Rekanalisation chronischer Koronarverschlüsse

Ein Vorteil für den Patienten oder nicht? Die Rede ist von der Rekanalisation chronisch verschlossener Koronararterien (CTO), sicherlich eine nicht immer einfache Herausforderung für den interventionell tätigen Kardiologen. Doch der Eingriff ist nicht nur symptomatisch wirksam, sondern auch prognostisch von Vorteil. „Die Rekanalisation chronisch verschlossener Koronararterien ist eine sehr anspruchsvolle und oft auch sehr aufwendige Prozedur“, sagte Prof. Jochen Wöhrle, Ulm, im Rahmen der pci-live in München. In der „real world“ liege die Erfolgsrate bei ca. 70%. Verbesserung der Prognose Von einem CTO spricht man, wenn der Verschluss länger als drei Monate besteht. CTO-Patienten sind in der Regel keine STEMI-Patienten, nur ca. ein Drittel hat einen Myokardinfarkt im Versorgungsgebiet der verschlossenen Koronararterie erlitten und nur bei jedem zweiten Betroffenen findet sich eine Beeinträchtigung der linksventrikulären Pumpfunktion. In entsprechenden Studien konnte gezeigt werden, dass eine Wiedereröffnung eines chronisch verschlossenen Koronargefäßes nicht nur die Auswurffraktion und die Symptomatik verbessert, sondern auch die Prognose quo ad vitam. Kollateralen garantieren keine ausreichende Flussreserve Dieser unspektakuläre klinische Verlauf erklärt sich durch die Ausbildung von Kollateralen. Diese können zwar einen Infarkt verhindern, also eine irreversible Narbe, aber nicht den Funktionsverlust des noch vitalen Gewebes. Ein solches funktionell beeinträchtigtes Gewebe wird als „viable“ bezeichnet. In den Kollateralen werden nämlich nur max. 40% des maximalen Perfusionsdrucks einer offenen Koronararterie erreicht. Sie garantieren also nicht eine ausreichende Flussreserve unter Belastung, es kann sogar zu einem Steal-Effekt kommen. „Nur 5% der CTO-Patienten mit Kollateralen zeigen unter Belastung einen ausreichenden Anstieg der Myokardperfusion“, so Wöhrle. Und auch eine Q-Zacke im EKG könne nicht als sicheres Zeichen für eine Narbe gewertet werden. Ziel der Rekanalisation sei die vollständige funktionelle Erholung des geschädigten Myokardareals. In entsprechenden Studien habe man zeigen können, dass die Prozedur die Auswurffraktion im Durchschnitt um 4% verbessert, was gerade für herzinsuffiziente Patienten durchaus auch klinisch relevant sei. Die Veranstaltung heartlive 2014 besteht aus den drei Säulen eplive (Schwerpunkt Elektrophysiologie), valvelive (Schwerpunkt Herzklappenerkrankungen) und pcilive (KHK, Gefäße, Herzinsuffizienz). Weitere Informationen finden Sie unter heart-live.com. heartlive 2014 × Großer Aufwand „Somit ergibt sich die Indikation zur Rekanalisation sowohl aus der Symptomatik als auch der Prognose“, so Wöhrle. Eine solche werde deshalb auch in den ESC-Leitlinien empfohlen. Dabei begründen der Nachweis der Vitalität mittels NMR und auch eine belastungsinduzierte Ischämie die Indikation für die Wiedereröffnung. Die Prozedur sollte primär immer antegrad durchgeführt werden. Bei fehlender antegrader Kontrastierung ist eine bilaterale Darstellung zwingend erforderlich. Wenn es antegrad nicht klappt, sollte jedoch immer retrograd vorgegangen werden. „In Kombination mit retrograden Techniken kann unter Zuhilfenahme spezieller Drähte eine Erfolgsrate von über 90% erreicht werden“, so Wöhrle. Auch ein zweiter Rekanalisationsversuch durch einen in der retrograden Technik Erfahrenen sollte durchaus diskutiert werden. Entscheidend für den Erfolg ist neben der Anatomie die Erfahrung des Untersuchers. Die Prozedur kann sehr zeit- und materialaufwendig sein und die Kosten werden nicht immer im DRG-System, was einen Mehrerlös von 1000 Euro vorsieht, vollständig abgebildet. Wer zu wenig Erfahrung, Zeit und oder Ressourcen hat, sollte es besser lassen.

Live-Webinar: Aktuelle Leitlinien bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Springer Medizin

Rekanalisation chronischer Koronarverschlüsse

Weiterführende Themen

Neu im Fachgebiet Kardiologie

Wie erfolgreich ist eine Re-Ablation nach Rezidiv?

Europäische Ernährungsgewohnheiten: Das sind die häufigsten Fehler

Parodontalbehandlung verbessert Prognose bei Katheterablation

Antihypertensiva schützen auch alte Menschen noch vor Demenz

Update Kardiologie