Herzinfarktrisiko schon 30 Jahre vor Diabetesdiagnose erhöht

Schon 30 Jahre vor der Diagnose eines Typ-2-Diabetes ist die Rate kardiovaskulärer Ereignisse mehr als doppelt so hoch wie unter Personen ohne Diabetes. Darauf deutet eine Auswertung dänischer Registerdaten. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Menschen mit einen Typ-2-Diabetes haben bekanntlich ein deutlich erhöhtes Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse und präsentieren zum Zeitpunkt der Diagnose häufig schon Herzkreislauferkrankungen. Dies lässt sich zum größten Teil auf gemeinsame Risikofaktoren wie Adipositas, wenig Bewegung und eine ungesunde Ernährung zurückführen. Doch wann im Leben biegen Menschen mit späterem Typ-2-Diabetes falsch ab? Einer aktuellen dänischen Registeranalyse zufolge ist das kardiovaskuläre Risiko bei späteren Diabetikern bereits drei Dekaden vor der Diagnose verdoppelt, in den fünf Jahren davor verdreifacht und in den fünf Jahren danach wieder verdoppelt. Zu diesem Schluss kommen Kardiologinnen und Kardiologen um Dr. Christine Gyldenkerne von der Uniklinik in Aarhus nach der Auswertung von Angaben zu sämtlichen rund 127.000 Menschen in Dänemark, die in den Jahren 2010 bis 2015 im mittleren Alter von 62 Jahren neu an einem Typ-2-Diabetes erkrankt waren. Ihnen stellten sie die dreifache Zahl von Personen mit demselben Geburtsjahr und Geschlecht gegenüber. Anhand von diversen Bevölkerungs- und Klinikregistern schauten sie, wie häufig diese beiden Kohorten in den 30 Jahren zuvor ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten hatten. Zum Zeitpunkt der Diagnose waren die Diabetiker deutlich häufiger von diversen Begleiterkrankungen betroffen als die Kontrollen: Hypertonie 24% versus 13%, COPD 11% versus 7%, im Krankenhaus diagnostizierter Adipositas 10% versus 3%, Vorhofflimmern 8% versus 5%, Herzinsuffizienz 6% versus 2%, tabakbezogenen Erkrankungen 18% versus 12%, alkoholbezogenen Leiden 6% versus 3%. Grob gesagt, traten solche Begleiterkrankungen doppelt so häufig auf wie unter den Kontrollen. Dies war letztlich auch schon 5, 10 und 15 Jahre zuvor der Fall, bei entsprechend geringeren absoluten Prävalenzen. Lediglich Tumoren wurden in beiden Kohorten ähnlich häufig beobachtet. Schon vor der Diabetesdiagnose häufig Herzkreislaufmedikamente Entsprechend verhielt es sich mit der Medikation: Diabetiker bekamen zum Zeitpunkt der Diagnose rund doppelt so häufig diverse Herzkreislaufmedikamente wie Kontrollpersonen. Insofern überrascht es nicht, dass Diabetiker in den 30 Jahren vor der Diagnose mit 11,2% versus 4,7% mehr als doppelt so häufig ein kardiovaskuläres Ereignis erlitten hatten als die Kontrollpersonen. Dieser Zusammenhang lässt sich über fast sämtliche Fünfjahreszeiträume hinweg zurückverfolgen: 25 bis 30 Jahre vor der Diagnose war die Rate von kardiovaskulären Ereignissen unter den späteren Diabetikern ebenfalls doppelt so hoch wie unter den Kontrollen – bei entsprechend deutlich niedrigeren absoluten Inzidenzen. Dieses Muster blieb konstant bis fünf Jahre vor der Diagnose: Dann lag die Rate von Herzinfarkten und Schlaganfällen unter den späteren Diabetikern plötzlich dreimal so hoch (Odds Ratio, OR = 2,96) wie unter den Kontrollen, um in den fünf Jahren danach wieder auf den doppelten Wert zu sinken (OR = 2,20). Wurden Frauen und Männer getrennt betrachtet, ergaben sich jeweils ähnliche Werte, auch das Alter bei der Diabetesdiagnose war für den Zusammenhang wenig relevant. Die Forschenden um Gyldenkerne schließen aus den Daten, dass bei Typ-2-Diabetikern ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko weitgehend unabhängig vom Diabetes besteht und sich auf die vermehrte Prävalenz klassischer kardiovaskulärer Risikofaktoren wie Adipositas, Hypertonie, Hypercholesterinämie und Bewegungsmangel zurückführen lässt. Solche Risikofaktoren steigern zum einen das Risiko für Herzinfarkt und Schlaganfälle, gleichzeitig aber auch das für Diabetes. Dies ist wenig überraschend, interessant scheint vielmehr, dass Diabetiker ihren ungesunden Lebensstil oft schon 30 Jahre zuvor begonnen haben – darauf deutet jedenfalls die schon recht früh verdoppelte Rate von kardiovaskulären Ereignissen. Das Wichtigste in Kürze Frage: Wie lange vor einer Diabetesdiagnose ist das kardiovaskuläre Risiko erhöht? Antwort: Eine dänische Analyse sieht bereits 30 Jahre vor der Diagnose eines Typ-2-Diabetes eine verdoppelte Inzidenz kardiovaskulärer Ereignisse – verglichen mit Personen, die keinen Diabetes entwickeln. Bedeutung: Das kardiovaskuläre Risiko von Diabetikern ist vor allem durch klassische Faktoren wie Adipositas, Hypertonie, Hypercholesterinämie und Bewegungsmangel erhöht. Einschränkung: Reine Registerdatenanalyse.

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