Statintherapie: kein eindeutiger Schutzeffekt auf das Hörvermögen

Die cholesterinsenkende Therapie mit Statinen hat zwar in Tierversuchen otoprotektive Effekte auf das Hörvermögen gezeigt. In klinischen Studien ist allerdings kein eindeutiger Schutzeffekt zu verzeichnen. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Vaskuläre Ischämie, oxidativer Stress und Entzündungsvorgänge werden im Zusammenhang mit der Pathophysiologie des sensorineuralen Hörverlusts diskutiert. Auch wurde Hypercholesterinämie mit einem plötzlichen Hörverlust dieser Art in Verbindung gebracht, aber auch mit lärmbedingter Reduktion des Hörvermögens. Als Ursache wurde eine Ischämie der Innenohrarterie ins Spiel gebracht. Aufgrund der Wirkeigenschaften von Statinen wird vermutet, dass sie auch einen otoprotektiven Effekt haben, bei dem hämodynamische und metabolische Mechanismen eine Rolle spielen. Audiometrische Ergebnisse und Fragebögen ausgewertet Um einen möglichen Zusammenhang zu klären, haben Ärzte um Dr. Pattarawadee Prayuenyong von der University of Nottingham eine ganze Reihe von Publikationen durchforstet, darunter neun klinische Studien, davon eine randomisiert kontrollierte Studie und zwei retrospektive Studien, sowie acht tierexperimentelle Untersuchungen. Voraussetzung dafür, dass eine Studie berücksichtigt wurde, war, dass der Zusammenhang einer gebräuchlichen Statintherapie mit dem Hörvermögen, mit Tinnitus sowie dem Gleichgewicht untersucht wurde. Dazu wurden unter anderem die Audiometrie, Fragebögen zu Tinnitus sowie Patientenangaben zu Tinnitus und Vertigosymptomen genutzt. Eine Metaanalyse war aufgrund der großen Heterogenität der insgesamt 17 Studien nicht möglich. Wie die Ärzte berichten, wurden in den meisten Tierversuchen durch die Statintherapie vielversprechende audiologisch bestätigte Ergebnisse erzielt, nämlich per Hirnstammaudiometrie und Distorsionsprodukte otoakustischer Emissionen, also im Gehörgang messbaren Schallwellen. Bestätigt wurden die positiven Therapieergebnisse in einigen Tierexperimenten durch histologische Untersuchungen. So konnten in drei Studien bei Mäusen mit Hypercholesterinämie durch eine Statintherapie die Zahl und die Morphologie der Haarzellen der Spiralganglien erhalten werden. In den klinischen Studien seien hingegen keine eindeutigen Therapieergebnisse erzielt worden. Die Ärzte vermuten, dass diese Diskrepanz auf der unterschiedlichen Dosierung, den unterschiedlichen Beurteilungsverfahren sowie nicht zuletzt auf den Unterschieden zwischen Mensch und Tier beruhen. Vorgänge münden in den programmierten Zelltod Nur in sechs klinischen Studien seien unter einer Statintherapie positive audiologische Ergebnisse dokumentiert worden, begleitet von einem niedrigeren Cholesterinspiegel, so Prayuenyong und Kollegen. Dies weise auf eine cholesterinabhängige Wirkung der Statinbehandlung hin. Diese Studien stützten die Pathophysiologie der Gefäßischämie im Zusammenhang mit Hypercholesterinämie, die zu einer Sauerstoffreduktion, Überproduktion von freien Sauerstoffradikalen und einem Entzündungsprozess führe, was schließlich den programmierten Zelltod einleite. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welchen Effekt hat eine Statintherapie auf audiologische Parameter wie Hörvermögen und Tinnitus? Antwort: In Tierversuchen wurden otoprotektive Resultate erzielt, unter anderem beurteilt anhand der Histologie des Innenohres. In klinischen Studien wurden jedoch keine aussagekräftigen und eindeutigen Ergebnisse erreicht. Bedeutung: Das Potenzial von Statinen als mögliche Otoprotektiva ist in künftigen klinischen Studien noch zu klären. Einschränkung: Sehr heterogene Studien, keine einheitlichen Ergebnisse bei den klinischen Studien, keine Metaanalyse möglich. Empfehlung der Redaktion Hörstörungen – Themenseite Schwerhörigkeit und andere Hörstörungen können viele Ursachen haben – vom Tumor im Kleinhirnbrückenwinkel bis zum Cerumen obturans. Alles zur Diagnostik und Therapie finden Sie hier.

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