57-Jähriger bekommt Schweineherz transplantiert

Ein 57-Jähriger mit Herzinsuffizienz im Endstadium bekommt ein genmodifiziertes Schweineherz transplantiert – drei Tage später geht es ihm gut. Manche sehen darin einen „Riesenfortschritt in der Transplantationsmedizin“. Zum ersten Mal – nach eigenen Angaben – hat ein Ärzteteam der medizinischen Fakultät der Universität von Maryland ein genetisch modifiziertes Schweineherz einem menschlichen Patienten transplantiert. Das meldet das Medizinische Center der Universität von Maryland (UMMC). Drei Tage nach der Operation am Freitag gehe es dem Patienten gut. Der Patient hatte keine hyperakute Abstoßungsreaktion, die bekanntlich bereits nach wenigen Stunden bei einer Xenotransplantation eintreten kann, meldet das Science Media Center (SMC). Zusätzlich zu den bekannten Medikamenten gegen Abstoßungsreaktionen habe er ein bisher nicht weitgehend erprobtes Präparat des Unternehmens Kiniksa Pharmaceuticals bekommen, heißt es in der SMC-Mitteilung. „Das Schweineherz funktioniert normal, allerdings ist der Patient noch an einer Herz-Lungen-Maschine angeschlossen, die am heutigen Dienstag abgeschaltet werden soll. Um die Abstoßung des Organs zu verhindern, wird ein neues Immunsuppressivum eingesetzt. Bleibt zu hoffen, dass das Herz lange nicht zu schlagen aufhört“, wird Dr. Joachim Denner, Leiter der Arbeitsgruppe Virussicherheit der Xenotransplantation am Institut für Virologie der Freien Universität Berlin, in der Mitteilung des SMC zitiert. Arrhythmie und kein Platz auf der Transplantationsliste Zum Patienten: Das Organ bekam ein 57-jähriger Mann mit Herzinsuffizienz im Endstadium eingesetzt, heißt es in der Mitteilung des SMC. Gemäß dem UMMC war der Patient über sechs Wochen zuvor mit lebensbedrohlicher Arrhythmie ins Krankenhaus gekommen und an eine Herzlungenmaschine angeschlossen worden. Darüber hinaus entsprach er nicht den Kriterien der Transplantationsliste und eignete sich wegen der Arrhythmie auch nicht für eine künstliche Herzpumpe. Dem Patienten war der Ernst seiner Lage bewusst: „Entweder sterben oder diese Transplantation. Ich will leben. Ich weiß, es ist ein Schuss ins Dunkel, aber es ist meine letzte Chance“, wird er in der Mitteilung des UMMC zitiert. Wie war es dazu gekommen? Am Silvesterabend habe die Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration eine Notfallgenehmigung (Compassionate Use) für die Xenotransplantation erteilt, informierte das SMC. Der Patient habe nicht an einer formellen klinischen Studie teilgenommen, obwohl das für experimentelle Behandlungen für gewöhnlich vorgeschrieben sei. „Das ist die erste klinische Xenotransplantation eines Organs beim Menschen – Schwein-Inselzellen zur Behandlung von Diabetes hat man bereits früher eingesetzt. Es handelt sich um einen Riesenfortschritt in der Transplantationsmedizin vergleichbar mit der ersten Allotransplantation (Transplantation zwischen genetisch verschiedenen Individuen derselben Spezies; Anm. d. Red.) durch Christian Barnard 1967“, ordnet Denner die Bedeutung des Eingriffs ein, „die Xenotransplantation wurde entwickelt, um den Mangel an menschlichen Spenderorganen zu beheben. In den USA warten etwa 110.000 Patienten auf ein Organ, etwa 25 Prozent von ihnen sterben auf der Warteliste, ohne ein Organ erhalten zu haben. Aus vielen Gründen sind Schweine die in der Forschung favorisierte Spendertiere.“ (ker) Quelle: Ärzte Zeitung

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