Erschienen in:
23.08.2022 | Endoprothetik | Leitthema
Histopathologische Diagnostik der Arthrofibrose
verfasst von:
V. T. Krenn, M. Liebisch, M. Dufour, R. Dieckmann, Prof. Dr. med. V. Krenn
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 11/2022
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Zusammenfassung
Die Gelenkchirurgie gilt als eine der wichtigsten und erfolgreichsten Disziplinen der Chirurgie, dennoch treten Komplikationen, insbesondere in der Knieendoprothetik und der Kreuzbandchirurgie, auf. Eine wesentliche Erkrankung in diesem Zusammenhang stellt die Arthrofibrose dar. In dieser Übersichtsarbeit werden das zelluläre und molekulare Pathogenesekonzept der Arthrofibrose und das Spektrum der histopathologischen, immunhistochemischen Diagnostik und Differenzialdiagnostik dargestellt sowie eine Klassifikation in 1) gelenkendoprothesenassoziierte und nichtgelenkendoprothesenassoziierte Arthrofibrose vorgeschlagen. Grundlage der histopathologischen Diagnostik ist die standardisierte Gewebeentnahme mit anschließender Formalinfixierung. Bei Gelenkimplantatversagen und Fragestellung nach einer endoprothesenassoziierten Arthrofibrose kann die histopathologische Diagnostik gemäß der Konsensus-Klassifikation der „synovia-like interface membrane“ (SLIM) durchgeführt werden. Die Arthrofibrose ist durch eine Fibrosierung, eine hohe Fibroblastenzellularität mit dem immunhistochemischen Nachweis einer zytoplasmatischen β‑Catenin-Expression gekennzeichnet. Ab einem Grenzwert von 20 β-Catenin-positiven Fibroblasten pro „high-power field“ (HPF) ist das Vorliegen einer endoprothesenassoziierten Arthrofibrose wahrscheinlich. Die Diagnose einer nichtendoprothesenassoziierten Arthrofibrose kann gemäß dem Gelenkpathologiealgorithmus erfolgen. Die diffuse nichtendoprothesenassoziierte Arthrofibrose ist durch eine generalisierte Bindegewebsvermehrung im gesamten Gelenk gekennzeichnet; die lokalisierte, umschriebene Arthrofibrose zeichnet sich durch eine nodöse, zyklopsartige Fibrosierung aus. Die ursächliche Abklärung der Arthrofibrose basiert auf einer interdisziplinären Kooperation. Diese beinhaltet neben der histopathologischen Diagnostik klinisch-chirurgische, biomechanische, arthroskopische, mikrobiologische, labormedizinische und radiologische Befunde.