Piloten dürfen auch nach Herz-Op. wieder fliegen – unter diesen Bedingungen

Müssen Piloten am Herzen operiert werden, bedeutet das nicht immer das Ende der Karriere. Allerdings sollten Herzchirurgen bei der Wahl der Methoden aufpassen. Piloten müssen sich bekanntlich regelmäßig medizinischen Untersuchungen unterziehen, um ihre Fluglizenz zu behalten. Ein großes Augenmerk wird dabei auf kardiovaskuläre Risiken gelegt, da thrombembolische Ereignisse zu den Hauptgründen für eine plötzliche Flugunfähigkeit zählen, berichtet Major Dr. Thomas Syburra von der Schweizer Luftwaffe in Luzern. Die Gefahr einer plötzlichen Flugunfähigkeit gelte noch als akzeptabel, solange sie bei Flügen mit zwei Piloten nicht über 1% pro Jahr liege, schreibt der Pilot und Militärarzt. Die 1%-Regel ist in eine Sicherheitskalkulation eingebettet, nach der das Risiko für ein schweres Luftunglück aufgrund technischer oder menschlicher Probleme nicht über 1:10 Millionen Flugstunden liegen darf. Da heutzutage auch Piloten später in den Ruhestand gehen, steige prinzipiell die Gefahr, dass Passagierflugzeuge von Menschen mit einer signifikanten Atherosklerose gesteuert werden. Es sei allerdings auch möglich, dass Piloten selbst nach einer Herz-Op. wieder fliegen dürfen. Dazu müsste der Eingriff von einem flugmedizinischen Sachverständigen („Fliegerarzt“) zusammen mit dem Chirurgen geplant werden. So sei es etwa für die Wiedererlangung der Flugtauglichkeit relevant, ob eine volle Revaskularisierung gelingt oder ob bei einer Aortenklappen-Op. stentfreie Klappenprothesen verwendet werden. Dennoch müssten Piloten anschließend mit Restriktionen rechnen, vor allem im Kunstflug- und Militärbereich, wo sie besonderen kardialen Belastungen ausgesetzt sind. Syburra verweist darauf, dass für Piloten und Crewmitglieder besondere Vorschriften bei Herzoperationen existierten. Diese gingen nicht immer mit den aktuellen Leitlinien konform, „häufig gibt es nicht einmal eine Erklärung oder Rechtfertigung für die Diskrepanzen“, erläutert der Flugmediziner. Barotrauma durch niedrigen Kabinendruck Einschränkungen betreffen jedoch auch Passagiere nach einer Herz-Op., um ungeplante Landungen durch medizinische Notfälle an Bord zu vermeiden. Diese Regelungen werden etwa von der International Air Transport Association (IATA) und der International Civil Aviation Organization (ICAO) festgelegt. Danach gelte ein Flug 14 Tage nach einer Herzoperation im Allgemeinen als sicher, nach sechs Wochen sollten die meisten Patienten den Anforderungen genügen. Wichtig sei es vor allem, ein Barotrauma durch einen Op.-bedingten Pneumothorax zu vermeiden. Die eingeschlossene Luft würde sich unter Kabinendruck um etwa 25–30% ausdehnen. Konkrete Empfehlungen finden sich im medizinischen Handbuch der IATA. So wird nach einer Herz-Op. eine Karenz von mindestens zehn Tagen empfohlen. Nach einer Angiogplastie sollten die Patienten mindestens drei Tage auf einen Flug verzichten, nach einer Herzschrittmacherimplantation zwei Tage und nach einer Angiografie einen Tag. Fliegen können sie dann jedoch nur, wenn sie stabil sind und keine Komplikationen auftreten. Sollte unbedingt ein früherer Flug nötig sein, ist ein Flugmediziner erforderlich, um das Risiko zu prüfen. Nach einem überstandenen Herzinfarkt können Patienten mit einem niedrigen Risiko für einen Notfall drei Tage später wieder einen Flieger betreten. Dazu zählen für die IATA Personen im Alter unter 65 Jahren nach erfolgreicher Reperfusion und einer Ejektionsfraktion über 45%. Solche mit einem hohen Risiko (Ejektionsfraktion unter 40%, Zeichen einer Herzinsuffizienz, anstehende Untersuchungen oder Gerätetherapie) dürfen hingegen vorerst überhaupt nicht fliegen. Ein mittleres Risiko attestiert das IATA-Handbuch Patienten mit einer Ejektionsfraktion über 40%, ohne Hinweise auf induzierbare Ischämien oder Arrhythmien sowie ohne weitere geplante Untersuchungen oder Interventionen. Hier ist eine Karenz von mindestens zehn Tagen vorgesehen.

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