Clean-Catch-Urin ähnlich sauber wie Katheter-Urin

Bei Verdacht auf eine Harnwegsinfektion weist die Uringewinnung mit der Clean-Catch-Methode bei präkontinenten Kindern nicht häufiger Kontaminationen auf als Katheter-Urin. Nur die Blasenpunktion liefert noch reineren Urin. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Die Gewinnung von sauberem Urin bei Kindern mit Verdacht auf eine Harnwegsinfektion ist nicht immer einfach. Können Kinder ihre Blase kontrollieren, gilt Mittelstrahlurin als ausreichend für die Erregerkultur. Bei Kindern ohne Blasenkontrolle gibt es im Prinzip vier verschiedene Methoden: Beutelurin wird über einen selbstklebenden Urinbeutel gewonnen – diese Methode gilt als kontaminationsträchtig und ist für die Erregerkultur kaum geeignet. Bei der Clean-Catch-Methode wird einfach gewartet, bis das Kind auf dem Schoß sitzend von selbst pinkelt, der Mittelstrahlurin wird dann mit einem sterilen Behälter aufgefangen. Schließlich lässt sich der Urin zur Not auch über einen Blasenkatheter oder eine suprapubische Blasenpunktion gewinnen. Pädiater um Dr. Alex Guri vom Kaplan Medical Center in Rechovot in Israel haben nun geschaut, wie häufig die Urinproben mit den jeweiligen Methoden kontaminiert sind. In einer retrospektiven Analyse wiesen 1,6% der Proben aus Mittestrahlurin von kontinenten Kinder Kontaminationen auf, mit der Clean-Catch- und der Kathetermethode waren es bei den präkontinenten Kindern jeweils 4,9%. Proben aus Blasenpunktionen wiesen in keinem Fall Verunreinigungen auf. Für die Analyse hat das Team um Guri elektronische Patientendaten von über 1500 Kindern ausgewertet, die in der Notaufnahme der pädiatrischen Klinik untersucht worden waren. Drei Viertel waren Mädchen, ein Drittel war maximal drei Monate alt, eine weiteres Drittel zwischen drei Monaten und drei Jahren, die übrigen waren älter als drei Jahre. Bei allen wurden die Urinproben zur Kultur entnommen, zuvor hatten Teststreifen einen Verdacht auf eine Harnwegsinfektion nahegelegt. Alle kontinenten Kinder – das waren rund 40% – durften Mittelstrahlurin abliefern, 23% spendeten Clean-Catch-Urin, 34% Katheter-Urin und etwas mehr als 2% Punktions-Urin. Erst Clean-Catch-, dann Beutelmethode In der Regel wurde bei den präkontinenten Kindern zunächst die Clean-Catch-Methode versucht. Die Eltern sollten dafür die Genitalregion der Kinder mit einer Chlorhexidinlösung reinigen und die Kinder mit exponiertem Perineum auf dem Schoß halten. Unterstützt wurde die Miktion durch Geräusche von fließendem Wasser, auch konnten die Eltern den Prozess durch suprapubische Massage beschleunigen. Bei einsetzendem Urinfluss wurden sie angehalten, den Mittelstrahlurin in einem sterilen Behälter zu sammeln. Funktionierte das nicht, kam die Beutelmethode zur Anwendung. Deutete ein Comburtest des Beutelurins auf eine Infektion, wurde weiterer Urin für die Erregerkultur via Katheter oder Punktion entnommen. In dringenden Fällen übersprangen Ärzte die Clean-Catch-Methode und entnahmen den Urin gleich per Katheter oder Punktion, wobei die meisten den Katheter bevorzugten. Von einer Kontamination gingen sie aus, wenn mehr als ein Pathogen in der Kultur anwuchs. Kaum Kontaminationen bei Jungen Insgesamt ergaben 19% der Proben einen positiven Befund, 22% bei den Mädchen und 11% bei den Jungen, häufigster nachgewiesener Keim war E. coli. 3,5% der Proben waren kontaminiert, am höchsten war die Rate bei den Kindern im Alter von 0–3 Monaten mit 6%, am geringsten bei den Kindern über drei Jahren (1,6%), hier hatten die Ärzte ausschließlich Mittelstrahlurin analysiert. Von den Jungen wiesen nur solche im Alter von 0–3 Monaten kontaminierte Proben auf: 3,5% der Clean-Catch-Proben sowie 13% der Katheterproben waren verunreinigt, bei Mädchen im selben Alter jeweils 14% und 7%. Von den Mädchen zwischen drei Monaten und drei Jahren lieferten 5% kontaminierte Clean-Catch- und 3% verunreinigte Katheterproben. Über alle Proben gerechnet war der Katheterurin genauso oft kontaminiert wie der Clean-Catch-Urin, dies galt auch für die Subgruppe von 323 Kindern, die aufgrund von Symptomatik und Vorbefunden eine sehr hohe Wahrscheinlichkeit für einen Harnwegsinfekt aufwiesen. Aufgrund ihrer Analyse kommen die Pädiater um Guri zu dem Schluss, dass die Clean-Catch-Methode – wenn Kinder und Eltern mitspielen – ähnlich gut zur Gewinnung von Urin für die Erregerkultur geeignet ist wie die Kathetermethode. Verglichen mit anderen Studien sei die Kontaminationsrate in ihrer Analyse allerdings recht gering gewesen. Das liege zum einen an den strengen Hygienevorschriften, zum anderen seien praktisch alle Jungen beschnitten, was deren Kontaminationsrisiko senke, auch werde eine Kontamination oft sehr unterschiedlich definiert. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Methode eignet sich bei Kindern ohne Blasenkontrolle am besten, um Urin für die Erregerkultur zu gewinnen? Antwort: Urin nach der Clean-Catch-Methode war in einer Analyse aus Israel ähnlich selten kontaminiert wie Katheter-Urin. Bedeutung: Pädiater sollten bei präkontinenten Kindern zunächst versuchen, Clean-Catch-Urin zu gewinnen, bevor sie invasivere Methoden anwenden. Einschränkung: Retrospektive Analyse.

Springer Medizin

Clean-Catch-Urin ähnlich sauber wie Katheter-Urin

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