Erschienen in:
16.06.2017 | Schädel-Hirn-Trauma | Leitthema
Hirndruckmonitoring beim Polytraumatisierten mit Schädel-Hirn-Trauma
verfasst von:
Dr. T. Neubauer, W. Buchinger, E. Höflinger, J. Brand
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 9/2017
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Zusammenfassung
Hintergrund
Die Messung des intrakraniellen Drucks stellt einen Grundpfeiler bei der Intensivtherapie Schädel-Hirn-Verletzter dar. Mehrere Systeme werden zur Messung angeboten. Als ultima ratio kann bei konservativ nicht beherrschbarer Drucksteigerung die dekomprimierende Kraniektomie erwogen werden.
Fragestellung
Pathophysiologie des intrazerebralen Drucks, Polytraumamanagement und Schädel-Hirn-Trauma (SHT), Vergleich der Messsysteme und ihrer Komplikationen; Indikation zur Entlastungskraniektomie bei malignem Hirnödem.
Material und Methode
Retrospektive Auswertung des eigenen Krankenbestandes in den Jahren 2010 bis 2016. Diskussion relevanter Publikationen, insbesondere der Indikation zur Überwachung des „intracranial pressure“ (ICP) und dessen Einfluss auf das Polytraumamanagement.
Ergebnisse
Von 2010 bis 2016 wurden bei 106 Patienten mit einem Durchschnittsalter von 65,9 Jahren bei geschlossenem SHT insgesamt 120 Hirndrucksonden implantiert. Es handelte sich überwiegend um Parenchymsonden (111/120), gefolgt von Ventrikelsonden (8/120) und einer Kombinationssonde (1/120). 29/106 Patienten (27,4 %) wiesen ein Polytrauma auf und 35/106 (33,0 %) nahmen gerinnungsaktive Substanzen ein. Die Liegedauer der Sonden betrug im Durchschnitt 8,51 Tage, der Intensivaufenthalt 20 Tage. Bei 74/106 Patienten (69,8 %) erfolgte die Sondenimplantation nicht isoliert, sondern im Rahmen einer Trepanation. Bei 7/106 (6,6 %) Patienten traten sondenspezifische Komplikationen auf, wobei Fehlfunktionen am häufigsten zu finden waren. Die Liegedauer der Sonden war signifikant mit dem Vorliegen eines Polytraumas (p = <0,001) und zum Alter (>60; p = 0,03) korreliert. Die Intensivdauer war ebenfalls signifikant korreliert zum Vorliegen eines Polytraumas (p = 0,02) wie auch zu Sondenkomplikationen (p ≤ 0,001). Die Mortalität war zur Einnahme gerinnungsaktiver Medikamente (p = 0,01) und zum Alter (>60; p = 0,03) korreliert.
Schlussfolgerungen
Die Messung des ICP ist eines der wichtigsten Mittel in der Behandlung von SHT. Für den Verlauf spielen v. a. das Vorliegen eines Polytraumas, das Alter und die Einnahme gerinnungsaktiver Substanzen eine Rolle.