der betreuenden Geburtshilfe erfolgen. Bei Nachweis eines LKH respektive
Granuloma gravidarum kann dann der Spontanverlauf während der Schwangerschaft abgewartet werden. Nach Ende der Schwangerschaft und des damit verbundenen Wegfalls der hormonellen Stimulation zeigen sich LHK in der Regel spontan regredient [
5,
12]. Kommt es bei Schwangeren zu rezidivierender oder Hb-relevanter Epistaxis, sollte die Entfernung bereits in der Schwangerschaft erwogen werden. Bei ausbleibender Regredienz des Befundes zwei Monate post partum sollte eine Entfernung favorisiert werden [
3]. Die operative Entfernung eines nasalen LKH sollte die Dissektion der Schleimhautbasis des Befundes beinhalten, und bei besonders ausgedehnten Befunden sollte die präoperative Embolisation erwogen werden [
2,
3].