18.03.2021 | Herzinsuffizienz | Leitthema
Kardiovaskuläre Spätfolgen der Chemotherapie bei Darmkrebspatienten
verfasst von:
Linda Weißer, Isabelle Finke, Volker Arndt
Erschienen in:
Die Onkologie
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Ausgabe 8/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die akute Kardiotoxizität bestimmter Chemotherapeutika, die u. a. bei Darmkrebspatienten zum Einsatz kommen, ist seit Langem bekannt. Die Überlebensprognose für Darmkrebspatienten hat sich in den letzten Jahren verbessert, kardiotoxische Spätfolgen nach einer Chemotherapie sind jedoch weitestgehend unerforscht.
Fragestellung
Welche kardiovaskulären/‑toxischen Ereignisse treten am häufigsten auf, wie werden diese in verschiedenen Studiendesigns untersucht, und wie lang sind die Beobachtungszeiträume zur Erfassung der Ereignisse?
Material und Methode
Es erfolgte eine Literaturrecherche zu kardiovaskulären Folgen der Chemotherapie bei Darmkrebspatienten in führenden medizinischen Literaturdatenbanken.
Ergebnisse
Die Gesamtinzidenz kardiovaskulärer Ereignisse liegt in den 28 eingeschlossenen Studien zwischen 0,1 und 57,0 %. Die 3 häufigsten Symptome sind: venöse Thromboembolie (10 Studien; 0,1–35,6 %), Angina pectoris (6 Studien; 0,8–8,5 %) und Herzinsuffizienz (5 Studien; 0,1–54,5 %). Über die Hälfte der bisher veröffentlichten Studien berichten nur über Ereignisse während der Chemotherapie (bis etwa 6 Monate). Von den Studien mit längerem Zeitraum thematisieren 60 % venöse Thromboembolien.
Schlussfolgerungen
Venöse Thromboembolien sollten bei Darmkrebspatienten besonders beachtet und Patienten sowie Hausärzte zu kardiovaskulären Spätfolgen und Präventionsmaßnahmen aufgeklärt werden. Zukünftige Studien sollten eine Differenzierung in Akut‑, Früh- und Spätfolgen vornehmen und kardiovaskuläre Risikoprofile erheben. Studiendesigns mit längerem Beobachtungszeitraum sowie die Verlinkung von Krebsregistern oder Gesundheitsdatenbanken gilt es zu fördern.