Erschienen in:
01.09.2013 | Leitthema
Hans Roemer (1878–1947)
Überzeugter Eugeniker, Kritiker der Krankentötungen
verfasst von:
Prof. Dr. V. Roelcke
Erschienen in:
Der Nervenarzt
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Ausgabe 9/2013
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Zusammenfassung
Hans Roemer (1878–1947), Direktor der psychiatrischen Anstalt Illenau/Baden, war einer der wenigen Psychiater in der Zeit des Nationalsozialismus, die sich explizit gegen die systematischen Krankentötungen („Euthanasie“) ausgesprochen haben. Der Beitrag gibt einen Überblick zu Roemers Biographie und skizziert seine Aktivitäten als Reformpsychiater in den 1920er Jahren, als Protagonist im Bereich der psychischen Hygiene sowie als Befürworter von Eugenik und Zwangssterilisation von Patienten, die als erbkrank klassifiziert worden waren. Der Fokus liegt auf dem Beginn der „Aktion T4“, der ersten Phase der systematischen Krankentötungen 1939/40. Roemer versuchte wiederholt, den Abtransport von Patienten aus der psychiatrischen Anstalt Illenau zu verhindern sowie psychiatrische Bündnispartner für ein koordiniertes Vorgehen gegen das Tötungsprogramm zu finden. Ernst Rüdin, der Vorsitzende der psychiatrischen Fachgesellschaft, sowie führende Medizinalbeamte blockierten jedoch die Initiativen Roemers. Dieser erlitt allerdings keine Sanktionen von Seiten der Repräsentanten des Regimes für sein Verhalten.