Hepatitis C: Therapie auch bei HIV-Koinfektion oft erfolgreich

Neuere Studien zeigen, dass die HIV-Koinfektion kein wesentlicher negativer Faktor für die erfolgreiche Therapie der Hepatitis C mit den neuen DAA-Agenzien ist. Anlass zur Sorge gibt allerdings die hohe Reinfektionsrate unter schwulen Männern nach erstmalig ausgeheilter HCV-Infektion. Für die akute Hepatitis C konnte eine Untersuchung von HIV-HCV-koinfizierten homosexuellen Männern aus den Niederlanden zeigen, dass auch in diesem Hochrisikokollektiv bislang keine Hinweise auf eine Übertragung DAA-resistenter HCV-Stämme vorliegen (1). Eine Analyse dieser Population aus anderen europäischen Ländern kam zu dem Ergebnis, dass sich nach Ausheilung etwa ein Viertel der Patienten wieder mit HCV reinfiziert (2). Dies lässt darauf schließen, dass sich das Risikoverhalten der Männer nicht geändert hat. Eine klinische Studie, die nicht auf der EASL- sondern der CROI-Konferenz vorgestellt wurde, untersuchte den Einsatz von Sofosbuvir/Ledipasvir bei HIV-koinfizierten Patienten mit einer akuten HCV-Infektion vom Genotyp 1 oder 4 über einen Zeitraum von 6 Wochen (3). Dabei konnte in 77 % (20/26) der Fälle eine SVR12 erzielt werden, bei meist nur milden oder moderaten Nebenwirkungen. Chronische Hepatitis C Für die Behandlung der chronischen Hepatitis C lieferten weitere Analysen der neuen DAA-Therapieregime durchweg gute bis sehr gute Ergebnisse. So konnten in der ASTRAL-5-Studie in Abhängigkeit vom HCV-Genotyp und dem Zirrhosestatus sehr gute bis vollständige Heilungsraten unter Sofosbuvir und Velpatasvir erzielt werden (4). Für bereits zugelassene DAA wurden überzeugende Real-World-Daten erhoben. So konnte in der Veteran-Affairs-Kohorte eine deutliche Verbesserung der Erfolgsraten verschiedener DAA-Regime gegenüber den älteren Daten zur interferonbasierten Therapie ermittelt werden (5). Auch im amerikanischen TRIO-Netzwerk führte die Verwendung von Sofosbuvir und Ledipasvir zu hohen Heilungsraten. Hierbei fiel auf, dass nur wenige Patienten mit der verkürzten Therapiedauer von 8 Wochen behandelt worden waren (6). Eine weitere retrospektive Analyse dieser Therapieverkürzung unter Sofosbuvir und Ledipasvir ergab in einer guten Übereinstimmung der klinischen Zulassungsstudien ION-3 und verschiedenen Real-World-Kohorten (7), dass 8 Wochen in den meisten Fällen zur Therapie der HCV-GT1-Infektio n ausreichend ist. Zuletzt berichteten die Autoren einer französischen ANRS-Studie mit HIV-HCV-koinfizierten Patienten mit bzw. ohne Leberzirrhose, die zuvor unter interferonhaltiger Therapie nicht geheilt werden konnten, über exzellente Ansprechraten unter Sofosbuvir und Ledipasvir (8). Praxisrelevanz Auch in Kohorten und weiteren Studien bestätigt sich, dass die HIV-Koinfektion kein wesentlicher negativer Faktor für die erfolgreiche Therapie der Hepatitis C mit den neuen DAA-Agenzien ist. Anlass zur Sorge gibt allerdings die hohe Reinfektionsrate unter schwulen Männern nach erstmalig ausgeheilter HCV-Infektion. Erste Studien ergeben in diesem Kollektiv erfreulicherweise keinen Hinweis auf eine Übertragung von HCV-Stämmen mit relevanten Resistenzen. Literatur: Hullegie S et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S409 (THU-238). Martin TC et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S138 (PS006). Rockstroh JK et al. CROI 2016: O-13 (154LB). Wyles D et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S188 (PS104). McGinnis J et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S219 (LBP514). Dieterich D et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S756 (SAT-134). Dieterich D et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S756 (SAT-134). Buggisch P et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S810 (SAT-242). Rosenthal E et al. J Hepatol. 2016; 64(Suppl 2): S764 (SAT-149). Daten, Ergebnisse und Kommentare zu den genannten Quellen (1-9) werden auf der Homepage der Hepatitis Akademie unter EASL 2016: Epidemiologie, natürlicher Verlauf und prognostische Faktoren der Hepatitis C ausführlich vorgestellt. Mehr Beiträge vom EASL-Kongress 2016 finden sie in unserem Kongressdossier. Weitere Informationen Mehr zum Thema finden Sie auch unter www.hepatitis-akademie.de. Auf www.hepatitis-akademie.de finden Sie darüber hinaus weitere Beiträge der Hepatitis Akademie zu anderen hepatologischen Themen von der EASL2016 und früheren Kongressen, teilweise auch als eBook verfügbar. Alle Angebote sind kostenfrei.

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