24.06.2020 | HNO-Tumoren | Originalien | Ausgabe 8/2020 Open Access

Seltene Erkrankungen der Kieferhöhle
- Zeitschrift:
- HNO > Ausgabe 8/2020
Hintergrund und Fragestellung
Silent-Sinus-Syndrom
Organisiertes Hämatom
Pneumosinus dilatans
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eine spontan drainierte Mukozele,
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Dilatation aufgrund Gas bildender Mikroorganismen,
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eine genetische Prädisposition mit hormonellem Trigger,
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eine fibroossäre Dysregulation,
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hormonelle Faktoren mit Störung der osteoblastischen und osteoklastischen Aktivität und
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das Vorhandensein einer ventilartigen Stenose des Belüftungswegs, was die derzeit am meisten präferierte Erklärung ist. Aufgrund einer Obstruktion am natürlichen Kieferhöhlenostium gelangt nur Luft in die Kieferhöhle, durch einen Ventilmechanismus aber nicht mehr heraus. Über die Druckerhöhung kommt es zur knöchernen Deformität.
Methodik
Ergebnisse
Patient
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Zeitraum Beschwerden/Diagnose
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Beschwerden präoperativ
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CT-Befund
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Endoskopie präoperativ
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SSS 1
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2–3 Monate
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Enophthalmus rechts, Rhinorrhö, Schmerzen rechte Gesichtshälfte, Epiphora
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CT 2018: chronische Sinusitis maxillaris et ethmoidalis rechts, kein SSS! CT 2019: KH-Wände stark retrahiert, Proc. uncinatus retrahiert, KH vollständig verschattet, Orbitaboden nach kaudal verlagert
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Kein hinreichender endoskopischer Befund
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SSS 2
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Etwa 1 Jahr
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NAB rechts, Druck KH rechts, Enophthalmus nicht bemerkt
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Alle KH-Wände stark retrahiert, KH vollständig verschattet, Orbitaboden nach kaudal verlagert
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Kein hinreichender endoskopischer Befund
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SSS 3
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Unklar
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NAB bds., Schmerzen KH und frontal bds., Enophthalmus und Bulbustiefstand nicht bemerkt
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Alle KH-Wände retrahiert, KH verschattet
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Kein hinreichender endoskopischer Befund
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SSS 4
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Jahre
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NAB, intermittierend Druckgefühl KH, Enophthalmus nicht bemerkt
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Alle KH-Wände stark retrahiert, KH vollständig verschattet, Orbitaboden nach kaudal verlagert
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Proc. uncinatus lateralisiert
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SSS 5
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6 Monate
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NAB rechts, rezidivierende Sinusitiden, Enophthalmus nicht bemerkt
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Alle KH-Wände retrahiert, KH verschattet
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Proc. uncinatus stark retrahiert
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SSS 6
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3 Jahre
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Druck Oberkiefer, Parästhesie Mundwinkel, Druck Orbita
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KH-Wände retrahiert, KH verschattet
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Kein hinreichender endoskopischer Befund
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SSS 7
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2–3 Jahre
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Druck Oberkiefer, NAB
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Alle KH-Wände retrahiert, KH verschattet
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Kein hinreichender endoskopischer Befund
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OH 1
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2 Monate
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Rezidivierende Epistaxis, NAB, Hyposmie
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MRT: heterogenes Signalintensität (T1 und T2: iso- und hyperintens wechselnd mit starker KM-Aufnahme), expansives Wachstum mit Verdrängung von Orbitaboden nach kranial und KH-Seiten- und Vorderwand und Vorwölbung bis ins subkutane Fettgewebe der Wange, Ausdehnung ins vordere Siebbein/den mittleren Nasengang.
CT ohne KM: inhomogene Gewebsmasse mit knöchernen Arrosionen
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Granulationsgewebe, polypöses Gewebe
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OH 2
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12 Wochen
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Rezidivierende Epistaxis
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MRT: heterogenes Signalintensität (T1 und T2: iso- und hyperintens wechselnd mit starker KM-Aufnahme), expansives Wachstum mit Verdrängung von Orbitaboden nach kranial und KH-Seiten- und Vorderwand und Vorwölbung bis ins subkutane Fettgewebe der Wange, Ausdehnung ins vordere Siebbein/den mittleren Nasengang mit Arrosion der Knochenlamellen. Laut Radiologie V. a. auf T4-Malignom oder invasive Mykose
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Fibrin, Granulationsgewebe, Ödem, polypöses Gewebe
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PD 1
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Unklar
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Zunehmende Gesichtsasymmetrie
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Vergrößerung KH links, ostiomeatale Einheit links verlegender Polyp
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Unauffällig
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PD 2
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Jahre
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Zunehmende Gesichtsasymmetrie, Schmerzen Oberkiefer
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Vergrößerung KH bds., Vorwölbung insbesondere Recessus prälacrimalis, Drainageweg offen
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Unauffällig
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PD 3
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Unklar
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Zunehmende Gesichtsasymmetrie, rezidivierende Sinusitis maxillaris
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Vergrößerung KH rechts, minimale Schleimhautverdickung KH bds., infraorbitale Zelle rechts
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Unauffällig
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Patient
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Veränderung äußere Deformität
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Weite KH-Ostium mittlerer Nasengang
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KH vollständig endoskopierbar
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Schleimhautbefund
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SSS 1
|
3
|
2
|
1
|
Schleimhautödem, purulente Sekretion, Krusten
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SSS 2
|
2
|
1
|
1
|
Sekret in KH
|
SSS 3
|
2
|
2
|
1
|
Missed Ostium, Sekret in KH
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SSS 4
|
2
|
2
|
1
|
Unauffällig
|
SSS 5
|
2
|
2
|
1
|
Schleimhautödem, Sekret in KH
|
SSS 6
|
3
|
2
|
1
|
Unauffällig
|
SSS 7
|
2
|
2
|
1
|
Unauffällig
|
PD 1
|
2
|
2
|
1
|
Unauffällig
|
PD 2
|
2
|
2
|
1
|
Unauffällig
|
PD 3
|
1
|
2
|
1
|
Unauffällig
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Silent-Sinus-Syndrom
Pneumosinus dilatans
Organisiertes Hämatom
Diskussion
Erkrankung
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Beginn
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Symptome
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Endoskopie
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Radiologische Befunde
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Bevorzugte Therapie
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Silent-Sinus-Syndrom
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30.–50. Lebensjahr
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– Enophthalmus in klinischer Untersuchung (kann subjektiv unbemerkt bleiben)
– Hypoglobus
– I. d. R. keine sinunasalen Symptome, aber Druckgefühl Oberkiefer möglich
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Erweiterung mittlerer Nasengang mit Lateralisation Proc. uncinatus
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CT:
– Verkleinerung KH-Volumen
– Retraktion aller KH-Wände
– Kaudalverlagerung Orbitaboden
– Volumenvergrößerung Orbita
– homogene Verschattung KH
– Proc. uncinatus liegt Orbita an
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Endoskopische Uncinektomie, KH-Fensterung Typ (2–)3
a
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Organisiertes Hämatom
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>40. Lebensjahr (aber Fälle im Kindesalter beschrieben)
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– NAB
– Rezidivierende Epistaxis
– Wangenschwellung
– Seltener: Schwellung Alveolarkamm, Schmerzen Wange, Exophthalmus, Hypoästhesie NV2
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Gewebsvermehrung mittlerer Nasengang und Nasenhaupthöhle, Fibrin, Granulationen. Z. T. polypöse Schleimhautschwellung und Vorwölbung der lateralen Nasenwand
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CT:
– unscharfe Begrenzung
– inhomogene KM-Aufnahme
– Ausdünnung KH-Wände
– glatt begrenzte Knochendestruktion
MRT:
– T1: homogen isointens mit Muskulatur, heterogene KM-Anreicherung
– T2: inhomogen mit hypointensem Randsaum
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Endoskopische Uncinektomie, KH-Fensterung Typ 3, ggf. erweiterter endoskopischer KH-Zugang (posterior translakrimal), anteriore Ethmoidektomie
a
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Pneumosinus dilatans
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25.–40. Lebensjahr (Fälle im Kindes- und höheren Alter beschrieben)
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– Gesichtsasymmetrie mit Vorwölbung v. a. paranasal und infraorbital, verstrichene Nasolabialfalte
– Selten: Visusminderung, Exophthalmus, Schmerzen
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Unauffälliger Befund
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CT: Erweiterung des Sinus maxillaris über die natürlichen Grenzen hinaus ohne Ausdünnung der knöchernen Wände
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Endoskopische Uncinektomie, KH-Fensterung Typ (2–)3
a
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