Erschienen in:
01.04.2019 | Allgemeinanästhesie | Originalien
Hörschwellenbestimmungen bei Kindern mittels früher akustisch evozierter Potenziale
Einfluss von Sedierung und Narkose auf Qualität und Messzeit
verfasst von:
V. Knaus, Dr. R. Mühler, J. L. Verhey
Erschienen in:
HNO
|
Ausgabe 8/2019
Einloggen, um Zugang zu erhalten
Zusammenfassung
Hintergrund
Eine wesentliche Voraussetzung für den erfolgreichen Einsatz von frühen akustisch evozierten Potenzialen (FAEP) in der pädaudiologischen Diagnostik ist die Sicherstellung einer hohen Qualität der Messungen, für deren quantitative Beurteilung in der Regel die Reststörung benutzt wird. Neben der Mittelungszahl ist die individuelle Amplitude des spontanen Elektroenzephalogramms (EEG) der wichtigste Einflussfaktor für die Reststörung. Diese Studie untersucht erstmalig quantitativ den Einfluss verschiedener Methoden der Ruhigstellung (Narkose, Sedierung mit Chloralhydrat und Melatonin, natürlicher Schlaf) auf die individuelle EEG-Amplitude von Kindern.
Material und Methoden
In einer retrospektiven Analyse wurden FAEP-Messungen an 80 Kindern im Alter von einem Monat bis 6 Jahren ausgewertet. Aus Mittelungszahl und Reststörung wurde die individuelle mittlere EEG-Amplitude geschätzt und in Abhängigkeit von der Art der Ruhigstellung statistisch analysiert. Aus der mittleren EEG-Amplitude wurde die theoretische Messzeit für eine konstante Reststörung von 35 nV berechnet.
Ergebnisse
Die EEG-Amplituden im Wachzustand sind im Mittel 2,5-mal größer als im natürlichen Schlaf und mehr als 4‑mal größer als in Intubationsnarkose. Obwohl die EEG-Amplitude in Intubationsnarkose deutlich geringer war als bei den 3 anderen Ruhigstellungsarten, war dieser Unterschied statistisch nicht signifikant. Die theoretische Messzeit für 35 nV Reststörung bei wachen Kindern war im Mittel mehr als 10-mal größer als bei sedierten.
Schlussfolgerung
Der deutliche Unterschied zwischen den EEG-Amplituden von wachen und sedierten Kindern zeigt, dass zur Bestimmung der Hörschwelle auf Basis von FAEP eine Sedierung angeraten ist, denn nur in selten Fällen sollte eine Hörschwellenmessungen mit FAEP an wachen Kindern in einem klinisch realistischen Zeitrahmen zu brauchbaren Ergebnissen führen. Da sich verschiedene Methoden zur Ruhigstellung hinsichtlich ihrer Wirkung auf die Messzeit nicht signifikant unterscheiden, kann die Art der Ruhigstellung in Abhängigkeit von Alter und Indikation frei gewählt werden.