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Häusliche Gewalt in Medizin und Psychotherapie

Personalisierte Maßnahmen für Betroffene und in der Täterberatung

  • 2025
  • Buch
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Über dieses Buch

Dieses Fachbuch für Fachleute klärt auf: Häusliche Gewalt ist keine psychische Störung, sondern ein Bedrohungsszenario, welches mit erheblichen Risiken für die Betroffenen einhergeht. Psychotherapie ist sowohl mit Blick auf die Betroffenen als auch auf die Täter nur im Ausnahmefall die Methode der ersten Wahl und eine unsachgemäße Schwerpunktsetzung, kann vorhandene Gefährdungen verschärfen. In Fällen von häuslicher Gewalt müssen deswegen stets Sicherheitsaspekte im Vordergrund stehen – und zwar unabhängig davon, ob es um die Betreuung von Opfern oder um Täterberatung geht.

Aus dem Inhalt:

Gefährdungs- und Gefährlichkeitseinschätzung, Risikomanagement, Krisenintervention und Beratung zu Schutzmaßnahmen in unterschiedlichen Bedrohungslagen, professionelle Unterstützung Betroffener, Beratung von Tätern, Zusammenarbeit mit Behörden und Hilfseinrichtungen, professionelle Kooperation und Vernetzung.

Über den Autor:

Horia Fabini ist Psychologischer Psychotherapeut, Gruppentherapeut (BAG), Psychotraumatologe (DeGPT), Fachpsychologe Notfallpsychologie, Kriminalpsychologe sowie Supervisor und Lehrtherapeut (DVT). Er ist darüber hinaus tätig als Präventionsmanager Extremismus/Radikalisierung, Gutachter für die Schwerpunkte Legal- und Gefährlichkeitsprognose und wissenschaftlicher Leiter des Curriculums Notfallpsychologie an der Bodelschwingh-Akademie in Berlin sowie Dozent in weiteren Bildungseinrichtungen.

Inhaltsverzeichnis

Frontmatter
1. Häusliche Gewalt: Grundlagen
Zusammenfassung
Das Grundlagenkapitel liefert einen Überblick zu wesentlichen Aspekten des Phänomens häusliche Gewalt, einschließlich Prävalenzen, Geschlechterunterschieden und deliktischer Zuordnung. Die unterschiedlichen Formen aggressiven Verhaltens sind für das Risikomanagement und die Sicherheitsplanung von zentraler praktischer Bedeutung. Es wird daher auf die Bedeutung reaktiver und proaktiver Aggression im Bereich häusliche Gewalt eingegangen bzw. werden weitere zentrale Kategorien vorgestellt, wie körperliche, psychische, sexuelle und wirtschaftliche Gewalt. Weitere Schwerpunkte des Kapitels sind digitale Gewalt und technologiebasierte sexuelle Gewalt sowie Stalking und Cyberstalking.
Horia Fabini
2. Moderatoren gewalttätigen Verhaltens
Zusammenfassung
Art, Ausmaß und Intensität gewalttätigen Verhaltens werden von einer Vielzahl unterschiedlicher Faktoren beeinflusst. Neben spezifischen Lernerfahrungen, Sozialisationsaspekten und neurobiologischen Faktoren zählen insbesondere kognitive Aspekte dazu und der individuelle Emotionsbewältigungsstil. Ein weiterer Kapitelschwerpunkt ist der Zusammenhang von häuslicher Gewalt mit psychopathologischen Phänomenen.
Horia Fabini
3. Zuständige Behörden, Organisationen und Einrichtungen
Zusammenfassung
Sowohl Opfer häuslicher Gewalt als auch Menschen, die häusliche Gewalt ausüben, werden in den meisten Fällen irgendwann mit verschiedenen Behörden und Institutionen konfrontiert (z. B. Jugendämter, Staatsanwaltschaft, Gerichte, und Beratungsstellen). Das Kap. 3 fokussiert daher behördliche und institutionelle Maßnahmen bei häuslicher Gewalt – z. B. polizeiliche Maßnahmen, wie Gefährderansprache, Wohnungsverweisung und Rückkehrverbot, aber auch Interventionen, die seitens der Jugendämter erfolgen. Von besonderer Bedeutung sind die unterschiedlichen Formate des Hochrisikomanagements, die die intensive Zusammenarbeit der für einen bestimmten Fall jeweils zuständigen Behörden, Organisationen und Einrichtungen beinhalten.
Horia Fabini
4. Medizinische Fachbereiche
Zusammenfassung
Grundsätzlich können alle praktisch tätigen Ärztinnen und Ärzte und psychologische Psychotherapeutinnen bzw. Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit Patientinnen und Patienten konfrontiert werden, die häusliche Gewalt erleiden, bzw. mit solchen, die selbst Gewalt ausüben. Betroffene vertrauen sich außerdem, wenn überhaupt, aus naheliegenden Gründen eher dem Hausarzt bzw. der Hausärztin an, als dass sie wegen stattfindender Misshandlungen eine Psychotherapie anstreben. Das Kap. 4 adressiert deswegen die medizinischen Fachbereiche, in denen Kontakte mit dem Thema häuslicher Gewalt am häufigsten vorkommen.
Horia Fabini
5. Psychotherapie bei häuslicher Gewalt: Übergeordnete Aspekte
Zusammenfassung
Die Zusammenarbeit von Ärzten bzw. Ärztinnen und Psychotherapeutinnen bzw. Psychotherapeuten mit Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, bzw. mit solchen, die Gewalt ausüben, beinhaltet einige zentrale übergeordnete Prinzipien. Diese adressieren zu beachtende Spezifika im Kontext von Diagnostik und Indikationsstellung, insbesondere aber die Notwendigkeit, verschiedene sicherheitskritische Aspekte während der gesamten Behandlung zu berücksichtigen. Die Leitfäden zu sicherheitskritischen Aspekten und zu dem Thema Indikationsstellung unterstützen bei der Exploration sicherheitskritischer Aspekte bzw. bei der differenziellen Indikationsstellung.
Horia Fabini
6. Psychotherapie bei häuslicher Gewalt: Entscheidungshilfen
Zusammenfassung
Erfahrungsgemäß bestehen in der Praxis oftmals Unsicherheiten bezüglich des angemessenen Vorgehens bei Patientinnen und Patienten, die von Gewalt betroffen sind, bzw. bei solchen, die Gewalt ausüben. Im Kap. 6 werden daher unterschiedliche Vorgehensweisen vorgestellt, je nachdem, ob es sich um hochakute, sicherheitskritische Szenarien handelt oder aber um weitere Bedingungskonstellationen, die eine ambulante Psychotherapie bzw. Beratung kontraindiziert erscheinen lassen. Die Entscheidungshilfen am Ende des Kapitels unterstützen die rasche Beurteilung des Indexfalls aus Sicherheitsperspektive.
Horia Fabini
7. Psychotherapie bei häuslicher Gewalt: Diagnostik und Indikationsstellung
Zusammenfassung
Kap. 7 bietet eine Übersicht zu den unterschiedlichen Möglichkeiten, nicht-pathologische Phänomene entsprechend den aktuellen Klassifikationssystemen einzuordnen und zu kodieren. Es handelt sich dabei um Umweltereignisse und weitere Probleme, die sich auf das Befinden der Patienten bzw. der Patientinnen auswirken bzw. auf Diagnose, Prognose, Verlauf und Therapie. Dazu gehören unter anderem psychosoziale Belastungen aufgrund von häuslicher Gewalt und/oder in Zusammenhang mit der Erziehung oder aber aufgrund biografischer Faktoren bzw. mit Blick auf Wohnbedingungen und/oder wirtschaftliche Verhältnisse.
Horia Fabini
8. Psychotherapie bei häuslicher Gewalt: Betroffene und Opfer
Zusammenfassung
Psychotherapeutische Interventionen an Menschen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind, müssen neben störungsspezifischen und behandlerischen Aspekten bzw. solchen der Beziehungsgestaltung usw. einige weitere häufig auftretende Phänomene berücksichtigen. Insbesondere müssen jegliche Interventionen an sicherheitskritischen Aspekten ausgerichtet werden, jeweils auf Grundlage einer professionellen Gefährdungseinschätzung. Von zentraler Bedeutung in der Behandlung und/oder Beratung von Opfern ist die Kenntnis sog. Stockholm-Phänomene bzw. des sog. Battered Woman Syndrome.
Horia Fabini
9. Beratung Betroffener: Sicherheitsberatung
Zusammenfassung
Psychotherapeutische Maßnahmen an Patientinnen und Patienten, die sich aufgrund von z. B. häuslicher Gewalt in Gefahr befinden, gefährden die Betroffenen, sofern sie nicht zentrale sicherheitskritische Aspekte berücksichtigen. Neben übergeordneten Sicherheitsempfehlungen werden daher im Kap. 9 Maßnahmen der Eigensicherung bei Übergriffen vorgestellt bzw. Notrufoptionen und Rettungsmaßnahmen in lebensgefährlichen Situationen und weitere spezifische Sicherungsmaßnahmen wie z. B. Verhaltensempfehlungen bei Stalking. Praxisrelevante Interventionen und zentrale zu vermittelnde Empfehlungen finden sich in den Praxismaterialien am Ende des Kapitels.
Horia Fabini
10. Krisenintervention bei Patienten und Patientinnen, die von häuslicher Gewalt betroffen sind
Zusammenfassung
Kap. 10 adressiert unterschiedliche Aspekte der Krisenintervention bei Opfern von häuslicher Gewalt. Neben Maßnahmen für den Umgang mit unterschiedlichen Gewaltszenarien werden Aspekte der telefonischen Krisenintervention vorgestellt. In den Praxismaterialien am Ende des Kapitels finden sich Übersichten zu telefonischer Kommunikation mit Betroffenen bzw. werden Stabilisierungstechniken für unterschiedliche Bedingungskonstellationen vorgestellt.
Horia Fabini
11. Krisenintervention bei suizidalen Betroffenen
Zusammenfassung
Kap. 11 fokussiert Krisenintervention bei Opfern von häuslicher Gewalt, die sich in suizidalen Krisen befinden. Schwerpunkte sind Suizidalitätsdiagnostik einschließlich Risikofaktoren, Warnsignalen und protektiven Faktoren sowie die Lege-artis-Krisenintervention bei akuter Suizidalität.
Horia Fabini
12. Psychotherapie mit gewalttätigen Patienten und Patientinnen: Diagnostik und Gefährlichkeitseinschätzung
Zusammenfassung
Kap. 12 fokussiert psychotherapeutische Interventionen bei gewalttätigen Patientinnen und Patienten. Schwerpunkte sind Gefährlichkeitseinschätzung, Diagnostik fremdgefährdenden Verhaltens und das Vorgehen bei der systematischen Risikoanalyse. Es werden unterschiedliche sog. Bewertungsinstrumente für den Bereich häusliche Gewalt vorgestellt wie z. B. das Ontario Domestic Assault Risk Assessment ODARA und SARA, B-SAFER und SARA-V3. Die Praxismaterialien am Ende des Kapitels unterstützen bei der Ausarbeitung eines Delinquenzmodells.
Horia Fabini
13. Psychotherapie mit gewalttätigen Patientinnen und Patienten: Kommunikationsaspekte
Zusammenfassung
In der Behandlung und/oder Beratung von Menschen, die Gewalt ausüben, sind neben sicherheitskritischen Faktoren vor allem auch Kommunikationsaspekte von zentraler Bedeutung. Kap. 13 adressiert deshalb die Themen Sprachbarrieren, Fragetechnik, therapeutische Haltung, motivierende Interventionen sowie para- und nonverbale Aspekte in der Täterberatung.
Horia Fabini
14. Psychotherapie mit gewalttätigen Patienten und Patientinnen: Ambulante Verhaltenstherapie
Zusammenfassung
Im Kap. 14 wird ein behaviorales Basismodell für den Abbau gewalttätiger Verhaltensweisen vorgestellt. Schwerpunkte sind Spezifika in der ambulanten Verhaltenstherapie von Gewalttätern, praktische Interventionen zum Abbau von Gewalt, Aspekte der Beziehungsgestaltung mit (pathologisch) aggressiven Personen, Maßnahmen bei akuter Fremdgefährdung und Empfehlungen für die Kooperation mit Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben (BOS) im Hochrisikomanagement (beispielsweise im Rahmen interdisziplinärer Fallkonferenzen).
Horia Fabini
Backmatter

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Titel
Häusliche Gewalt in Medizin und Psychotherapie
Verfasst von
Horia Fabini
Copyright-Jahr
2025
Verlag
Springer Berlin Heidelberg
Electronic ISBN
978-3-662-70843-9
Print ISBN
978-3-662-70842-2
DOI
https://doi.org/10.1007/978-3-662-70843-9

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