Propranolol auch für jüngere Kinder geeignet

Die Therapie infantiler Hämangiome mit Propranolol scheint auch bei Frühgeborenen in einem korrigierten Alter unter fünf Wochen wirksam und sicher zu sein. Zu diesem Ergebnis kommt eine retrospektive US-amerikanische Studie mit 24 Teilnehmenden. Infantile Hämangiome werden häufig bei Frühgeborenen beobachtet. Zur Therapie eignet sich Propranolol: Seit 2014 ist die Substanz für die Behandlung komplizierter Hämangiome in der Altersgruppe fünf Wochen bis fünf Monate von der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) zugelassen. Der Einsatz bei Frühgeborenen mit einem korrigierten Lebensalter unter fünf Wochen erfolgt laut der Leitlinie „Off-Label“ [1]. Dies sei ein Alter, in dem das infantile Hämangiom schnell proliferieren könne, schreiben US-amerikanische Forschende. Sie prüften in einer neuen Studie Wirksamkeit und Sicherheit von Propranolol in dieser Altersgruppe. In das retrospektive Review wurden 24 Kinder in einem korrigierten Alter unter fünf Wochen (entspricht einem korrigierten Gestationsalter < 45 Wochen) eingeschlossen, die zwischen 2017 und 2021 an einem Zentrum aufgrund ihrer Hämangiome mit Propranolol behandelt worden waren. 88 % begannen mit der Therapie im ambulanten Setting. 23 der 24 Teilnehmenden erhielten zunächst 1 mg/kg täglich (in zwei Dosierungen gegeben). Ein Patient bekam eine Startdosis von 0,5 mg/kg/Tag. Die Zieldosierung von mindestens 2 mg/kg/Tag wurde von der Mehrheit (88 %) nach einer Woche erreicht. Bei drei Personen wurde die Dosis nicht erhöht. Keine schweren Nebenwirkungen beobachtet 92 % der Betroffenen profitierten von der Therapie in einer Dosierung von 1-3 mg/kg/Tag. Drei der 24 Kinder (12,5 %) brachen die Behandlung ab – ein Mädchen aufgrund von Erbrechen während der ersten drei Therapietage, ein Junge wegen Reizbarkeit und Schlafstörungen und ein Mädchen, bei dem vermutet wurde, dass die Propranolol-Behandlung eine bereits bestehende Reizbarkeit und Fütterstörung verschlechterte. Allerdings blieben beide Symptome bei der letztgenannten Patientin auch nach Absetzen von Propranolol bestehen, sodass das Autorenteam davon ausgeht, dass die Substanz wahrscheinlich nicht zu den Beschwerden beigetragen hatte. Die Behandlung wurde daher wieder aufgenommen, nachdem das Hämangiom weiter wuchs. Die Patientin sprach gut an und entwickelte keine neuen Nebenwirkungen. Schwere Nebenwirkungen wie eine symptomatische Bradykardie, eine symptomatische Hypotension, ein Bronchospasmus oder eine Hypoglykämie traten in der Studie nicht auf. Am häufigsten kam es zu Schlafstörungen (21 %), Reizbarkeit (17 %) und kalten Händen und Füßen (13 %). Die Nebenwirkungen waren insgesamt handhabbar und vorübergehend, schreiben die Autoren, und sie traten in ähnlicher Häufigkeit auf wie bei Studien mit älteren Probanden. 46 % der Kinder entwickelten gar keine Nebenwirkungen. Frage nach Langzeittoxizität weiter ungeklärt Es gäbe theoretische Bedenken wegen möglicher Langzeittoxizitäten, erläuterten die Forschenden. Bis heute konnte dies aber noch nicht bestätigt werden und Propranolol scheint keine langfristigen Nebenwirkungen zu verursachen. Allerdings sei eine kontinuierliche Überwachung von Patientinnen und Patienten notwendig, um diese Frage abschließend zu klären. Als Limitationen nennen die Forschenden das retrospektive Studiendesign, das Fehlen einer strukturierten Erfassung von Nebenwirkungen und die geringe Teilnehmerzahl. Außerdem wurden Herzrate, Blutdruck oder Serumglukose nicht formell überwacht. Die Kohorte von 24 Teilnehemenden sei zu klein, um mögliche Hypotensionen, Bradykardien oder Hypoglykämien zu detektieren. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie wirksam und sicher ist eine Propranolol-Therapie von infantilen Hämangiomen bei Frühgeborenen in einem korrigierten Alter unter fünf Wochen? Antwort: 92 % der Teilnehmenden profitierten von der Therapie in einer Dosierung von 1-3 mg/kg/Tag. Die Nebenwirkungen waren insgesamt handhabbar und vorübergehend. Schwere Nebenwirkungen traten nicht auf. Bedeutung: Die Therapie scheint in dieser Altersgruppe sicher und wirksam zu sein. In größeren prospektiven Studien müssen die Ergebnisse allerdings noch bestätigt werden. Einschränkung: retrospektives Studiendesign, keine strukturiere Erfassung von Nebenwirkungen, geringe Teilnehmerzahl

Springer Medizin

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