Filmtabletten besser verträglich und einfacher einzunehmen

Zur Behandlung der chronischen, potenziell lebensbedrohlichen Eisenüberladung aufgrund von häufigen Transfusionen steht der Eisenchelator Deferasirox seit Oktober 2016 auch als Filmtablette in drei Dosisstärken zur Verfügung. Aktuelle Daten weisen darauf hin, dass die neue Formulierung im Vergleich zur bisher verfügbaren Suspensionstablette besser verträglich und einfacher einzunehmen ist – bei gleichzeitig bewährt guter Wirksamkeit. Dies führt bei den Patienten zu einer höheren Adhärenz und Therapiezufriedenheit. Regelmäßige Bluttransfusionen sind für viele Patienten überlebensnotwendig. Da der menschliche Organismus keinen aktiven Mechanismus zur Ausscheidung von überschüssigem Eisen besitzt [1], kommt es möglicherweise innerhalb von relativ kurzer Zeit zu einer Eisenüberladung. Eine kritische, potenziell lebensbedrohliche Hämosiderose kann bereits nach der Gabe von 20 Erythrozytenkonzentraten auftreten [2, 3]. Besonders häufig von einer transfusionsbedingten Eisenüberladung betroffen sind Patienten mit myelodysplastischen Syndromen (MDS) und Leukämien [4, 5]. Darüber hinaus haben auch polytransfundierte Patienten mit einer Anämie anderen Ursprungs ein erhöhtes Risiko dafür, dass sich eine Eisenüberladung entwickelt [6]. Eisenüberladung muss therapiert werden Eine langfristig überhöhte Eisenzufuhr infolge von regelmäßigen Bluttransfusionen kann lebensbedrohliche Organschäden nach sich ziehen, die vor allem im Herzen, in der Leber, im Gehirn und im Endokrinum auftreten [4, 5, 7]. Haupttodesursache bei Patienten mit chronischer Eisenüberladung sind kardiale Komplikationen. Die Hämosiderose muss daher ebenso konsequent therapiert werden wie die Grunderkrankung, die die Transfusionen erforderlich macht. Mit Deferasirox (Exjade®) steht der erste und einzige oral einzunehmende Eisenchelator zur Verfügung, mit dem bei nur einmal täglicher Einnahme eine kontinuierliche Wirkung über 24 Stunden erreicht wird [6]. Deferasirox besitzt eine hohe Selektivität für dreiwertiges Eisen. Jeweils zwei Moleküle Deferasirox bilden mit einem Fe3+-Ion einen stabilen Chelatkomplex, der vorwiegend über die Fäzes ausgeschieden wird. Auf diese Weise wird freies Eisen gebunden, und bereits bestehende Eisenablagerungen werden aus den Organen entfernt [8]. E.C.L.I.P.S.E.-Studie zum Vergleich von Film- und Suspensionstabletten Im Oktober 2016 wurde Deferasirox in einer neuen Formulierung als Filmtabletten in den Wirkstärken 90 mg, 180 mg und 360 mg eingeführt [1]. Die bisher gebräuchlichen Suspensionstabletten sollen in Abstimmung mit der European Medicines Agency (EMA) nach einem Jahr vollständig durch die patientenfreundlichen Filmtabletten abgelöst werden. Die Basis dafür lieferten Daten der Phase-II-Studie E.C.L.I.P.S.E. (A Randomized, Open-Label, Multicenter, Two Arm, Phase II Study to Investigate the Benefits of an Improved Deferasirox Formulation), in der die Sicherheit und Wirksamkeit der Filmtabletten überprüft worden waren [9, 10]. In die zweiarmige multizentrische Studie wurden 173 polytransfundierte Patienten mit transfusionsabhängiger Thalassämie oder MDS eingeschlossen. Die Studienteilnehmer waren entweder Eisenchelattherapie-naiv oder -vorbehandelt und erhielten nach der Randomisierung im Verhältnis 1:1 über die Dauer von 24 Wochen eine Therapie mit Deferasirox entweder als Film- oder als Suspensionstablette. Aufgrund der besseren Bioverfügbarkeit des Eisenchelators in der neuen Formulierung wurde die Dosierung im Filmtabletten-Arm um 30% verglichen mit dem Suspensionstabletten-Arm reduziert (14 mg/kg Körpergewicht [KG]/Tag bzw. 20 mg/kg KG/Tag). Die Suspensionstabletten wurden in Flüssigkeit aufgelöst auf nüchternen Magen mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit eingenommen, die Filmtabletten als Ganzes entweder auf nüchternen Magen oder zusammen mit einer leichten Mahlzeit. Im Verlauf der Therapie erfolgten Anpassungen der Deferasirox-Dosierungen an die Serumferritinspiegel. Nach der Studienphase wurden die Patienten in beiden Armen noch für einen Monat beobachtet. Bessere Verträglichkeit, effektivere Serumferritin-Kontrolle In beiden Behandlungsarmen ergab sich ein vergleichbares Sicherheitsprofil, das dem bereits bekannten Profil von Deferasirox entsprach. Allerdings traten bei den Patienten im Filmtabletten-Arm (N=87) weniger gastrointestinale unerwünschte Ereignisse auf als im Kontrollarm (N=86; Tabelle 1) [9]. Bereits mit Deferasirox vorbehandelte Patienten, die zu Studienbeginn auf die Filmtabletten gewechselt hatten (71/87; 82%), litten nach der Umstellung seltener an gastrointestinalen Beschwerden als Patienten, bei denen die Therapie mit den Suspensionstabletten beibehalten worden war (53,3% versus 60,3%). Tabelle 1: E.C.L.I.P.S.E.-Studie: schwere unerwünschte gastrointestinale Ereignisse in Abhängigkeit von der Deferasirox-Formulierung (modifiziert nach [9]) Springer Medizin Verlag GmbH × Die durchschnittliche tägliche Deferasirox-Dosis über 24 Wochen betrug 27,5 mg/kg KG/Tag bei den mit den Suspensionstabletten behandelten und 20,8 mg/kg KG/Tag bei den mit den Filmtabletten behandelten Patienten, die mediane Therapiedauer lag bei 168 bzw. 169 Tagen [9]. Die absolute mediane Abnahme des Serumferritinspiegels zu Studienende betrug 350 ng/ml im Filmtabletten-Arm versus 85,5 ng/ml im Suspensionstabletten-Arm, entsprechend einer relativen Änderung von –14,0% versus –4,1% (Abb. 1). Abb. 1: E.C.L.I.P.S.E.-Studie: mediane absolute Veränderung des Serumferritinspiegels zu Studienende (modifiziert nach [9]) Springer Medizin Verlag GmbH × Höhere Therapieadhärenz und -zufriedenheit Darüber hinaus konnte gezeigt werden, dass sich die einfachere Einnahme und die bessere Verträglichkeit der neuen Darreichungsform günstig auf die Therapiezufriedenheit und Adhärenz der Patienten auswirken: So waren unter den Filmtabletten eine konsequentere Einnahme und eine längere Therapiedauer zu beobachten [9]. Dies ist nicht zuletzt deshalb von Bedeutung, weil Patienten mit chronischer transfusionsbedingter Eisenüberladung und guter Therapieadhärenz im Vergleich zu Patienten mit schlechter Adhärenz nachweislich einen Überlebensvorteil haben [11]. Mittels des modifizierten SICT (Satisfaction with Iron Chelation Therapy)-Fragebogens zur Beurteilung von Adhärenz, Zufriedenheit/Präferenz und Bedenken im Hinblick auf die Einnahme, Einschränkungen der Alltagsaktivität und Nebenwirkungen zeigten Patienten im Filmtabletten-Arm während des gesamten 24-wöchigen Studienverlaufs eine höhere Zufriedenheit als Patienten im Suspensionstabletten-Arm (Abb. 2). Zu Studienende gaben 88,3% der mit den Filmtabletten behandelten Patienten an, diese Darreichungsform zu bevorzugen [10]. Abb. 2: E.C.L.I.P.S.E.-Studie: a) Adhärenz und b) Zufriedenheit/Präferenz der Patienten von Woche 2–24 auf Basis des modifizierten SICT-Fragebogens in Abhängigkeit von der Deferasirox-Formulierung (modifiziert nach [10]) Springer Medizin Verlag GmbH × Literatur 1. http://emjreviews.com/wp-content/uploads/Iron-Overload-Causes-Consequences-And-Control.pdf (letzter Zugriff: 11.1.2017) 2. Siegmund-Schultze N, Dtsch Arztebl 2012, 109:A-1447 3. Cario H et al., Klin Padiatr 2010, 222:399–406 4. Kohgo Y et al., Int J Hematol 2008, 88:7–15 5. Gattermann N, Rachmilewitz EA, Ann Hematol 2011, 90:1–10 6. Fachinformation Exjade® Filmtabletten, Stand: Oktober 2016 7. Nolte F et al., Leuk Res 2015, 39:1028–1033 8. Cappellini MD et al., Blood 2006, 107:3455–3462 9. Taher AT et al., Blood 2016, 128 (22):Abstract 1285 10. Taher AT et al., Blood 2016, 128 (22):Abstract 850 11. Delea TE et al., Transfusion 2007, 47:1919–1929 Impressum Literaturarbeit „Deferasirox bei transfusionsbedingter Hämosiderose: Filmtabletten besser verträglich und einfacher einzunehmen“ Medizin Report aktuell Nr. 432672 in: InFo Onkologie 1/2017 Mit freundlicher Unterstützung der Novartis Pharma GmbH, Nürnberg Corporate Publishing (verantwortl. i. S. v. § 55 Abs. 2 RStV): Ulrike Hafner, Tiergartenstraße 17, 69121 Heidelberg Redaktion: Dr. Michael Brysch Berichterstattung: Dr. Silke Wedekind, Frankfurt/Main Springer Medizin Verlag GmbH Heidelberger Platz 3 14197 Berlin Tel: 0800 7780 777 (kostenfrei) | +49 (0) 30 827 875 566 Fax: +49 (0) 30 827 875 570 E-Mail: kundenservice@springermedizin.de Die Springer Medizin Verlag GmbH ist Teil der Fachverlagsgruppe Springer Nature Geschäftsführer: Joachim Krieger, Fabian Kaufmann Handelsregister Amtsgericht Berlin-Charlottenburg HRB 167094 B Umsatzsteueridentifikationsnummer: DE 230026696 © Springer Medizin Verlag GmbH Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürfen. Für Angaben über Dosierungsanweisungen und Applikationsformen kann vom Verlag keine Gewähr übernommen werden. Derartige Angaben müssen vom jeweiligen Anwender im Einzelfall anhand anderer Literaturstellen auf ihre Richtigkeit überprüft werden. PDF: Deferasirox bei transfusionsbedingter Hämosiderose: Filmtabletten besser verträglich und einfacher einzunehmen

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