Jede zweite partielle Harnröhrenruptur führt zur Obstruktion

Das Outcome von Männern mit traumatisch bedingter Harnröhrenruptur variiert in Abhängigkeit des Schweregrads der Verletzung. Doch selbst bei Teilrupturen ist Vorsicht geboten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Urethraverletzungen infolge eines stumpfen Traumas – meist im Zusammenhang mit Beckenfrakturen (PFUI = pelvine fracture urethral injury) – können sich sehr unterschiedlich darstellen: Die Urethra kann partiell oder komplett gerissen, die Endstücke bei kompletter Ruptur unterschiedlich weit distrahiert sein. In vielen Fällen drohen Harnröhrenstriktur und -obstruktion, wobei man annehmen könnte, dass mit der Schwere der Verletzung auch das Komplikationsrisiko steigt. Den ausstehenden Beweis versuchten US-amerikanische Urologen zu führen. Partiell oder total − das macht einen Unterschied Sie verglichen den Krankheitsverlauf von 99 Patienten, die zwischen 2015 und 2020 aufgrund einer PFUI in einer von 27 teilnehmenden Kliniken in den USA behandelt worden waren. Der Schweregrad der Verletzung war jeweils mittels retrograder Zystourethrografie und retrograder Urethrografie beurteilt und in drei Kategorien unterteilt worden: ausgeprägte bzw. geringgradige Urethradistraktion und partielle Urethraruptur. Patienten mit ausgeprägter Distraktion (n = 72) waren mit einem suprapubischen Blasenkatheter (SBK) versorgt worden, teils war zusätzlich zeitnah ein endoskopisches Realignment durchgeführt worden. Die unterschiedlichen Versorgungsstrategien seien aber nach Ausführung der Studienautorinnen und Studienautoren für das Strikturrisiko nicht relevant. Patienten mit geringgradiger Distraktion (n = 13) oder partieller Ruptur (n = 14) hatten einen Foley- oder einen suprapubischen Blasenkatheter erhalten. Die Nachbeobachtungszeit erstreckte sich im Mittel über 404 Tage, war aber nie kürzer als sechs Monate. Eine Harnröhrenobstruktion war bei Patienten mit ausgeprägter und geringgradiger Distraktion (96% bzw. 85%) weitaus häufiger als bei Patienten mit nur partieller Ruptur (50%). Das Ausmaß der Verletzung machte somit durchaus einen Unterschied für das Obstruktionsrisiko und fiel bei partieller Ruptur (OR 0,06) deutlich geringer aus als bei komplettem, ausgeprägt bzw. gering distrahiertem Abriss, dabei waren wichtige Kofaktoren bereits berücksichtig worden. Entsprechend häufiger bestand nach kompletter Ruptur die Indikation zur Urethroplastik (90% bzw. 67% vs. 36%). Empfehlung der Redaktion Themenseite Urologische Notfälle Urosepsis, Steinkolik oder akutes Skrotum: Notfälle in der Urologie sind vielfältig. Auf dieser Themenseite finden Sie Übersichtsarbeiten zu verschiedenen Notfall-Indikationen, lehrreiche Kasuistiken und mehr. Partielle Ruptur – kein Grund zur Entwarnung Die Raten an Obstruktion und Urethroplastik waren in den verschiedenen Kategorien klar abgrenzbar. Ein signifikanter Unterschied habe sich insbesondere bei Männern mit komplettem Harnröhrenabriss im Vergleich zu Männern mit partieller Ruptur gefunden, so das Resümee der US-amerikanischen Urologinnen und Urologen. Die Forschenden mahnten jedoch auch bei partieller Ruptur zur Achtsamkeit, immerhin manifestierte sich bei jedem Zweiten die gefürchtete Komplikation. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie unterscheidet sich das Outcome von Männern mit Beckenfraktur-assoziierter Harnröhrenruptur (PFUI) in Abhängigkeit vom Schwergrad der Verletzung? Antwort: Nach kompletter Ruptur traten anteilsmäßig mehr Harnröhrenobstruktionen auf als nach partieller Ruptur. Nach partieller Ruptur war aber immerhin noch jeder Zweite betroffen. Bedeutung: Das Risiko einer Harnröhrenobstruktion ist auch nach partieller Urethraruptur nicht zu vernachlässigen. Einschränkung: Geringe Zahl von Patienten mit geringgradiger Distraktion bzw. partieller Ruptur.

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