Frauen haben bei Blasenkrebs anfangs schlechtere Karten

Erkranken Frauen an Blasenkrebs, ist ihre Prognose deutlich schlechter als bei Männern – allerdings nur in den ersten beiden Jahren nach der Diagnose, dann haben Männer das Nachsehen. Ein Grund dafür: Frauen sind bei der Diagnose oft schwerer krank. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Frauen haben bei den meisten Tumoren eine bessere Prognose als Männer, nicht jedoch beim Blasenkrebs. Hier konnten Studien immer wieder eine erhöhte Sterblichkeit für die weiblichen Betroffenen belegen, berichten Forscher um Bettina Kulle Andreassen vom Norwegischen Krebsregister. Die Gründe dafür sind weitgehend unklar. Eine Analyse des Krebsregisters legt nun nahe, dass Frauen bei der Blasenkrebsdiagnose etwas weiter fortgeschrittene Tumoren haben als Männer. Dies kann immerhin die Hälfte der erhöhten Mortalität bei Frauen erklären. Überleben Frauen die ersten beiden Jahre, sind ihre Perspektiven sogar etwas besser als bei Männern. Frauen mit höhergradigen Tumoren Für ihre Untersuchung haben die Forscher um Andreassen sämtliche Blasenkrebserkrankungen ausgewertet, die in Norwegen zwischen 1997 und 2011 neu registriert worden waren. Das Schicksal der rund 15.100 Patienten beobachteten sie anschließend bis April 2017 – im Median über zwölf Jahre hinweg. Nur etwa ein Viertel aller Blasenkrebspatienten war weiblich. Frauen hatten bei der Diagnose ein deutlich höheres Alter und öfter nichtmuskelinvasive T1-Tumoren (32 versus 26%) oder muskelinvasive T2–T4-Tumoren (28 versus 25%). Metastasierte Tumoren waren bei Frauen zum Zeitpunkt der Diagnose ebenfalls häufiger zu beobachten (33 versus 23%). Wie sich zeigte, starben insgesamt mehr Frauen als Männer. Nach zehn Jahren lebten noch rund 75% der Männer und etwa 73% der Frauen. Berücksichtigten die Forscher Alter und Tumorstadien bei der Diagnose, war die relative Sterblichkeit bei Männern um 15% geringer als bei Frauen. Als Bezugspunkt diente hier die altersentsprechende Sterberate bei Männern und Frauen in der Allgemeinbevölkerung. Diese Differenz beruhte jedoch auf Unterschieden in den ersten beiden Jahren nach der Diagnose: So war die tumorbedingte Sterberate bei Männern in dieser Zeit um 21% geringer als bei Frauen, anschließend jedoch um 16% höher. Die überlebenden Frauen hatten nach zwei Jahren also eine bessere Prognose als Männer. Dreifach erhöhte Sterberate bei Frauen in den ersten beiden Jahren Deutlich wird dies auch beim Blick auf die relative Sterblichkeit: Sie ist nach diesen Daten bei Frauen mit Blasenkrebs in den ersten beiden Jahren im Vergleich zur weiblichen Allgemeinbevölkerung um den Faktor drei erhöht, bei Männern im Vergleich zur männlichen Bevölkerung lediglich verdoppelt. Nach zwei Jahren kreuzen sich die Linien, dann sieht es für Männer etwas schlechter aus als für Frauen. Das Team um Andreassen analysierte die Daten einmal mit und einmal ohne Adjustierung für das Tumorstadium. Mit Adjustierung war der Unterschied bei der relativen Mortalität zwischen Männern und Frauen nur halb so hoch wie ohne. Daraus schließen die Forscher, dass sich etwa die Hälfte der erhöhten krebsspezifischen Mortalität bei Frauen mit Blasentumoren durch das ungünstigere Tumorstadium erklären lässt. Über den Rest können sie nur spekulieren: Möglicherweise liegt es an einer weniger aggressiven Tumortherapie, an hormonellen Faktoren oder am ungünstigeren Effekt des Tabakkonsums auf die Überlebenschancen. Wie stark vor und nach der Turmordiagnose geraucht wurde, ließ sich anhand der Registerdaten jedoch nicht feststellen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie unterscheidet sich die Mortalität bei Blasenkrebs zwischen Frauen und Männern im zeitlichen Verlauf? Antwort: Anfangs ist die Mortalität bei Frauen stärker erhöht als bei Männern, nach zwei Jahren ist es umgekehrt. Bedeutung: Das Tumorstadium erklärt rund die Hälfte der erhöhten Mortalität von Frauen. Einschränkung: Angaben zum Tumorstadium fehlten bei 16% der Patienten.

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