Lauterbach will fließende Übergänge zwischen den Sektoren

Stärker am Bedarf entlang und mehr Ambulantisierung: Gesundheitsminister Karl Lauterbach hat zum Start des Hauptstadtkongresses einige Reformvorhaben umrissen. Den Ukraine-Krieg verurteilt er erneut scharf. Bundesgesundheitsminister Professor Karl Lauterbach hat zum Abbau „vermeidbarer Doppelstrukturen“ aufgerufen. Die Krankenhausversorgung müsse sich künftig stärker am medizinischen Bedarf ausrichten, zudem seien mehr stationäre Leistungen ambulant zu erbringen, sagte der SPD-Politiker zur Eröffnung des Hauptstadtkongresses 2022 am Mittwoch (22.6.). Wegen der Gesundheitsministerkonferenz in Magdeburg war Lauterbach per Videobotschaft zu den Kongressteilnehmern dazu geschaltet. Zu dem dreitägigen Branchentreffen werden bis Freitag rund 4000 Besucher aus Medizin, Pflege und Klinikmanagement sowie knapp 130 Aussteller der Gesundheitswirtschaft erwartet. Ein Schwerpunkt des Kongresses ist die von der Ampel angekündigte Krankenhausreform. Lauterbach verwies dazu auf die 16-köpfige Expertenkommission, die Empfehlungen für einen Umbau der Kliniklandschaft vorlegen werde. Patientenakte soll praxistauglich ausgestaltet sein Voraussetzung für einen „fließenden Übergang“ zwischen den Sektoren sei auch, dass Informationen zwischen den Behandlern flössen, betonte der Minister. „Eine praxistaugliche elektronische Patientenakte wird fester Bestandteil unserer neuen Digitalisierungsstrategie sein.“ Die Akte solle vom Patienten nicht erbeten, sondern diesem per Opt-out-Regelung angeboten werden. Zuletzt hatten sich auch die Delegierten des Deutschen Ärztetags in Bremen nach langer Debatte für den Opt-out-Zugang ausgesprochen. Dabei stellt jeder Patient behandelnden Ärzten seine Gesundheitsdaten auf der Akte bereit, sofern er nicht aktiv Abstand davon nimmt. Lauterbach hatte unlängst erklärt, Ziel der Koalition sei es, in einem ersten Schritt den Informationsfluss zwischen Krankenhäusern und niedergelassenen Ärzten zu beschleunigen. Für ein robustes Gesundheitssystem, das auch Krisen wie etwa der Corona-Pandemie trotze, gehöre auch eine „nachhaltige Finanzierung“, so Lauterbach. In der Ampel werde dazu momentan ein „Maßnahmenpaket“ erarbeitet. Laut GKV-Spitzenverband drohen AOK, DAK & Co. im nächsten Jahr Finanzlücken in Höhe von insgesamt rund 17 Milliarden Euro. Wissenschaftler hatten das Finanzloch sogar auf weit über 20 Milliarden Euro beziffert. HSK „gute und etablierte Gelegenheit“ zum Dialog Eine weitere Herausforderung liege darin, die Arbeitsbedingungen in den Gesundheitsberufen „langfristig“ zu verbessern, sagte Lauterbach. Das gelte insbesondere für die Pflegeberufe. Der Hauptstadtkongress sei eine „gute und etablierte Gelegenheit“, all die genannten Themen zu erörtern. Besonders stark bewege die Menschen derzeit der „verbrecherische Angriffskrieg Putins auf eines unserer europäischen Nachbarländer“, so Lauterbach. Deutschland habe von Beginn an deutlich gemacht, dass man der Ukraine auch auf der Gesundheitsebene helfen wolle – zumal Krankenhäuser und andere Gesundheitseinrichtungen in der Ukraine direkt in den Krieg verwickelt seien. Empfehlung der Redaktion HSK 2022 Hauptstadtkongress 2022 22.–24. Juni 2022 | Berlin „Ein resilientes Gesundheitssystem – Mythos oder Möglichkeit?“, unter diesem Motto wurde 2022 beim Hauptstadtkongress viel diskutiert. Welche Spuren hat die Pandemie im Gesundheitssystem hinterlassen? Was sind die Herausforderungen der nächsten Jahre? Und wo hat der Fortschritt bereits Einzug erhalten? Die Highlights finden Sie im HSK-Kongressdossier. Medizinische Hilfe für die Ukraine In Absprache mit seinem ukrainischen Amtskollegen Viktor Liashkow unterstütze Deutschland das Land mit „hochwertigen Prothesen und beim Aufbau von Trauma-Zentren für Verbrennungen“. Überdies würden Schwerverletzte, die aus der Ukraine ausgeflogen würden, in deutschen Krankenhäusern behandelt. Allen, die diese Hilfe ermöglichten, gelte sein ausdrücklicher Dank, sagte Lauterbach. „Es ist gut, dass auch dieser Hauptstadtkongress im Zeichen von Humanität und Solidarität mit der Ukraine steht.“ Quelle: Ärzte Zeitung

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