Erschienen in:
01.09.2010 | Leitthema
Hausärztliche Primärversorgung
Erkennen von Depressionen bei Kindern und Jugendlichen
verfasst von:
M. Kopecky-Wenzel, Prof. Dr. R. Frank
Erschienen in:
Monatsschrift Kinderheilkunde
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Ausgabe 9/2010
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Zusammenfassung
Der Beitrag beschreibt auf der Grundlage von Leitlinien und Expertenempfehlungen, wie man in der hausärztlichen Praxis Depressionen von Kindern und Jugendlichen erkennen und damit umgehen kann. Bei Kindern mit Depressionen im Schulalter stehen klinisch eine Beeinträchtigung der Aufmerksamkeit und somatische Beschwerden wie Schlafprobleme oder Müdigkeit im Vordergrund, bei Jugendlichen Antriebsmangel und gedrückte Stimmung. Gespräche mit Kind, Jugendlichen und Eltern haben die Funktion, eine Beziehung herzustellen und zu klären, ob eine depressive Symptomatik vorliegt. Schwierig und anspruchsvoll ist es, gleichzeitig auf Kinder und Eltern einzugehen. Ein Dokumentationsbogen „Verhaltensskalen“ strukturiert die Beschreibung aus Sicht des Arztes als Grundlage der Beurteilung. Fragen nach Hinweisen auf eine Gefährdung müssen dokumentiert werden. Ärzte zeigten im Training von Fünf-Minuten-Gesprächen bei psychosozialen Themen viel mehr Kompetenz, als ihnen selbst bewusst war. Eine haltgebende Beziehung auf der Grundlage von Beratung und Wiedervorstellungen bildet den Kern des Vorgehens in der Primärversorgung. Bei längerer Dauer der Symptomatik und hohem Schweregrad sind Psychotherapie und antidepressive medikamentöse Behandlung indiziert. Die Hinzuziehung eines Kinder- und Jugendpsychiaters sollte bei Verdacht auf Suizidalität sofort und bei Hinweisen auf weitere psychische Auffälligkeiten möglichst schnell erfolgen. Die Erreichbarkeit von Spezialisten ist ein Prüfstein für die Qualität der Kooperation. Grundkenntnisse psychischer Probleme des Kindesalters, Fähigkeiten in Gesprächsführung und eine einfühlende Haltung sind die wesentlichen Werkzeuge, um sich als Arzt in der Rolle als Berater in der Primärversorgung wohlfühlen zu können.