H.-pylori-Eradikation beugt Ulzera vor – aber nicht lange

Kurzfristig könnte es sinnvoll sein, bei Risikopersonen mit einer ASS-Dauertherapie H. pylori zu eradizieren. Magen- und Dünndarmgeschwüre treten in den folgenden zweieinhalb Jahren tatsächlich seltener auf, später aber nicht mehr, so das Ergebnis einer großen Interventionsstudie. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Wie viel die prophylaktische Eradikation von Helicobacter pylori bei Personen mit einer ASS-Therapie bringt, ist noch immer umstritten. Die meisten Daten zu diesem Thema stammen aus Beobachtungsstudien, und hier auch meist nur solchen zur Sekundärprävention von peptischen Ulzera, berichten Ärztinnen und Ärzte um Professor Chris Hawkey von der School of Medicine an der Universität von Nottingham in Großbritannien. Zeit also für eine größere kontrollierte Studie, und eine solche legt das Team um Hawkey nun vor. Die Resultate sprechen allerdings nur für einen recht kurzfristigen Nutzen der Eradikation. Für die Studie mit der Bezeichnung HEAT (Helicobacter Eradication Aspirin Trial) wurden rund 30.000 Personen aus über 1000 Hausarztpraxen per Atemtest auf H. pylori untersucht. Alle benötigten eine tägliche ASS-Behandlung (maximal 325 mg) und nahmen bislang keine gastroprotektiven Medikamente wie Protonenpumpenhemmer (PPI) ein. Diese durften im weiteren Verlauf aber angesetzt werden, sofern klinisch indiziert. Risikoreduktion um 64% 5352 Personen mit einem positiven Test nahmen schließlich an der randomisierten placebokontrollierten Untersuchung teil. Die Hälfte erhielt eine einwöchige Eradikationsbehandlung mit Lansoprazol, Clarithromycin und Metronidazol, die übrigen bekamen stattdessen gleich aussehende Placebopillen. Als primärer Endpunkt wurden Klinikaufenthalte aufgrund von peptischen Geschwüren in der Nachbeobachtungszeit von im Median fünf Jahren gewertet. Im Schnitt waren die Beteiligten bei der Studienaufnahme 74 Jahre alt, der Männeranteil betrug 73%, rund die Hälfte hatte eine KHK, ein Fünftel einen Diabetes, etwa 2% hatten schon einmal ein peptisches Geschwür in der Vergangenheit, etwa 8% eine Dyspepsie. Die ASS-Therapie bestand im Mittel seit 2,3 Jahren. Nach rund vier Jahren wurde ein Zehntel der Beteiligten stichprobenartig erneut auf H. pylori getestet, dabei hatten 91% in der Eradikationsgruppe, aber nur 24% in der Kontrollgruppe einen negativen Atemtest. Über den Studienverlauf hinweg wurde ASS zunehmend abgesetzt, zum Schluss erhielten noch rund 80% in beiden Gruppen eine ASS-Therapie, gleichzeitig bekamen immer mehr Teilnehmende einen PPI – nach fünf Jahren rund 20% in beiden Gruppen. Im Laufe der Studie entwickelten die Beteiligten insgesamt 141 gastrointestinale Blutungen, von denen 44 auf neu aufgetretene peptische Geschwüre zurückgeführt wurden. Davon traten wiederum 18 Blutungen in der Gruppe mit Eradikation und 26 in der mit Placebo auf. Die Ereigniskurven trennten sich relativ früh, der Abstand blieb nach zweieinhalb Jahren aber weitgehend konstant, die Kurven in der Eradikations- und Placebogruppe verliefen von da an parallel. Im Klartext heißt dies: In den ersten zweieinhalb Jahren ergab sich ein deutlicher Vorteil in der Eradikationsgruppe, anschließend war das Risiko für neu auftretende Ulzera in beiden Gruppen aber vergleichbar. In absoluten Zahlen entwickelte 6 Personen mit und 17 ohne Eradikation in den ersten zweieinhalb Jahren ein blutendes Geschwür, anschließend jeweils 12 und 9 Personen. In der ersten Hälfte der Nachbeobachtungszeit war die Inzidenz in der Eradikationsgruppe signifikant um 64% reduziert, danach nicht signifikant um 33% erhöht. Wurden neben Alter, Geschlecht, Wohnort und weiteren Begleitfaktoren noch Medikamente wie PPI oder NSAR berücksichtigt, welche die Beteiligten im Studienverlauf erhalten hatten, ergab sich eine um 67% reduzierte Inzidenz in der ersten Halbzeit und eine um 16% erhöhte in der zweiten, wiederum war nur die Differenz in der ersten Hälfte statistisch signifikant. Number needed to treat von 238 Den Resultaten zufolge sind 238 Eradikationen nötig, um eine einzige Blutung durch ein peptisches Geschwür innerhalb von zweieinhalb Jahren zu verhindern. Aufgrund der geringen Zahl von Ereignissen sind kaum Subgruppenanalysen möglich, die Daten liefern aber keine Hinweise auf alters- oder geschlechtsabhängige Einflüsse, so Hawkey und Mitarbeiter. Weshalb der Schutz der Eradikation mit der Zeit nachlässt, bleibt unklar, möglicherweise handelt es sich bei den trotz Eradikation auftretenden Geschwüren um solche, die nicht durch H. pylori bedingt sind, geben die Experten zu bedenken. Auch könnte die zunehmende Verordnung magenschützender Medikamente die Zahl der Blutungen in beiden Gruppen reduziert haben. Die Studienautoren waren letztlich von der geringen Zahl der Blutungen in der Placebogruppe überrascht, dies spreche dafür, dass die Risiken von ASS überschätzt würden. Das Wichtigste in Kürze Frage: Ist eine prophylaktische H.-pylori-Eradikation bei Personen mit ASS-Medikation von Vorteil? Antwort: In einer randomisierten kontrollierten Studie ließ sich die Inzidenz von blutenden peptischen Ulzera in den ersten zweieinhalb Jahren nach der Eradikation um zwei Drittel reduzieren, anschließend war die Inzidenz ähnlich hoch wie bei Personen ohne Eradikation. Bedeutung: Der Nutzen der Eradikation ist eher gering. Einschränkung: Sehr niedrige Ereignisrate.

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