Neuer Therapiestandard für adjuvante Blasenkrebstherapie?

Gemcitabin könnte Mitomycin C als Standard bei der adjuvanten Blasenkrebstherapie ersetzen: Die Arznei verursacht kaum Nebenwirkungen, ist günstiger und kann die Rezidivrate ebenfalls senken. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Was nützt eine Therapie, die keiner anwendet? Mitomycin C hat sich zwar in Studien in der adjuvanten Therapie nach der transurethralen Resektion niedriggradiger Blasentumore bewährt und konnte die übliche Rezidivrate von 50% deutlich senken, allerdings wird die Instillation durch lokale toxische Effekte wie eine chemischen Zystitis limitiert. Die Therapie ist zudem relativ teuer, auch gibt es häufig Lieferprobleme. Daher sei es kein Wunder, wenn Mitomycin C trotz Empfehlungen in europäischen und US-amerikanischen Leitlinien in der Praxis bei Blasentumoren kaum Anwendung finde, schreiben Urologen um Dr. Samuel Kaffenberger von der Uniklinik in Ann Arbor. Als Alternative empfehlen sie in einem Editorial in der Zeitschrift JAMA die intravesikuläre Instillation von Gemcitabin. Dieses Mittel ist ebenfalls wirksam, aber leichter und günstiger erhältlich, zudem verursacht es offenbar weniger Nebenwirkungen. Darauf deutet jedenfalls eine Arbeit, die Ärzte um Dr. Edward Messing von der Universität in Rocherster in derselben JAMA-Ausgabe publiziert haben. Rezidivrate um 20 Prozentpunkte niedriger An der Studie nahmen 406 Patienten teil, bei denen nach der Zytoskopie der Verdacht auf einen niedriggradigen nicht muskelinvasiven Blasentumor bestand. 201 Patienten sollten innerhalb von drei Stunden nach der Tumorresektion eine intravesikuläre Instillation mit 2 Gramm Gemcitabin in 100 ml Kochsalzlösung über 60 Minuten hinweg bekommen, 205 Teilnehmer nur die Kochsalzlösung (Placebogruppe). Anschließend wurden die Patienten vier Jahre lang regelmäßig per Zytoskopie auf Tumorrezidive untersucht. Tatsächlich unterzogen sich jedoch nur 382 Patienten der Resektion, und 345 bekamen eine Instillation – 168 in der Gemcitabin- sowie 177 in der Placebogruppe. Bei den übrigen verzichteten die Ärzte auf die Resektion und Instillation, meist, weil die Patienten einen Rückzieher machten oder weil es infolge der Resektion zu Komplikationen kam. Unter den verbliebenen Patienten hatten – wie sich nach der Resektion zeigte – jeweils 102 und 113 einen niedriggradigen nicht muskelinvasiven Tumor. Diese 215 Patienten waren letztlich die Zielpopulation. In der Intention-to-treat-Analyse mit allen 406 randomisierten Teilnehmern entwickelten 35% in der Gemcitabin und 47% in der Placebogruppe innerhalb von vier Jahren ein Rezidiv. Unter Berücksichtigung diverser Begleitfaktoren ließ sich daraus in der Gemcitabingruppe eine um 36% geringere Rezidivrate berechnen. Schauten sich die Forscher die Zielgruppe von Patienten mit niedriggradigen Tumoren an, die tatsächlich eine Instillation erhalten hatten, so kam es bei 34% in der Gemcitabin- und 54% in der Placebogruppe zu einem Rezidiv – ein signifikanter Unterschied von relativ 47% und absolut 20 Prozentpunkten. Keine relevanten Nebenwirkungen Die meisten der Rezidive waren ebenfalls niedriggradig, sechs Patienten unter Gemcitabin und zehn unter Placebo entwickelten einen hochgradigen Tumor. In der Gemcitabingruppe starben weniger Patienten als unter Placebo (17 versus 25), der Unterschied war aber statistisch nicht signifikant. Von den 86 Patienten mit hochgradigem Tumor, die eine Instillation erhalten hatten, entwickelten etwas weniger unter Gemcitabin als unter Placebo ein Rezidiv (40% versus 45%), doch auch diese Differenz war nicht signifikant. Grad-4/5-Nebenwirkungen sahen die Studienärzte bei keinem der Patienten, Grad-3-Nebenwirkungen traten nicht häufiger als unter Placebo auf (2,4% versus 3,4%), gleiches galt für Grad-1/2-Effekte. Da eine Gemcitabin-Behandlung wesentlich günstiger ist als eine mit Mitomycin (56 versus 1063 Dollar in den USA) und zudem weniger Nebenwirkungen zu haben scheint, hoffen die Ärzte um Messing, dass sich diese Therapie bei niedriggradigen Blasentumoren eher durchsetzt. Nach ihren Angaben erhält derzeit nicht einmal jeder siebte Patient eine Mitomycin-Instillation. Das Wichtigste in Kürze Frage: Kann eine Gemcitabin-Instillation nach der Tumorresektion Blasentumorrezidive verhindern? Antwort: Mit Gemcitabin ist die Rezidivrate im Vergleich zu Placebo um 20 Prozentpunkte niedriger, Nebenwirkungen treten aber nicht häufiger auf. Bedeutung: Gemcitabin könnte eine kostengünstige und nebenwirkungsarme Alternative zu Mitomycin C sein. Einschränkung: Die Zielpopulation war relativ klein. Ob Gemcitabin ähnlich wirksam ist wie Mitomycin, müsste in einer direkten Vergleichsstudie geprüft werden.

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