Bei der Hüft-TEP Lendenwirbel gebrochen

Ein 86-jähriger Mann erhält eine Totalendoprothese an der linken Hüfte. Eigentlich ein Routineeingriff, aber beim Aufwachen hat der Patient stärkste Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel. Was ist hier schiefgelaufen? Es war bereits die zweite Hüft-TEP-Operation, die der 86-jährige Patient an einer New Yorker Klinik über sich ergehen ließ. Der erste Eingriff vor zwei Jahren war komplikationslos verlaufen, obwohl bei dem Mann so einiges an Vorerkrankungen zusammenkam: Er litt an Prostatakrebs, hatte bereits eine künstliche Aortenklappe und einen BMI von 35 kg/m2. Kollabierte Bandscheibe im Röntgenbild Auf den präoperativ angefertigten Röntgenaufnahmen konnte man erkennen, dass die bereits vorhandene Endoprothese im rechten Hüftgelenk perfekt saß. Auf der linken Seite zeigte sich wie erwartet die fortgeschrittene Arthrose. Außerdem war eine kollabierte Bandscheibe mit Osteophytenbildung im Bereich der Lendenwirbelsäule zu sehen, Hinweise auf eine degenerative Bandscheibenerkrankung. Das Team maß diesem nicht eben seltenen Befund keine besondere Bedeutung bei. Die Op. nahm ihren Lauf, der Patient wurde wie beim ersten Mal auf dem Rücken liegend operiert, mit einem Zugang von anterior. Nach 89 Minuten war der Eingriff erfolgreich beendet, der Patient hatte jetzt ein zementfreies Implantat mit einer hemisphärischen Pfanne und einem Schaft im „Fit-and-Fill-Design“ in der Hüfte. Stärkste Schmerzen beim Aufwachen Beim Aufwachen jedoch wurde sofort klar, dass etwas nicht optimal gelaufen war: Der Mann hatte stärkste Schmerzen im unteren Rücken und gab an, in beiden Beinen von den Knien abwärts taub zu sein. Die Messung der motorischen Kraft ergab eingeschränkte Werte in Hüftbeugern, Quadrizeps und Hamstrings, und zwar erstaunlicherweise nur auf der rechten Seite, mit 3 von 5 Punkten auf der ASIA- (American Spinal Cord Injury Association)-Skala. Da die umgehend angefertigte Röntgenaufnahme des Beckens keine Besonderheiten aufzuweisen schien, entschloss man sich, den Patienten erst einmal nur zu überwachen. Die neurologischen Befunde kämen, so vermutete man, von der Spinalanästhesie. Am Tag nach dem Eingriff hatten sich die Kraftgrade jedoch noch immer nicht gebessert. Was auch noch auffiel, war eine Fußheberparese rechts. Man veranlasste eine MRT-Untersuchung. Das Ergebnis: V. a. Hyperextensionsverletzung im Bereich T12-L1. Die vom Neurologen unter der Annahme einer „lumbosakralen Neurapraxie“ empfohlene Therapie: Steroide. CT zeigt 3-Säulen-Verletzung Am dritten Tag hatte sich der motorische Befund noch immer nicht verbessert, und nach wie vor hing der rechte Fuß herab. Ein Wirbelsäulenspezialist drängte daraufhin auf eine CT-Untersuchung, welche eine 3-Säulen-Extraktions-Distraktionsverletzung mit Frakturen von Wirbelkörper, Wirbelbogen und Proc. spinosus auf der Ebene T12-L1 bestätigte. Eine operative Wirbelkörperfusion schien nun unumgänglich, diese wurde am fünften postoperativen Tag erfolgreich durchgeführt. Wie Dr. Gina M. Mosich vom Hospital for Special Surgery in New York und ihr Team berichten, war der weitere Verlauf ohne besondere Komplikationen. An Tag 12 wurde der Patient in eine Reha-Einrichtung entlassen. Zwei Monate später war er in der Lage, mit einem Rollator zu laufen. Die Kraft im rechten Bein, so schilderte er es, komme allmählich zurück. Wegen der Beinheberparese sei er jedoch nach wie vor auf eine Knöchelorthese angewiesen. Die motorische Untersuchung zeigte rechtsseitig allerdings die gleichen Werte in den Beinmuskeln wie zuvor, mit jeweils 3 von 5 Punkten auf der ASIA-Skala. Immerhin war der alte Herr die Schmerzen nun (fast) los: In den Hüften gab er beidseits eine 0 auf der visuellen Analogskala an, im Rücken eine 1 von maximal 10 Punkten. Nicht zu stark strecken! Nach Mosich und Kollegen zeigt der Fall, wie wichtig es sein kann, vor einer Hüft-TEP auch die Wirbelsäule der Patienten in Augenschein zu nehmen. Im Fall einer degenerativen Bandscheibenerkrankung tue man gut daran, ein übermäßiges Strecken der Gliedmaße zu vermeiden. Im vorliegenden Fall konnte allerdings nicht genau geklärt werden, bei welcher Aktion die Frakturen entstanden waren. Die Autoren vermuten, dass sich die beim Dehnen des Hüftgelenks entstehenden Kräfte auf die Wirbelsäule übertragen hatten. Eine Rolle habe dabei eventuell auch der Op.-Tisch gespielt, welchen man intraoperativ auf Höhe der Trochanteren abgeknickt hatte.

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Bei der Hüft-TEP Lendenwirbel gebrochen

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