Mit körpereigenen Zellen erfolgreich gegen Leukämie

Onkologen setzen zur Krebstherapie große Hoffnung in die Verwendung genetisch veränderter autologer T-Lymphozyten. Die Erfolge bei akuter lymphatischer Leukämie erhoffen sie sich auch bei anderen hämatologischen Malignomen sowie bei soliden Tumoren. Paradebeispiel dafür, wie erfolgreich die Therapie mit sogenannten CAR-T-Zellen sein kann, ist die Behandlung des US-amerikanischen Mädchens Emily Whitehead durch die Arbeitsgruppe um Professor Carl June von der Universität von Pennsylvania in Philadelphia. Bei ihm war im Alter von fünf Jahren eine akute lymphatische Leukämie (ALL) diagnostiziert worden. Weil die ALL therapierefraktär war, wurden dem Kind für eine zellbasierte Therapie T-Lymphozyten entnommen, in vitro genetisch so verändert, dass sie gezielt CD19-positive Leukämiezellen angreifen, und wieder reinfundiert. Die Immunzellen werden nach der Veränderung als CAR-T-Zellen bezeichnet. Das Akronym steht für „Chimeric Antigen Receptor“. Das Mädchen hat nun seit vier Jahren keine ALL mehr Wie June bei der 14. CIMT-Tagung in Mainz berichtete, ist das Mädchen nun bereits seit vier Jahren ALL-frei. Bisher wurden insgesamt 59 Patienten so behandelt. Sie hatten alle eine refraktäre ALL und waren höchstens 24 Jahre alt. Damit sei eine Rate kompletter Remissionen von 93% erzielt worden, also bei 55 der 59 Patienten. Das sei sehr vielversprechend. Inzwischen laufen mehrere klinische Studien zur CAR-T-Zell-Behandlung bei ALL. Bisher erfolgt die Herstellung der Zellen für die von Novartis unterstützte internationale Phase-II-Studie ELIANA mit Patienten im Alter zwischen drei und 21 Jahren, die an einer rezidivierenden therapierefraktären B-Zell-ALL erkrankt sind, in den USA. Nach Angaben von June ist auch in Deutschland eine Produktionsstätte geplant, die möglicherweise 2017 fertiggestellt sein wird. Behandelt wird in der Studie, an der auch Zentren in Deutschland teilnehmen, mit nur einer einzigen Infusion veränderter autologer Zellen. Auch bei Patienten mit multiplem Myelom wird die Wirksamkeit dieser adoptiven Immuntherapie erprobt. Drei Patienten sind nach Angaben von June inzwischen an seiner Klinik so behandelt worden. Die Auswertung der Befunde des ersten Patienten ergaben eine Rezidivfreiheit auch noch ein Jahr nach der Behandlung (NEJM 2015; 373 (11): 1040–1047). Die Zellen waren so verändert worden, dass sie Krebszellen mit dem Antigen CD19 angreifen. Aber nicht nur bei hämatoonkologischen Erkrankungen wird die Wirksamkeit der zellbasierten Therapie geprüft. Inzwischen laufen mehrere Studien, an denen Patienten mit soliden Tumoren teilnehmen. Dazu gehören solche mit Patienten, die an einem Glioblastom oder einem Pankreaskarzinom erkrankt sind. Nach Angaben von June werden an seiner Klinik in kleinen Pilotstudien auch Patientinnen, die ein metastasiertes Mammakarzinom haben, mit autologen Lymphozyten behandelt. Um die patienteneigenen Immunzellen genetisch so zu verändern, dass sie gezielt Krebszellen angreifen und zerstören, werden die Gene bisher vor allem mithilfe viraler Genfähren in die Zellen eingeschleust. Angeregt durch die vielversprechenden Laborerfolge mit der Technik CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) versuchen Wissenschaftler auf diesem Wege, autologe Immunzellen gezielt zu verändern. Auch die Arbeitsgruppe um June plant seinen Angaben zufolge einen Therapieansatz mit CAR-T-Zellen, die nicht mithilfe von Viren, sondern der CRISPR-Technik verändert worden sind.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Mit körpereigenen Zellen erfolgreich gegen Leukämie

Neu im Fachgebiet Onkologie

ICI-Therapie in der Schwangerschaft wird gut toleriert

Krebspatienten impfen: Was? Wen? Und wann nicht?

Müde im Alter? Auch an die Nebenniere denken

Stufenschema weist Prostatakarzinom zuverlässig nach

Update Onkologie