Hintergrund
Auch männliche Geschädigte von häuslicher Gewalt wenden sich mit ihren Verletzungen häufig zunächst an ihre Hausärzte/Hausärztinnen oder Ärzte/Ärztinnen in Notaufnahmen. Daher ist das weiterhin eher schambesetzte Thema „häusliche Gewalt gegen Männer“ für alle medizinischen Professionen relevant.
Methode
Es wurde eine retrospektive Datenanalyse für einen Fünfjahreszeitraum durchgeführt. Dabei wurde analysiert, wie viele Männer nach häuslicher Gewalt das Angebot einer rechtsmedizinischen Befunddokumentation angenommen haben. Darüber hinaus wurden die Art der erfahrenen Gewalt sowie die erlittenen Verletzungen untersucht.
Ergebnis
Zwischen 2013 und 2018 wurden insgesamt 867 Personen in der Rostocker Gewaltopferambulanz untersucht, darunter 455 Erwachsene (52,5 %). Auffallend ist die Zunahme von männlichen Geschädigten häuslicher Gewalt im Jahr 2018, die in diesem Untersuchungsjahr 10,3 % der untersuchten Erwachsenen ausmachten. Die Untersuchten wiesen Folgen gering- bis höhergradig intensiver, stumpfer Gewalteinwirkungen auf; überwiegend wurden kratzerartige Hautdefekte und Hämatome festgestellt.
Schlussfolgerung
Die Ergebnisse betonen Bedeutung und Notwendigkeit von rechtsmedizinischen Untersuchungsstellen. Die Weiterentwicklung der Präventionsarbeit sowie ein spezielles Angebot für betroffene Männer wären wünschenswert.
Es ist mehr belastbares Wissen zu dieser Thematik erforderlich, um auch als Mediziner*in dem stereotypen Bild gewalttätiger Männer mit einer faktenbezogenen Kenntnis begegnen zu können.