Klimaschutz im Gesundheitswesen: So funktioniert’s

Wie lassen sich Nachhaltigkeit und Klimaschutz aktiv im Gesundheitswesen leben? Auf dem Hauptstadtkongress gab es ganz praktische Tipps. Ein wichtiger Faktor: ein besseres Ressourcenmanagement. Rund fünf Prozent der bundesweiten CO2-Emissionen gehen auf das Konto des Gesundheitssektors. Medizinerinnen und Mediziner hätten daher nicht nur wegen einer höheren Krankheitslast direkt mit dem Klimawandel zu tun, so Privatdozent Dr. Christian Schulz am Donnerstag auf dem Hauptstadtkongress in Berlin. Der Geschäftsführer der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) appellierte: „Dem Gesundheitssektor kommt eine zentrale Rolle bei den Folgen der Klimakrise und eine zentrale Rolle als Multiplikator für das Thema Nachhaltigkeit zu. Die gilt es nun wahrzunehmen, es ist fünf nach zwölf.“ Möglichkeiten, sich selbst für mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz einzusetzen, gibt es viele. Krankenhäuser produzierten 13 Kilogramm Abfall pro Bett und Tag, sagte Aline Mittag von der Philips GmbH Market D-A-CH. Nicht nur das: „Das Gesundheitswesen verbraucht jedes Jahr zehn Prozent der weltweit eingesetzten Materialien.“ Deshalb sei es wichtig, mehr auf nachhaltige Produkte und nachhaltige Lieferketten zu achten. In der Pflicht, so ihre klare Ansage, seien hier aber gerade die Hersteller. „Wir arbeiten noch häufig in einer linearen Wirtschaft, wir nehmen Ressourcen, stellen etwas her und werfen es weg.“ Mittag plädiert für eine Kreislaufwirtschaft, „und die beginnt schon beim Produktdesign“. Es müsse geschaut werden, Produkte haltbarer und recyclebarer zu machen. Klinik setzt auf eigene Blockheizkraftwerke Wie die Umstellung zu mehr Nachhaltigkeit auch in kleinen Schritten gelingen kann, zeigte Julia Städter, Abteilung Unternehmensentwicklung & Projektmanagement an den Mühlenkreiskliniken (MKK) auf. Der Klinikträger im Kreis Minden-Lübbecke setzt in seinen fünf Standorten, an denen rund 5200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt sind, zunehmend auf erneuerbare Energien. „Wir haben zwei Blockheizkraftwerke, das bringt eine Einsparung von ca. 4400 Tonnen an CO2-Äquivalenten pro Jahr“, berichtete sie in Berlin. Zusätzlich würden Solarzellen auf den Klinikdächern eingesetzt und über ein neues Lichtkonzept versucht, sukzessive einen kompletten Wechsel auf LED-Beleuchtungstechnik umzusetzen. Beim Kauf neuer Medizintechnik werde zudem auf Dinge wie einen geringeren Energiebedarf für die Kühlung geachtet. Die MKK haben zudem beschlossen, den kompletten Fuhrpark auf E-Mobilität umzustellen. „Das ist aber noch nicht umgesetzt, weil wir derzeit einfach nicht die Fahrzeuge auf dem Markt bekommen“, sagte Städter. Dafür werden Anreize für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geschaffen, mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zur Arbeit zu kommen, etwa über E-Bike-Leasing. Nachhaltigkeitsreport für mehr Transparenz Am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) ist man schon einen großen Schritt weiter. Dort gibt es mit Frank Dzukowski einen Leiter Stabsstelle Nachhaltigkeit/Klimamanagement. Sein Vorteil sei natürlich, dass das Thema Nachhaltigkeit vom Vorstand mit vorangetrieben werde, erklärte er. Das UKE hat seit 2014 Nachhaltigkeit als zentrales Leitbild verankert und erst kürzlich einen Nachhaltigkeitsreport aufgesetzt. Es laufen mehrere Pilotprojekte für eine bessere Ressourcenverwendung, immer in Abstimmung mit der Krankenhaushygiene. Etwa ein Projekt mit einem dänischen Start-up zum Recycling von OP-Masken. „Wir sind relativ früh dran in Deutschland mit dem Thema Nachhaltigkeit in den Kliniken“, machte er den Kongressteilnehmerinnen und -teilnehmern Mut. Fürs UKE gebe es ganz klar die Zielsetzung: „Wir wollen am Ende Produkte ohne CO2-Rucksack.“ Waschen statt wegwerfen Einen Posten, den Kliniken bei der Einsparung von Emissionen und Ressourcen selten im Blick hätten, der aber durchaus einen guten Beitrag leisten könne, seien Textilien, meinte Moritz Schäpsmeier von Sitex – Textile Dienstleistungen. „Waschen ist wahrscheinlich die erste Wiederverwertung der Welt“, so sein süffisanter Einwurf. Immerhin seien Textilien in Kliniken mit einer der größten Warenströme, volumenmäßig gesehen. „In einer großen Uniklinik sprechen wir von zehn Tonnen pro Tag.“ Allein bei sterilen OP-Mänteln ließe sich durch Wiederverwertung statt Wegwerfen einiges an CO2-Emissionen einsparen. „Bei einer 100-fachen Verwendung entstehen 80 Prozent weniger Abfall und 50 Prozent weniger CO2.“ Quelle: Ärzte Zeitung Empfehlung der Redaktion Kongressdossier HSK 2022 „Ein resilientes Gesundheitssystem – Mythos oder Möglichkeit?“, unter diesem Motto wurde 2022 beim Hauptstadtkongress viel diskutiert. Welche Spuren hat die Pandemie im Gesundheitssystem hinterlassen? Was sind die Herausforderungen der nächsten Jahre? Und wo hat der Fortschritt bereits Einzug erhalten? Die Highlights finden Sie im HSK-Kongressdossier.

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