Erschienen in:
07.04.2020 | Hämatologische Neoplasien | Fokus
Palliativmedizin bei hämatologischen Erkrankungen?
verfasst von:
Dr. med. Christina Gerlach, MSc
Erschienen in:
Forum
|
Ausgabe 3/2020
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Zusammenfassung
Therapeutische Fortschritte und der demographische Wandel lassen eine Zunahme der Prävalenz akuter und chronischer hämatologischer Neoplasien erwarten. Die Erkrankten profitieren zweifellos vom verlängerten Überleben, benötigen aber auch über einen längeren Zeitraum eine kompetente Behandlung von immer neuen und neuartigen Beschwerden. Die Linderung von Symptomen sowie psychosozialen und existentiellen Belastungen der Patienten sind fester Bestandteil der hämatoonkologischen Betreuung. Ziel dieser Arbeit ist die Darstellung des aktuellen Stellenwertes von spezialisierter Palliativmedizin für die Hämatoonkologie auf der Basis von aktueller Literatur mit Bezug auf klinisch-praktische Echtzeitthemen an dieser interdisziplinären Schnittstelle. Patienten mit hämatologischen Malignomen sind in der spezialisierten Palliativversorgung unterrepräsentiert, da diese Erkrankungen mit besonderen Versorgungsbedürfnissen und prognostischer Unsicherheit verbunden sind, die sich von der Eindeutigkeit der Prognose anderer Krebserkrankungen unterscheiden. Konflikte an der interdisziplinären Schnittstelle entstehen oft wegen der Gabe von Transfusionen. Außerdem verfügen relativ wenige hämatoonkologische Patienten über eine dokumentierte vorausschauende Versorgungsplanung, und es gibt Probleme im prognostischen Verständnis, obwohl Patienten und Angehörige eine ehrliche und frühzeitige Kommunikation über die Unheilbarkeit wünschen. Weitere Herausforderungen, insbesondere für die häusliche Versorgung, sind die Umstände der akuten Versterbesituation von hämatoonkologischen Patienten und der Informationsbedarf von pflegenden Angehörigen bezüglich Unterstützungs- und Versorgungsmaßnahmen. Bislang haben Projekte zur palliativmedizinischen Integration in der hämatoonkologischen Versorgung keine unerwünschten Wirkungen z. B. im Sinne eines früheren Versterbens gezeigt. In die weitere Entwicklung von palliativmedizinischen Interventionen in der Hämatoonkologie muss die Patientenperspektive stärker einbezogen werden.