16.07.2024 | Hepatitis B | Leitthema
Diagnostik und Therapie der Virushepatitis in der Schwangerschaft
verfasst von:
PD Dr. med. Dipl.-Biol. Edith Reuschel
Erschienen in:
Die Gynäkologie
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Ausgabe 8/2024
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Zusammenfassung
Bei fehlender Hepatitis B(Hep B)-Immunität wird die Bestimmung von Hepatitis-B-Antigen (HBsAg) nach den aktualisierten Mutterschaftsrichtlinien bereits im ersten Trimester der Schwangerschaft empfohlen, um bei chronischer Hepatitis-B-Virus(HBV)-Infektion noch vor der 28. Schwangerschaftswoche (SSW) eine antivirale Therapie zur Transmissionsprophylaxe zu beginnen. Nach der Diagnose einer HBV-Infektion sollte eine etwaige Hepatitis-Delta-Virus(HDV)-Infektion immer ausgeschlossen werden, da sich nur HBV-positive Schwangere entweder gleichzeitig oder nacheinander mit HDV infizieren können. Die Inzidenz von Hepatitis C (Hep C) in Deutschland liegt derzeit unter 1 %. Das „needle sharing“ bei Drogenabhängigen stellt weiterhin den wichtigsten Übertragungsweg dar. Unter HCV-virämischen Frauen liegt die perinatale Transmissionsrate auf das Neugeborene bei ca. 6–7 % aller Schwangerschaften. Seit 2014 ist Hep C durch eine antivirale 8‑ bis 12-wöchige Therapie mit RNA-Polymerase-Inhibitoren, welche in der Schwangerschaft jedoch kontraindiziert ist, heilbar! Trotzdem sollte jede HCV-infizierte Schwangere Frau bereits präpartal an einen Infektiologen zur frühzeitigen postpartalen Therapieplanung überwiesen werden. Hepatitis A (Hep A) und E (Hep E) werden fäkal-oral übertragen. Gegen HAV existiert ein Totimpfstoff, der auch in der Schwangerschaft verabreicht werden kann. Die akute Hep E ist nicht von der Hep A zu unterscheiden, verläuft allerdings schwerer und wird in unseren Breiten (Genotyp 3) von Schweinen, Schafen und Nagern auf die Schwangere übertragen. Bei mit dem Hepatitis-E-Virus(HEV)-Genotyp 1 infizierten Schwangeren in Endemiegebieten (z. B. Nordindien), werden Todesraten von 20–50 % berichtet, dies trifft aber nicht auf mit Genotyp 3 infizierte Schwangere in Europa und Deutschland zu, dort wurde durch HEV noch kein einziger maternaler Todesfall ausgelöst.