Erschienen in:
13.01.2020 | Pathologie | Geschichte der Pathologie
Hans Wolfgang Sachs (1912–2000)
Vom nationalsozialistischen „Volkstumskämpfer“ und „Leitenden Pathologen beim Reichsarzt-SS“ zum Lehrstuhlinhaber in der Bundesrepublik
verfasst von:
Jens Westemeier, Sebastian Scheib, Hendrik Uhlendahl, Dominik Groß, Mathias Schmidt
Erschienen in:
Die Pathologie
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Ausgabe 2/2020
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Zusammenfassung
Die deutsche Wehrmacht und die SS testeten während des Zweiten Weltkriegs verschiedene chemische Kampfstoffe an KZ-Häftlingen. Dafür benötigte die SS auch einen Pathologen. Der Mann, den Reichsarzt-SS Ernst-Robert Grawitz dafür zum Übertritt in die Waffen-SS überzeugen konnte, war der erst 32-jährige Hans Wolfgang Sachs. Nach 1945 blieben Sachs trotz seiner Stellung als „Leitender Pathologe beim Reichsarzt-SS“ eine Vernehmung und Anklage erspart. Dabei hatte bereits die Anklagevertretung während des Nürnberger Ärzteprozesses im Zusammenhang mit den Kampfstoffversuchen ein Dokument vorgelegt, das Sachs namentlich als Teilnehmer an sog. N‑Stoff-Versuchen (Chlortrifluorid) auswies. So konnte er im Nachkriegsdeutschland bald wieder in der Wissenschaft Fuß fassen und schließlich sogar den Lehrstuhl für Gerichtliche Medizin an der Universität Münster besetzen. Bis heute ist über Sachs kaum etwas bekannt. Diese Lücke soll der vorliegende Beitrag schließen. Von besonderem Interesse sind hierbei einerseits die Motive und Gründe, aus denen sich Sachs der Partei und der SS anschloss, und andererseits der Karriereverlauf nach 1945.