Jüngere Frauen mit Herzinfarkt haben schlechtere Prognose als Männer

Frauen unter 50 Jahren, die einen Myokardinfarkt haben, sterben einer neuen Studie zufolge in den darauffolgenden Jahren häufiger als Männer und werden im Krankenhaus seltener leitliniengemäß untersucht und behandelt. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Nach einem Herzinfarkt ist das Sterberisiko von Frauen unter 50 Jahren im Vergleich zu Männern in den folgenden elf Jahren deutlich erhöht, legt eine US-amerikanische Studie nahe. Zudem erhalten sie im Krankenhaus seltener Koronarangiografien und Revaskularisationen und werden bei der Entlassung seltener mit ASS, Betablockern, ACE-Hemmern und Statinen behandelt. Bei der kardiovaskulären und der Krankenhaus-Mortalität zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen Frauen und Männern innerhalb der elfjährigen Nachbeobachtungszeit. Die Gesamtmortalitätsrate der Frauen war jedoch um 63% erhöht. Weniger STEMI, mehr nicht-obstruktive Erkrankungen Das Team um Dr. Ersilia DeFilippis von der Harvard Medical School in Boston wertete Daten von rund 400 Frauen und 1.700 Männern aus, die einen ersten Herzinfarkt gehabt hatten und in einem von zwei US-amerikanischen Krankenhäusern behandelt worden waren. Das Durchschnittsalter lag bei 45 Jahren. Die Risikofaktoren waren bei beiden Geschlechtern ähnlich, Frauen hatten jedoch häufiger Diabetes (24% vs.19%). Insgesamt hatten 53% der Teilnehmer einen ST-Hebungsinfarkt (STEMI), Frauen seltener als Männer (46% vs. 55%). Weibliche Patienten wiesen häufiger nichtobstruktive Koronarerkrankungen auf (10% vs. 4%). Bei beiden Geschlechtern waren Brustschmerzen das häufigsten Symptom, sie traten bei fast 90% der Patienten auf. Frauen hatten aber häufiger auch andere Symptome wie Atembeschwerden, Herzrasen und Fatigue. Bei ihnen war die Wahrscheinlichkeit geringer, dass sie eine Koronarangiografie erhielten (94% vs. 97%) oder einem revaskularisierenden Eingriff unterzogen wurden (82% vs. 93%). Bei der Entlassung bekamen sie seltener ASS (92% vs. 95%), Betablocker (87% vs. 90%), ACE-Hemmer oder Angiotensin-Rezeptor-Blocker (53% gegenüber 64%) und Statine (82% vs. 88%). Auch nach Abgleich von Unterschieden bei Risikofaktoren und Behandlungen blieb das Sterberisiko der Frauen erhöht. Woran das liegt, können die Forscher nicht eindeutig sagen. Obwohl es keine signifikanten Unterschiede bei der Anzahl der Risikofaktoren gegeben habe, sei es denkbar, dass sich manche Risikofaktoren wie Rauchen, Diabetes und psychische Probleme bei Frauen nachteiliger auswirkten als bei Männern, vermuten sie. Herzinfarkt bei Frauen schwieriger zu diagnostizieren? Da STEMI bei Frauen seltener und nichtobstruktive Infarkte häufiger waren, seien Revaskularisationen und eine duale Thrombozytenaggregationshemmung unwahrscheinlicher gewesen, so Filippis und Kollegen. Das Nichtvorhandensein einer obstruktiven Erkrankung der Koronararterien könne zudem zu Unsicherheiten bei der Diagnose geführt haben. In einem Begleitkommentar schreibt Dr. Marysia Tweet vom Mayo Clinic College für Medizin und Wissenschaft in Rochester: „Es ist wichtig, klassische kardiovaskuläre Risikofaktoren bei jungen Herzinfarktpatienten entschlossen anzugehen, besonders bei jüngeren Frauen mit Komorbiditäten. Auch untypische Risikofaktoren erfordern Aufmerksamkeit und werden nicht immer berücksichtigt. Dazu zählen etwa Präeklampsie, Schwangerschaftsdiabetes und Ovarektomie.“ Auch Depressionen treten bei Frauen besonders häufig auf, seien stark mit koronarer Herzkrankheit assoziiert und sollten als Risikofaktor berücksichtigt werden, so Tweet. Das Wichtigste in Kürze Frage: Haben jüngere Frauen nach einem Herzinfarkt eine schlechtere Prognose als Männer? Antwort: Jüngere Frauen starben häufiger in den elf Jahren nach einem Herzinfarkt und sie werden im Krankenhaus seltener leitliniengemäß untersucht und behandelt. Bedeutung: Es gibt Unsicherheiten bei der Diagnose von jungen Frauen mit Herzinfarkt. Geschlechterspezifische Risikofaktoren sollten berücksichtigt werden. Einschränkung: Die Studie war retrospektiv und umfasste einen geringeren Anteil an Frauen als Männer mit Herzinfarkt.

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