Asymptomatische Bakteriurie verbessert Ansprechen auf BCG

Patienten mit hochriskantem, nicht muskelinvasivem Blasenkrebs reagieren womöglich besser auf eine Therapie mit Bacillus Calmette-Guérin (BCG), wenn sie darüber hinaus eine asymptomatische Bakteriurie aufweisen. In der Behandlung von Hochrisikopatienten mit nicht muskelinvasivem Blasenkrebs – also mit hochgradigen Tumoren im Stadium Ta, Tis oder T1 – gilt die intravesikale Instillation von BCG als Standard, nachdem die Tumorherde makroskopisch vollständig transurethral reseziert worden sind. Die Bazillen lösen eine bakterielle Zystitis aus, und die dadurch aktivierte Immunantwort kann quasi im Nebeneffekt urotheliale Tumorzellen zerstören. In Blase und Urethra siedelnde Bakterien aktivieren das Immunsystem aber ganz allgemein. Und so fragt sich, wie etwa eine asymptomatische Bakteriurie mit dem Erfolg einer BCG-Therapie zusammenhängt. Der Urologe Harry Herr vom Memorial Sloan Kettering Cancer Center in New York ist dem nachgegangen. Für seine Studie hat Herr retrospektiv die prospektiv erhobenen Daten von 505 Patienten mit nicht muskelinvasivem Blasenkrebs vom Hochrisikotyp ausgewertet. 53% der Patienten wiesen eine asymptomatische Bakteriurie auf. Die Ansprechrate auf die BCG-Therapie betrug bei den Patienten mit Bakteriurie 89%, sie lag hochsignifikant höher als die Rate von 76% nicht infizierter Patienten. Auch waren 75% der Patienten mit Bakteriurie nach drei Jahren noch tumorfrei, gegenüber 65% der nicht infizierten Patienten. Mehr Bakterien, weniger Nutzen von BCG Als asymptomatische Bakteriurie im Sinne der Studie galt jeder positive Nachweis von Bakterien in der Urinkultur. Es war also kein Grenzwert in Kraft, wie etwas 104 oder 105 koloniebildende Einheiten je Milliliter. „Das Hauptergebnis der Untersuchung ist“, schreibt Herr in seinem Resümee, „dass Hochrisikopatienten mit nicht muskelinvasivem Blasenkrebs und asymptomatischer Bakteriurie eine bessere initiale Response auf eine BCG-Therapie zeigen und auch länger tumorfrei bleiben als nicht infizierte Patienten unter dem gleichen Therapieregime.“ Im Detail werfen die Ergebnisse allerdings einige Probleme auf. Beispielweise nahm der Nutzen eine BCG-Behandlung mit steigender Bakterienkonzentration im Urin nicht etwa zu, sondern ab. Das rezidivfreie Überleben nach drei Jahren betrug bei Konzentrationen unter 104 koloniebildenden Einheiten je Milliliter 88%, nahm dann kontinuierlich ab und lag für Konzentrationen von mehr als 105 Einheiten noch bei 77% – immer noch signifikant höher als bei nicht infizierten Patienten, aber nur noch mit einem p-Wert von 0,04. „Das ist ein provozierender Befund, der sich einer Erklärung entzieht“, räumt Herr ein. Obwohl es verführerisch sei zu spekulieren, asymptomatische Bakteriurie stelle das lokale Immunsystem scharf und verbessere so die BCG-Antwort, sei Korrelation nicht mit Kausalität gleichzusetzen. Der genaue Mechanismus liege im Dunklen. Jedenfalls scheine eine chronische Bakteriurie kein Nachteil für das Ansprechen auf die intravesikale BCG-Therapie und womöglich sogar nützlich zu sein. Empfehlung der Redaktion Harnwegsinfektionen in der Urologie – Themenseite Harnwegsinfektionen sind häufig – ebenso wie die Fragen, die immer wieder in diesem Zusammenhang auftauchen: Was bringen pflanzliche Mittel? Wann sind Antibiotika geboten? Welche eignen sich am besten zur Therapie? Unsere Themenseite hält Sie auf dem Laufenden zu Prophylaxe, Diagnostik und Therapie.

Springer Medizin

Asymptomatische Bakteriurie verbessert Ansprechen auf BCG

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Urologie

Adjuvante Immuntherapie verlängert Leben bei RCC

Bei Senioren mit Prostatakarzinom auf Anämie achten!

Stufenschema weist Prostatakarzinom zuverlässig nach

Harnwegsinfektprophylaxe: Es geht auch ohne Antibiotika

Update Urologie