Steroide wirken intratympanal genauso gut wie systemisch

Ob sich sensorineuraler Hörverlust mit intratympanaler Steroidapplikation besser behandeln lässt als mit systemischer Gabe, haben dänische Forscher untersucht. Der Vergleich endete remis. Das Wichtigste in Kürze zu dieser Studie finden Sie am Ende des Artikels. Rund 90% der Fälle von plötzlichem sensorineuralem Hörverlust gelten als idiopathisch, Ursachen wie vestibuläre Schwannome, Autoimmunkrankheiten oder perilymphatische Fisteln lassen sich in diesen sogenannten idiopathischen Fällen nicht ausmachen. Der akute Hörsturz manifestiert sich binnen 72 Stunden, betrifft typischerweise nur ein Ohr und geht mit einem Verlust von mindestens 30 dB in drei konsekutiven Frequenzbereichen einher. Die Betroffenen sind meist Anfang 40 bis Anfang 50, die Inzidenz beträgt zwischen 5 und 20 je 100.000 Personenjahre. Angegangen wird das Problem wesentlich auf zwei Weisen: mit systemisch (oral) verabreichten Kortikosteroiden und mit Kortikoidinjektionen direkt ins Mittelohr. Christian Mirian und Therese Ovesen von der Universität Aarhus haben in einer systematischen Übersichtsstudie und Metaanalyse die genannten Therapiestrategien für Patienten mit idiopathischem plötzlichem sensorineuralem Hörverlust miteinander verglichen. An den einbezogenen sieben randomisierten Studien waren 710 Patienten beteiligt: 235 von ihnen hatte man Kortikosteroide intratympanal appliziert, 325 bekamen orale Kortikoide und 150 wurden kombiniert behandelt. Keine signifikanten Unterschiede Der durchschnittliche Reintongewinn durch die Therapie wurde mit Frequenzen von 500, 1000, 2000 und 3000 bzw. 4000 Hz ermittelt. Der Zuwachs von rund 2 dB nach systemischer Kortikoidgabe im Vergleich zur intratympanalen Applikation erwies sich als nicht signifikant. In beiden Gruppen erlangten rund ein Viertel der Patienten ihr volles Hörvermögen wieder. Auch die kombinierte Behandlung war der systemischen Therapie nicht überlegen, die Raten vollständiger Remissionen lagen bei 33% bzw. 30%, ohne dass dieser Unterschied statistisch bedeutsam gewesen wäre. Ein Vergleich zwischen kombinierter und intratympanaler Kortikoidgabe war nur in zwei Studien vorgenommen worden. Auch hier war nicht ersichtlich, dass eine Behandlungsmethode der anderen überlegen wäre. Zwar waren die untersuchten Studien randomisiert, allerdings hatten in allen Fällen sowohl die Behandler wie die Patienten gewusst, welche Therapie eingesetzt wurde. Dies bedingt ein hohes Risiko für systematische Verzerrungen der Ergebnisse. Dennoch haben die dänischen Mediziner mit ihrer Studie kein Nullergebnis erzielt. Immerhin darf man auf der Grundlage der Ergebnisse die intratympanale und die systemische Kortikoidtherapie von idiopathischem sensorineuralem Hörverlust als gleichwertig annehmen. Patienten, die von einer systemischen Kortikoidgabe nebenwirkungsbedingte Nachteile zu befürchten hätten, könnten Kortikoide mit gleicher Erfolgsaussicht intratympanal erhalten. Dies für die einzelnen Patientengruppen zu klären, ist Aufgabe künftiger Forschung. Das Wichtigste in Kürze Frage: Welche Therapiestrategie gegen idiopathischen Hörverlust wirkt besser: intratympanale oder systemische Kortikosteroidgabe? Antwort: Die vorliegenden Studiendaten bieten keine Grundlage, eine der beiden Kortikoidapplikationen gegen Hörsturz zu favorisieren. Bedeutung: Für Patienten, die systemische Kortikoide nicht vertragen, sind intratympanale Kortikoide eine gleichwertige Alternative. Einschränkung: Die untersuchten Studien waren nicht verblindet, es besteht ein hohes Risiko für Bias. Empfehlung der Redaktion Hörsturz – Themenseite Der Hörsturz ist eine ohne erkennbare Ursache plötzlich auftretende einseitige Schallempfindungsstörung – bis hin zum Hörverlust. Auf dieser Seite finden Sie alles rund um die ernstzunehmende Erkrankung.

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