In einer Untersuchung von 6045 Patienten > 55 Jahre mit Vorhofflimmern und durchschnittlich 6‑jähriger Behandlungsdauer mit oraler Antikoagulation oder Thrombozytenaggregationshemmung entwickelten 74 Patienten (1,22 %) eine nichttraumatische ICB, von denen 51,4 % die diagnostischen Kriterien einer CAA erfüllten [
20]. Die Mortalität zwischen Patienten mit und ohne Zeichen einer CAA unterschied sich nicht (orale Antikoagulanzien: 10-Jahres-Mortalität CAA-Gruppe 45 % vs. 63 % in Nicht-CAA-Gruppe [
p = 0,46]; Thrombozytenaggregationshemmung: 10-Jahres-Mortalität CAA-Gruppe 79 % vs. 70 % Nicht-CAA-Gruppe [
p = 0,66]). Vor allem unter Therapie mit Vitamin-K-Antagonisten ist das Auftreten einer ICB mit dem Vorhandensein zerebraler Mikroblutungen assoziiert, was eine Risikoerhöhung für Vitamin K‑Antagonisten-assoziierte ICBs suggeriert [
21]. Das höchste Risiko besteht unter Therapie mit Phenprocoumon bzw. Warfarin, gefolgt von neuen oralen Antikoagulanzien (NOAK) und Thrombozytenaggregationshemmern [
2]. Insbesondere die orale Antikoagulation mit Vitamin-K-Antagonisten erhöht das ICB-Risiko bei Patienten mit einer CAA um den Faktor 7 bis 10 und die ICB-assoziierte Mortalität um 60 % [
22‐
24]. Eine prospektive Beobachtungsstudie bei Patienten mit neu diagnostiziertem Vorhofflimmern, neu begonnener oraler Antikoagulation, Baseline-Schädel-MRT und einem Follow-up nach 24 Monaten mit 1490 Patienten (CROMIS-2-Studie) zeigte insgesamt 14 ICBs im Beobachtungszeitraum (11 hemisphärielle Blutungen, 1 Subduralhämatom, 1 Subarachnoidalblutung; [
25]). Im initialen MRT wiesen 21 % kortikale Mikroblutungen und < 1 % (
n = 5) eine cSS auf; 3 % erfüllten die modifizierten Boston-Kriterien für die Diagnose einer wahrscheinlichen CAA. Die Patienten der ICB-Gruppe litten häufiger an einem Diabetes mellitus, waren häufiger auf einen Vitamin-K-Antagonisten als auf NOAK eingestellt (12 vs. 2) und wiesen mehr kortikale Mikroblutungen und cSS auf. Insbesondere das Vorliegen von Mikroblutungen erhöhte das Blutungsrisiko im Vergleich zu Patienten ohne kortikale Mikroblutungen um den Faktor 3. Diese Untersuchung liefert einen wichtigen Beitrag zur besseren Prädiktion einer ICB im Rahmen eines kombinierten Modells unter Berücksichtigung von HAS-BLED-Scores, kortikalen Mikroblutungen, Diabetes mellitus und Art der Antikoagulation.