Erschienen in:
16.03.2021 | Hörsturz | Originalien
Hormonelle Beeinflussung des Hörvermögens
verfasst von:
Dr. J. M. Vahl, E. Goldberg-Bockhorn, T. K. Hoffmann, M. C. Wigand
Erschienen in:
HNO
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Ausgabe 12/2021
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Zusammenfassung
Hintergrund
Schwerhörigkeit führt zu Einschränkungen im Bereich der Kommunikation, im sozialen Umfeld und bei kognitiven Funktionen. Dies macht eine frühzeitige Behandlung besonders wichtig. Eine ursächliche Therapie ist bislang nicht verfügbar. In Human- und Tierstudien zeigt sich, dass bestimmte Hormone das Hörvermögen positiv beeinflussen können.
Ziel
Dieser Review verschafft einen Überblick über Auswirkungen verschiedener Hormone auf das Hörvermögen und beschreibt den möglichen Nutzen für zukünftige Therapieansätze.
Material und Methoden
Es wurde eine systematische Literaturrecherche zu Reviews, die sich mit dem Einfluss verschiedener Hormone auf das Gehör von Mensch und Tier befassen und zwischen 2015 und 2020 in PubMed publiziert wurden, durchgeführt.
Ergebnisse
Hormone können antiapoptotische Effekte auf strukturrelevante Zellen der Cochlea und Hörbahn vermitteln und Einfluss auf die Funktionalität der Haarzellen oder das Elektrolytgleichgewicht der Endo- und Perilymphe ausüben. Gegenstand aktueller Forschung sind Glukokortikoide, das Mineralokortikoid Aldosteron, die Sexualhormone Östrogen, Progesteron und Testosteron, die Wachstumshormone GH („growth hormone“) und IGF‑1 („insulin-like growth factor 1“), Schilddrüsenhormone und Insulin. Die Studienergebnisse sind zum aktuellen Zeitpunkt noch inkonsistent, allerdings scheinen diverse Hormone möglicherweise eine künftige Therapieoption bei akuten Hörstörungen darzustellen. Eine längerfristige Hormonbehandlung, wie sie insbesondere bei altersbedingter Schwerhörigkeit notwendig wäre, stellt aufgrund des Nebenwirkungsprofils der systemischen bzw. dem Fehlen einer praktikablen topischen Anwendungsmöglichkeit derzeit kein sinnvolles Vorgehen dar.
Schlussfolgerung
Die Wirkungsweise von Hormonen ist komplex. Ob diese in Zukunft für eine individualisierte Therapie von Patienten mit akuten Hörstörungen genutzt werden können, muss weiter untersucht werden.