Erschienen in:
26.06.2019 | HIV | Originalien
Hochrisikonadelstichverletzungen und Virustransmission
Eine prospektive Beobachtungsstudie
verfasst von:
N. Safari, Prof. Dr. rer. med. H. F. Rabenau, Prof. Dr. med. C. Stephan, Prof. Dr. med. S. Wutzler, Prof. Dr. med. I. Marzi, Prof. Dr. S. Wicker
Erschienen in:
Die Unfallchirurgie
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Ausgabe 1/2020
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Zusammenfassung
Hintergrund
Nadelstichverletzungen (NSV) von medizinischem Personal stellen Arbeitsunfälle mit Transmissionsrisiko gegenüber blutübertragbares Humanes Immundefizienz-Virus (HIV), Hepatitis B- und C-Virus (HBV, HCV) dar. Neben präventiven Maßnahmen zur Unfallverhütung hat die Vermeidung oder Diagnostik einer Infektion besonders hohe Priorität. Hierdurch erlangt die Nachsorge der NSV eine große Bedeutung.
Ziele
Evaluation der Nachsorge hinsichtlich Früherkennung einer Transmission von HIV, HCV oder HBV sowie Adhärenz und psychischer Beanspruchung der Beschäftigten.
Methoden
Klinische und serologische Nachuntersuchungen der Verletzten, Ermittlung des individuellen Infektionsrisikos in der Situation der NSV, Analyse des Durchgangsarztberichts und eines selbstentwickelten standardisierten Fragebogens.
Ergebnis
Im Beobachtungszeitraum (23.03.2014–31.10.2017) kam es zu keiner Transmission von HIV, HCV oder HBV. Insgesamt 112 NSV mit infektiösen Indexpatienten (HIV 35,7 %, HCV 54,5 %, HBV 2,7 %, Koinfektionen 7,1 %) und 3 NSV mit unbekannten Indexpatienten wurden untersucht. Bei 6 Indexpatienten wurde nach NSV die Erstdiagnose einer blutübertragbaren Infektion (2 HCV-Infektionen, 4 HIV-Infektionen) gestellt. Nahezu alle Verletzten (98,3 %) ergriffen Maßnahmen zu Desinfektion und Spülung, 85,1 % der Verletzten mit HIV- oder unklarem Infektionsrisiko nahmen die Postexpositionsprophylaxe (HIV-PEP) innerhalb von 2 h und weitere 12,8 % innerhalb von 10 h ein. Nachkontrollen wurden von 97,4 % der Verletzten wahrgenommen. Drei Viertel der Beschäftigten beunruhigte die NSV; eine hohe Besorgnis gaben 12,2 % der Betroffenen an.
Schlussfolgerung
Durch ein adäquates Management und Nachsorge von NSV können niedrige Transmissionsraten nach Exposition gegenüber blutübertragbaren Viren im beruflichen Umfeld erreicht werden.