Hodentorsion: Schmerzdauer mit Atrophierisiko assoziiert

Bei Patienten mit Hodentorsion sind Schmerzen, die schon länger als zwölf Stunden bestehen, und eine präoperativ sonografisch ermittelte Heterogenität des Hodenparenchyms mit einer Atrophie assoziiert. Eine Orchiektomie kann erfolgen, wenn Hoden fünf Minuten nach der Detorsion schwarz gefärbt oder hämorrhagisch sind. Hinweis: Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. In einer prospektiven Studie prüften US-Urologen den Zusammenhang zwischen Schmerzdauer, Rötung des Skrotums, sonografischem Befund sowie intraoperativer Hodenfärbung und einer drohenden Hodenschrumpfung. Für die Beurteilung der intraoperativen Färbung hatten die Ärzte eigens eine sechsstufige Skala entwickelt, die von Normal- oder Pinkfärbung bis zu hämorrhagisch/nekrotischem Aussehen reicht. An der Studie hatten Patienten mit einem akuten Skrotum im Alter zwischen zwei Monaten und 18 Jahren teilgenommen, bei denen eine transkutane Nahinfrarot-Spektroskopie vorgenommen wurde. Unabhängig vom Aussehen wurde bei allen Hoden eine Orchidopexie vorgenommen. Schließlich wurde das Volumen des betroffenen im Vergleich zum kontralateralen Hoden sonografisch im Follow-up ermittelt. Bei 30 von 56 Patienten mit einer sonografischen Bestätigung der Hodentorsion, bei denen eine chirurgische Detorsion vorgenommen wurde, erfolgte durchschnittlich 117 Tage nach dem Eingriff eine Ultraschallunterschung zur Bestimmung des Hodenvolumens. Mehr als zwölf Stunden Schmerzdauer erhöhen das Risiko Je länger die Schmerzdauer war, umso größer war die Zahl der Hoden, die um mehr als 80% kleiner waren als der jeweils kontralaterale Hoden ohne Torsion. Das war bei zehn der 13 Patienten (78%) der Fall, bei denen die Schmerzen länger als zwölf Stunden angehalten hatten. Ebenso ausgeprägt war die Schrumpfung bei Patienten mit sonografisch entdecktem heterogenem Hodenparenchym, und zwar bei elf von 19 Patienten. Dagegen war dieses Atrophieausmaß bei keinem Patienten ohne heterogene Echogenität nachweisbar. Schließlich hatten normal oder pink gefärbte Hoden fünf Minuten nach der Detorsion ein leicht geringeres Volumen, während bei dunkelblau gefärbten Hoden die Unterschiede zum gesunden schwankten. Dagegen hatten alle schwarz gefärbten oder hämorrhagisch-nekrotischen Hoden ein um mindestens 80% geringeres Volumen. Die Urologen berichten schließlich, dass zwölf Patienten vor dem Eingriff eine Skrotumrötung hatten. Im Follow-up war jedoch nur bei fünf Patienten dieser Gruppe ein um mehr als 80% geringeres Hodenvolumen im Vergleich zum kontralateralen Organ gemessen worden. Deshalb solle der chirurgische Eingriff nur aufgrund der Färbung („red is dead“) nicht hinausgeschoben werden, so die Urologen. Sie weisen darauf hin, dass ein Vergleich mit dem Hodenvolumen vor der Verdrehung nicht möglich gewesen sei. Zudem habe das Follow-up bei etwa 120 Tagen gelegen. In früheren Studien seien jedoch auch 14 Monate nach der Torsion noch Atrophien aufgetreten. Die Stärken ihrer Studie seien das prospektive Design und die Tatsache, dass bei allen Patienten – unabhängig von der Schmerzdauer und der Hodenfärbung – notfallmäßig die Hodenfixation vorgenommen wurde. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche präoperativen Faktoren sind bei Hodentorsion verlässliche Prädiktoren für eine Hodenatrophie? Antwort: Schmerzen länger als zwölf Stunden und eine sonografisch präoperativ ermittelte Heterogenität des Hodenparenchyms sind mit einer Atrophie assoziiert, teilweise auch eine Rötung des Skrotums. Bedeutung: Da manche Patienten trotz ungünstiger Prädiktoren keine Hodenschrumpfung hatten, sollte der Eingriff auf keinen Fall hinausgezögert werden. Einschränkung: Der Volumenvergleich in der Studie bezog sich jeweils auf den kontralateralen Hoden und nicht auf das Volumen vor dem Torsionsereignis.

Springer Medizin

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